BMX-Fahrer in Paris

Olympia-Qualifikation in Shanghai Athleten aus vier Sportarten kämpfen um Startplätze für Paris

Stand: 14.05.2024 13:59 Uhr

Für vier Tage wird Shanghai zum Mittelpunkt weltweiter Olympia-Hoffnungen. Vom 16. bis 19. Mai findet in Chinas Riesen-Metropole der erste Teil der Olympic Qualifier Series des IOC statt. Vier Sportarten sind dabei: BMX-Freestyle, Skateboarding, Breaking und Sportklettern. Für jede dieser vier gelten unterschiedliche Regeln. Die Sportschau sorgt für den Überblick. Welche deutschen Sportler sind in China am Start und wie sind ihre Chancen auf ein Olympia-Ticket?

Von Florian Kurz

Ganz schön schwierig, angesichts dieser Fülle an Sportarten und Regularien, den Überblick zu bewahren. Denn die Wettkämpfe in Shanghai sind nur der erste Teil der Olympic Qualifier Series. Der zweite findet vom 20. bis zum 23. Juni in Budapest statt. Im Breaking und beim Klettern zählen ausschließlich die Ergebnisse dieser Wettbewerbe. Bei den BMX-Fahrern und den Skateboardern bilden sie jedoch nur einen Teil der Qualifikations-Grundlagen.

Sportklettern

2021 bei den Spielen in Tokio feierte die Sportart ihre Olympia-Premiere. Doch dieses Mal haben sich die Regeln deutlich verändert. Gab es damals bei Frauen und Männern jeweils nur einen Wettbewerb, bei dem alle Sportler sowohl im Lead, als auch im Bouldern und Speedklettern antreten mussten, so wird das für Olympia in Paris aufgeteilt. Aus zwei werden vier Wettbewerbe, damit also doppelt so viele Medaillenchancen - auch für die deutschen Sportler.

Einen Kombinationswettbewerb gibt es noch immer. Dort müssen die Sportler allerdings nur noch in Lead und Bouldern antreten. Jeweils 20 Frauen und Männer und Frauen dürfen in Paris dabei sein, die Hälfte der Startplätze wird in Shanghai und Budapest verteilt. Gerade bei den Männern sind die deutschen Chancen ziemlich gut. Am Start ist Alexander Megos. Seit Jahren gehört der Erlangener zur Weltspitze, gewann noch im vergangenen Sommer WM-Bronze im Lead.

Ebenfalls Weltklasse nennen darf sich Yannick Flohé. Anders als Teamkollege Megos hatte der Essener 2021 einen Olympia-Startplatz noch knapp verpasst. Dritter deutscher Teilnehmer wird Yannick Nagel sein.

Bei den Frauen schöpft das deutsche Team im Kombinations-Wettbewerb sogar das Maximal-Kontingent von vier Starterinnen aus. Die wohl prominenteste ist die Kölnerin Hannah Meul, Silbermedaillen-Gewinnerin im Bouldern bei der Europameisterschaft 2022 in München. Die weiteren Deutschen: Lucia Dörffel, Roxana Wienand und Sandra Hopfensitz.

Bouldern

Hannah Meul bei den European Championships in München.

Maximaltempo gefordert ist im Speedklettern. 15 Meter senkrecht in die Höhe in wenigen Sekunden. Bei den Frauen ist nur eine Deutsche dabei. Franziska Ritter aus Wuppertal, Ende März immerhin Siegerin beim Europacup in Lublin. Bei den Männern ruhen die Hoffnungen auf Sebastian Lucke und Leander Carmanns. Allerdings ist der Konkurrenzdruck im Speed-Wettbewerb noch einmal größer: Denn nur noch jeweils sechs Startplätze für Paris sind frei.

Breaking

Olympia-Premiere für die Sportart, gleichzeitig aber wohl ein einmaliger Auftritt im Zeichen der Ringe. Denn für die Spiele 2028 gehört Breaking nicht mehr zum olympischen Programm. Entsprechend weiß jedes B-Girl und jeder B-Boy um die einzigartige Chance vor spektakulärer Kulisse. Denn getanzt wird in Paris mitten auf der Vorzeige-Location Place de la Concorde unweit der Seine.

In Shanghai streiten jeweils 40 Tänzer um sieben Olympia-Tickets. Bei den Männern ist kein Deutscher für diesen Wettbewerb qualifiziert. Anders sieht das bei den B-Girls aus. Sanja Jilwan Rasul aus Berlin und Pauline Nettesheim, die für Düsseldorf startet, wissen beide: Alles, was vorher war, zählt nicht mehr. Nur die Ergebnisse der Wettbewerbe in China und in Ungarns Hauptstadt. Entsprechend groß ist die Chance, aber auch der Druck, weil ein Fehler alle Hoffnungen ruinieren kann.

Breaking Frauen

Sanja Jilwan Rasul (l.) und Pauline Nettesheim bei den Finals 2023 in Duisburg.

BMX-Freestyle

Die Disziplin Park feierte 2021 in Tokio ihr Olympia-Debüt und erwies sich sofort als echter Hingucker. Deutsche Medaillen gab es in Japan keine, aber zumindest bei den Frauen stehen die Chancen nicht schlecht, dass sich dieses Mal mit Lara Lessmann nicht nur eine Fahrerin qualifizieren wird.

Die Olympia-Sechste von Tokio ist auch dieses Mal wieder mit dabei. Mindestens genauso aussichtsreich dürfte die Remscheiderin Kim Lea Müller ins Rennen um einen Startplatz gehen. Die 22-Jährige belegte 2022 bei der WM immerhin Rang vier, und weil bei den Park-Fahrerinnen auch frühere Resultate in die Qualifikation mit einfließen, ist solch ein Top-Resultat durchaus hilfreich. Dritte deutsche Starterin in der Olympic Qualifier Series ist die erst 17 Jahre alte Lillyana Seidler.

Bei den Männern dürfte Paul Thölen eher nur Außenseiterchancen haben, zum exklusiven Starterfeld für die Spiele in Paris zu gehören. Denn pro Geschlecht gibt es gerade einmal jeweils zwölf Teilnehmerplätze.

Skateboarding

Da haben es die Skateboarder deutlich besser: 22 Startplätze pro Disziplin. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern stehen, wie bei der Olympia-Premiere in Tokio vor drei Jahren, jeweils zwei Wettbewerbe auf dem Programm. Park und Street.

Während in der Street-Qualifikation keine deutsche Starterin in Shanghai und Budapest dabei ist, sind die nationalen Hoffnungen im Park deutlich höher.

Denn mit ihren gerade mal 16 Jahren könnte Lilly Stoephasius bereits ihr zweiter Auftritt bei den Spielen gelingen. Die Berlinerin war schon immer früh dran. Erstes Board mit drei, erster deutscher Meistertitel bei den Erwachsenen mit elf, Olympia-Premiere mit 14. Die Neuntplatzierte der Spiele von Tokio ist definitiv die Hoffnungsträgerin des deutschen Verbandes.

World Skateboarding Tour

Schafft Lilly Stoephasius die zweite Olympia-Teilnahme?

Tyler Edtmayer war ebenfalls schon in Tokio am Start, belegte dort, trotz gebrochenen Arms, immerhin Platz 15 im Park-Wettbewerb. Auch im zweiten Männer-Wettbewerb sind die deutschen Skateboarder in der Qualifikation vertreten, durch Street-Spezialist Justin Sommer. Wie bei den BMXern fließen auch hier frühere Resultate in die Wertung mit ein.