Jonas Lappe spielt in der Amputierten-Bundesliga für Fortuna Düsseldorf.

Amputierten-Bundesliga Fortuna Düsseldorf kann Rekordmeister werden

Stand: 01.09.2023 17:04 Uhr

Am Samstag findet in Düsseldorf das Final-Turnier der Amputierten-Bundesliga im Fußball statt. Fortuna Düsseldorf geht als Titelverteidiger ins Rennen. Unklar ist noch, ob die Liga eine Zukunft hat.

Den Namen Radouane Chaanoune werden lange nur wenigen Menschen einmal gehört haben. Im Juli war der Spieler der Amputierten-Mannschaft von Fortuna Düsseldorf dann plötzlich bundesweit in den Medien. Der Grund: Chaanoune ist von den Zuschauerinnen und Zuschauern der Sportschau zum Torschützen des Monats Juni gewählt worden. Sein Fallrückzieher mit Geh-Hilfe beim 2:2 gegen den 1. FSV Mainz 05 erhielt fast 50 Prozent der Stimmen. Damit hatte sich Chaanoune, dem das rechte Bein amputiert werden musste, unter anderem gegen Nationalspieler Ilkay Gündogan durchgesetzt.

Es war sicherlich das spektakulärste, aber nicht das einzige Tor von Chaanoune in dieser Saison. Mit 17 Treffern führt er die Torschützenliste der Amputierten-Bundesliga an. Damit hat Chaanoune mehr als die Hälfte aller 30 Düsseldorfer Saisontore geschossen und ist somit einer der Gründe dafür, warum Fortuna als Tabellenführer in das Finale der Amputierten-Bundesliga am Samstag geht.

Der Fallrückzieher von Chaanoune

Finale der Amputierten-Bundesliga in Düsseldorf

Ein weiterer Vorteil für die Düsseldorfer: Sie spielen Zuhause. Das Finale, das in dieser Saison zum ersten Mal im Playoff-Modus ausgetragen wird, findet am Flinger Broich in Düsseldorf statt. Gegner im Halbfinale ist Anpfiff Hoffenheim, Vierter (und damit Letzter) der Hauptrunde. Der Sieger des Spiels trifft dann am 18 Uhr im Finale auf den Sieger der Partie zwischen der SG Nord-Ost, bestehend aus Spielern der Sportfreunde Braunschweig, des Hamburger SV und von Tennis Borussia Berlin, und dem 1. FSV Mainz 05.

Das Ziel der Düsseldorfer ist klar: Den Titel verteidigen. In der vergangenen Saison holte die Fortuna ihren ersten Meistertitel. Da es die Liga erst seit 2021 gibt, wäre Düsseldorf bei einem weiteren Triumph quasi Rekordmeister. "Das wäre der Idealzustand", sagte Stefan Felix, Inklusionsbeauftragter von Fortuna Düsseldorf im WDR-Gespräch. "Aber das Ziel ist, das Finale zu erreichen auf der eigenen Anlage." Dafür baut Felix auf eine geschlossene Mannschaftsleistung. "Das ist unsere Stärke und ich hoffe, die greift morgen wieder."

Erhaltung des Standorts nicht einfach

Felix hat die Amputierten-Mannschaft der Fortuna vor vier Jahren aufgebaut. Mit der Entwicklung ist er zufrieden, denn den Standort aufrecht zu erhalten, ist nicht einfach: "Da spielen viele Dinge mit rein: Die Bereitschaft der Spieler, sich weiterhin zu quälen, denn ist es ist eine anstrengende Sportart. Familienumstände werden anders, Studienplätze, man verlässt die Umgebung. Da muss man immer wieder schauen. Deswegen sind wir froh, dass wir morgen die Chance haben, den Titel erstmalig zu verteidigen und dann hoffen wir, dass wir nächstes Jahr wieder eine schlagfertige Mannschaft aufstellen."

Die Amputierten-Bundesliga ist 2021 an den Start gegangen, damals noch mit drei Mannschaften. Heute sind es vier. Während international mit sechs Feldspielern und einem Torwart gespielt wird, spielt die Bundesliga mit vier Feldspielern plus Torwart. "Man kann schwer auf ein sechs plus eins hochgehen, weil man kann es nicht immer garantieren. Manche müssen mal arbeiten am Wochenende. Das heißt, es entwickelt sich langsam, was ich aber gar nicht so schlecht finde. Denn so hat eine Konstanz und kann auch Spieler heranführen, ohne diesen Druck zu haben, an einem Spieltag mindestens sieben Spieler haben zu müssen."

Zukunft der Amputierten-Bundesliga ungewiss

Die Zukunft der Bundesliga ist noch nicht vollständig gesichert. Denn die Liga wurde 2021 als Modellprojekt des Vereins "Anpfiff ins Leben" gegründet, gefördert von der Aktion Mensch. Dieses Projekt läuft zum 31. Dezember 2023 aus. "Da laufen im Hintergrund Verhandlungen, wo wir als Standort aber noch nicht involviert sind", sagte Felix. "Ziel ist es aber, die Liga jetzt auch jenseits der Förderung zu etablieren."

Dabei hat Felix auch einen bestimmten Unterstützer im Blick: "Eigentlich, das muss man ehrlich sagen, müsste der DFB langsam aber sicher mal greifen. Um auch einfach zu sagen: Wir schreiben uns das nicht nur auf die Fahne, sondern wir werden auch tätig. Blindenfußball ist dort angesiedelt und wird von der Sepp-Herberger-Stiftung unterstützt. Zwar wird der nicht großartig finanziert, weil die Standorte sich selber tragen können, aber er wird unter einem Dach organisiert. Das wäre ideal. Vor allem mit Blick auf die Nationalmannschaft, die ist nämlich von der Bundesliga losgelöst und organisiert sich selbst."

Liga wichtig für Integration

Eine Amputierten-Bundesliga sei für Inklusion und Integration wichtig, sagte Felix. "Viele Spieler sind nicht in Deutschland geboren und möchten über den Fußball die Inklusion und die Integration schaffen. Es ist wichtig, dass man alle Menschen an den Sport bekommt."

Nun freut sich Felix aber erst einmal auf das Bundesliga-Finale im eigenen Stadion. "Wenn man Meister wird, ist es in der eigenen Stadt natürlich am schönsten", sagte er. Ein Rahmenprogramm soll zusätzlich noch einmal Zuschauerinnen und Zuschauer anlocken. "Ich hoffe, wenn wir es ins Endspiel schaffen, dass wir eine ordentliche Kulisse haben und 200 bis 300 Zuschauer den Weg nach Flingern finden."