Cottbus-Stürmer Timmy Thiele bejubelt einen Treffer. / imago images/Steffen Beyer

Interview | Cottbus-Stürmer Timmy Thiele Cottbus-Stürmer Timmy Thiele: "Dieser Film wird bildlich natürlich mit dem Aufstieg enden"

Stand: 29.04.2024 18:01 Uhr

Fußball-Fieber in der Lausitz: Energie Cottbus klopft an die dritte Liga an. Der rbb hat den Verein in einer nun veröffentlichten Doku begleitet. Stürmer Timmy Thiele über die Entstehung des Films, den Aufstiegstraum und Trainer "Pele" Wollitz. "Unter Strom - der FC Energie Cottbus hautnah" ab sofort in der ARD Mediathek und am 1. Mai um 18:55 Uhr im rbb Fernsehen

rbb|24: Herr Thiele, Energie Cottbus ist für Spektakel gut. So auch am Samstag beim 4:3-Sieg in der Nachspielzeit gegen Lok Leipzig. Haben Sie schon wieder Ruhepuls?
 
Timmy Thiele: (lacht) Ja, doch. Neue Woche, es geht wieder los - jetzt beginnt die Vorbereitung auf Samstag (4.5., 16 Uhr beim BFC Dynamo, Anm. d. Red.). Wir haben es gegen Lok selbst noch einmal sehr spannend gemacht, was gar nicht so nötig war. Am Ende war es ein sehr, sehr emotionales Siegtor. Es war also irgendwie richtig geil und unnötig zugleich. Jetzt hatte ich aber genug Zeit, das Ganze zu verarbeiten. Wir haben ein sehr wichtiges Spiel vor der Brust. Und dementsprechend ist der Fokus jetzt komplett darauf gerichtet.

Die Szenen des entfesselten Jubels vor 12.000 Zuschauern haben nochmal eindrucksvoll gezeigt, was für eine Tradition im Verein steckt. Cottbus ist drei Spieltage vor Schluss Tabellenführer. War das ein Vorgeschmack auf eine mögliche Aufstiegsparty Ende Mai?
 
Ja, mindestens. Ich sage sogar: Da wird es nochmal extremer. Da werden alle Dämme brechen, wenn wir das schaffen - und wir werden das schaffen. Wir sind alle von unseren Fähigkeiten und dem gesamten Weg überzeugt. Dann wird es kein Halten mehr geben.

Was würde ein möglicher Aufstieg für die Region und Anhänger bedeuten?
 
Unfassbar viel. Das ist natürlich eine geballte Wucht, die hier mit Energie Cottbus kommt. Das ist ein riesengroßer Traditionsverein mit ganz, ganz treuen Anhängern. Es wäre unbeschreiblich, wenn wir das für die Region, für uns und für den Verein schaffen könnten.

Den bisherigen Weg durch die Saison hat der rbb in einer Doku begleitet (jetzt in der rbb Mediathek und am 1. Mai um 18:55 Uhr im rbb Fernsehen). Das rbb-Team drehte privat zuhause, im Mannschaftskreis, der Kabine, bei Teamausflügen und in der Reha - immer ganz nah dran. Wie war das für Sie und Ihre Mitspieler, als Sie von diesem Projekt gehört haben?
 
In der Mannschaft wird das natürlich besprochen. Das bestimmt kein Einzelner. Es gab eine positive Stimmung und wir haben gesagt: Klar, warum nicht? Torsten Michels (der Autor der Doku, Anm. d. Red.) ist natürlich auch ein sehr einfacher und cooler Typ mit seinem Kamerateam. Dementsprechend war das eine runde Sache und hat viel Spaß gemacht. Ich habe mit ihm ja auch privat gedreht und eben auch in der Reha, als ich mich im Winter am Knie habe operieren lassen. Es wäre natürlich alles umso schöner, wenn wir am Ende daraus einen unfassbar geilen Erfolgsfilm machen können, wenn wir es geschafft haben. Daran arbeiten wir.

Als Trainer lebt und liebt Pele diesen Fußball. Das ist das Emotionale bei ihm, das ist ganz brutal.

Sie sind selbst sehr aktiv bei Instagram und teilen ihr Leben. Diese Inhalte steuern Sie selbst. Wie war es nun, dass jemand einen Film über Sie und Ihr Team umsetzt - und Sie vertrauen müssen?
 
Ich habe in den vergangenen Jahren mit vielen Medienbeauftragten zusammengearbeitet. Da sagt mir die Erfahrung, das man grundsätzlich schon vorsichtig sein muss. Aber ich verstelle mich nicht. Ich bin wie ich bin. Ob das gut oder schlecht rüberkommt, wird sich dann zeigen. Das ist der Timmy Thiele. So ist er - wie er leibt und lebt. So ist das bei mir bei Social Media und auch bei Torsten Michels vor der Kamera. Dementsprechend mache ich mir da absolut keine Sorgen, dass es hundert Prozent Timmy Thiele sein wird.

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Die Doku zeigt auch, dass es in dieser Saison nicht nur positive Momente gab - die Mission Aufstieg drohte früh zu scheitern. Ende Januar in Erfurt betrug der Rückstand auf Platz eins elf Punkte. Wie haben Sie diese Zeit in Erinnerung?
 
Das war genau die Phase, in der ich wegen meiner Operation noch in der Reha war. Aber ich habe sie natürlich trotzdem miterlebt. Zwar nicht hautnah auf dem Platz, aber in der Kabine und Co. Das gehört im Fußball dazu. Eine Saison - und das klingt jetzt nach einer Floskel - ist halt kein Sprint, sondern ein Marathon. Da gibt es Höhen und Tiefen. Das (schwächere Phasen, Anm. d. Red.) macht am Ende auch eine Mannschaft aus. Das formt sie und ihren Charakter in eine Richtung, wenn man dann nicht zerfällt. Und genau das ist uns gelungen. Wir haben den Finger in die Wunde gelegt, aber konstruktiv daran gearbeitet.

... und das mit Erfolg.
 
Ja, und das ist das Schöne am Fußball. Dieser Switch-Moment. Wenn du etwas ändern musst, das tust und dann die Erfolge siehst. Wie die Siege kommen, die Punkte, wie der Rückstand schmilzt und die Teams überholst. Das ist unfassbar geil.

Eine ganz zentrale Figur für den Verein ist Trainer Claus-Dieter Wollitz. Das wird auch in der Doku mehr als deutlich. Was macht ihn für Sie als Trainer, aber auch als Mensch aus?
 
Das würde ich gerne aufteilen. Als Trainer lebt und liebt Pele diesen Fußball. Das ist das Emotionale bei ihm, das ist ganz brutal. So ist er auch an der Seitenlinie und so ist er auch zu uns als Mannschaft. Er ist unfassbar erfolgshungrig. Das spricht ja auch für ihn. Er ist nie satt und wird nie satt sein. Er lechzt nach Erfolg und ist deshalb auch so erfolgreich.

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Und als Mensch?
 
Ich habe es selten in meiner Karriere erlebt, dass jemand so mit- und einfühlend ist. Er versucht nicht nur 30 Mann, sondern gefühlt 150 Mann emotional mitzunehmen. Er gibt da sein Bestes, was meiner Meinung nach wirklich schwer ist. Es wird ja immer der eine oder andere enttäuscht sein. Aber er hat sich das auf die Fahne geschrieben. Das Schöne ist seine brutale Ehrlichkeit, die er an den Tag liegt. Es ist sehr wichtig, dass die auch erhalten bleibt.

Nun sind es noch drei Spiele. Wenn Sie den Film zu Ende produzieren würden: Was wäre Ihr liebstes Schlussbild nach dem Ende der Saison?
 
Der Film wird bildlich natürlich mit dem Aufstieg enden. In der ganzen Stadt sind die Menschen auf der Straße. Alle, die rein konnten, sind im Stadion. Und nach dem Spiel liegen sich alle, die eine Verbundenheit zu diesem Verein haben, in den Armen und sind überglücklich. Das wäre für mich das schönste Ende in diesem Film.

Vielen Dank für das Gespräch!
 
Das Interview führte Johannes Mohren, rbb Sport.

Sendung: Der Tag, 29.04.2024, 19:15 Uhr