Der belgische Radsport-Profi Wout van Aert

Flandern-Rundfahrt Van Aert und ganz Belgien hoffen auf den Sieg

Stand: 31.03.2023 11:31 Uhr

Bei der Flandern-Rundfahrt zelebriert sich Belgien als Radsport-Nation. Krönen könnte dies nur ein Sieg von Wout van Aert beim Frühjahrsklassiker.

Die Farbe Gelb war am Donnerstagmorgen (30.03.2023) häufig zu sehen, auf den Titelseiten der belgischen Zeitungen: Sie gehörte zum Trikot von Christophe Laporte. Die Zeitung "Nieuwsblad" zeigte den Radprofi von Jumbo-Visma groß auf Seite eins, in Jubelpose bei der Zieleinfahrt beim Rennen "Dwars door Vlaanderen". "Die Vorhersagen sind Gelb", hieß die Schlagzeile drüber - sie bezog sich auf das anstehende Großereignis im belgischen Radsport-Kalender: die Flandern-Rundfahrt am kommenden Sonntag, eines der fünf sogenannten Monumente im Radsport.

Jumbo-Visma hat Großes vor bei der Flandern-Rundfahrt

Auch Laporte, der nur wenige Tage zuvor auch bei Gent-Wevelgem triumphiert hatte, richtete nach seinem Sieg gleich den Blick auf die "Ronde": den großen Frühjahrsklassiker, der am Sonntag in Brügge starten und enden wird und bei dem sein Team Jumbo-Visma Großes vor hat. Laporte soll einer der Helfer sein, die seinen Anführer Wout van Aert bei der Flandern-Rundfahrt zum Sieg tragen soll. "Wenn ich Wout dabei helfen kann, die Ronde zu gewinnen, dann bin ich der glücklichste Mann der Welt", sagte er.

Bei Gent-Wevelgem hatte van Aert dem Franzosen bei einer gemeinsamen Solo-Fahrt vor dem Ziel noch großzügig den Sieg überlassen. Auf einen Start bei "Dwars door Vlaanderen", dem letzten Härtetest vor der großen Flandern-Rundfahrt hatte van Aert dann verzichtet, ebenso wie die zwei anderen Favoriten, der zweifache Tour-Champion Tadej Pogacar und Vorjahressieger Mathieu van der Poel.

Sportschau Tourfunk, 27.03.2023 21:37 Uhr

Dreikampf zwischen van Aert, Pogacar, van der Poel

Die "Three Kings", wie die Radsport-Gazetten die drei dominierenden Fahrer der Szene nennen, lieferten sich in diesem Frühjahr schon einige heiße Duelle. Pogacar hat erst im vergangenen Jahr bei den Kopfsteinpflaster-Rennen debütiert, dabei aber gezeigt, wie schnell er sich auf dem schwierigen Terrain anpassen konnte.

Vor allem bei der hügeligen Flandern-Rundfahrt mit ihren vielen Anstiegen konnte Pogacar im Vorjahr seine Stärken ausspielen, erst auf den letzten Metern gab er den Sieg gegen Mathieu van der Poel aus der Hand. Es war der zweite Triumph für den Niederländer van der Poel nach 2020, als er seinen Dauerrivalen van Aert im Zielspringt besiegte.

Van Aert kann sich mit Sieg Denkmal setzen

Diesmal aber gilt van Aert als Favorit, auch wegen der Stärke des gesamten Jumbo-Visma-Teams, das in diesem Frühjahr bei allen fünf Rennen über belgisches Kopfsteinpflaster dominiert hat. Beim E3 Saxo Classic in Harelbeke kam es schon zum direkten Showdown der "drei Könige". Van Aert gewann den Zielsprint gegen seine beiden härtesten Kontrahenten.

Merijn Zeeman, Sportdirektor bei Jumbo-Visma, bekräftigte aber, dass nur ein Erfolg bei einem der großen Frühjahrsklassiker zählt. "Ohne Sieg bei einem Monument wäre es ein verlorenes Frühjahr", sagte Zeeman dem "Nieuwsblad“.

An Ostern steht mit Paris-Roubaix gleich der nächste Klassiker auf dem Programm. Doch für den Belgier van Aert dürfte der Sieg bei der Flandern-Rundfahrt wohl über allem stehen. Die "Ronde" ist in Belgien so etwas wie das Wimbledon-Finale oder der Formel-1-Grand-Prix in Monza: ein nationales Großereignis, bei dem das ganze Land zuschaut. Van Aert kann sich mit einem Sieg am Sonntag, beim wichtigsten Rennen seiner Heimat, ein Denkmal setzen.

Kopecky will Heimsieg aus dem Vorjahr wiederholen

Es wäre der erste belgische Triumph bei den Männern seit  2017. Beim Frauen-Rennen durfte Lotte Kopecky im Vorjahr einen Heimsieg feiern, im belgischen Meister-Trikot. Kopecky ist auch in diesem Jahr, bei der 20. Ausgabe, eine der Top-Favoritinnen. Sie fuhr in dieser Saison schon zwei Siege ein und dreimal einen zweiten Platz. Mit SD Worx hat sie zudem ein topbesetztes Team an ihrer Seite, mit der Tour-Zweiten Demi Vollering, Siegerin bei Strade Bianche, und der starken Sprinterin Lorena Wiebes.

Kopeckys härteste Rivalin dürfte auch diesmal Annemiek van Vleuten sein, die Toursiegerin hat auch schon zweimal bei der Flandern-Rundfahrt triumphiert. Mit einem dritten Erfolg würde die Niederländerin zur Rekordsiegerin aufsteigen.