DFB-Präsident Bernd Neuendorf (r.) mit Vize Hans-Joachim Watzke

UEFA-Kongress Neuendorf und Watzke vor Einzug in die mächtigen Gremien

Stand: 03.04.2023 09:38 Uhr

Beim UEFA-Kongress in Lissabon am Mittwoch (05.04.2023) soll Bernd Neuendorf als europäischer Vertreter in den FIFA-Rat gewählt werden, Hans-Joachim Watzke in das Exekutivkomitee der UEFA - es ist die Vollendung des Machtwechsels im deutschen Fußball.

Die beiden deutschen Funktionäre treten zunächst nur für die jeweils restliche Amtszeit ihrer Vorgänger an, also für zwei Jahre bis 2025. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte die eigentlich jeweils bis 2025 gewählten Peter Peters und Rainer Koch aus den Gremien abberufen. Nach der Wahl von Bernd Neuendorf zum DFB-Präsidenten sollte Peters nicht mehr im FIFA-Rat sitzen, Koch nicht mehr UEFA-Exekutivkomitee - der Machtwechsel wird vollzogen.

Es gibt keine weiteren Bewerbungen für diese Plätze, während um die anderen Sitze echte Abstimmungen und Wahlen stattfinden werden. Neuendorf und Watzke können also auf die Tradition der Akklamation bauen, ein warmer Applaus im Kongress der 55 UEFA-Mitgliedsverbände wird jeweils ihre Wahl bedeuten.

Neuendorf in der FIFA: Internationale Kontakte und WM 2027 im Blick

Für Neuendorf gibt es in der FIFA viele Aufgaben. Er gab an, bei der "Wiederwahl" von FIFA-Präsident Gianni Infantino per Akklamation nicht mitgeklatscht zu haben. Nach dem "One Love"-Desaster gilt es für den DFB aber auch, das Verhältnis zur FIFA und zu Infantino zu normalisieren. "Es ist kein genereller Kurs der Ablehnung", sagt Neuendorf im Gespräch mit der Sportschau. Während der WM hatte er von einer "Opposition" gegen die FIFA gesprochen. "Wir brauchen Veränderungen in der FIFA. Das heißt aber nicht, dass ich grundsätzlich nicht zur Kooperation oder zu Kompromissen bereit bin."

Für den DFB besteht dabei ein Eigeninteresse. Denn Deutschland bewirbt sich gemeinsam mit Belgien und den Niederlanden für die WM der Frauen 2027, und die wird wie das Turnier der Männer im Kongress der 211 Mitgliedsverbände vergeben. Neuendorf will dafür Kontakte weltweit suchen. "Natürlich reicht es nicht aus, wenn wir nur die Europäer hinter uns bringen, da muss man sehr intensiv den Austausch pflegen", sagt Neuendorf.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf

DFB-Präsident Bernd Neuendorf

Watzke in der UEFA: Multifunktionär mit mehreren Ämtern

Mit Hans-Joachim Watzke erhält ein deutscher Vielfach-Funktionär einen Platz am wichtigsten Tisch des europäischen Fußballs. Das UEFA-Exekutivkomitee fällt sehr relevante Entscheidungen für das gesamte Fußballsystem in Europa: Die Gestaltung von Wettbewerben und auch die Verteilung von Geld werden dort geregelt.

Watzke vertritt derzeit viele Interessen, er gilt als mächtigste Figur im deutschen Fußball. Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund ist Vorstandsmitglied der mächtigen Klubvereinigung ECA, als Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga (DFL) ist er DFB-Vizepräsident und dadurch erst zur Wahl in das UEFA-Gremium berechtigt. Im UEFA-Exekutivkomitee sitzen aber schon zwei ECA-Vertreter - ein Interessenkonflikt?

Watzke kündigte 2022 im Deutschlandfunk an, die ECA bei einer Wahl in das Exekutivkomitee zu verlassen. "Dann werde ich mich aus der ECA zurückziehen, das ist ja auch klar", kündigte Watzke an. "Bei der ECA können wir gute Vorschläge machen, Entscheidungen trifft aber die UEFA. Aber wenn man zu den wenigen gehört, die diese Entscheidungen treffen, dann muss man so eine Chance wahrnehmen."

Hans-Joachim Watzke

Hans-Joachim Watzke

Deutschland glänzte jahrelang durch Unzuverlässigkeit

Die Vertretung des DFB in den internationalen Gremien ist seit Jahren vom Fehlen jeglicher Kontinuität geprägt. Theo Zwanziger absolvierte als bislang letzter DFB-Gesandter volle Legislaturperioden in den beiden Gremien von FIFA und UEFA. Wolfgang Niersbach (Rücktritt 2015), Reinhard Grindel (Rücktritt 2019) sowie Rainer Koch und Peter Peters (abberufen 2023) hatten jeweils nie mehr als rund die Hälfte einer Amtszeit geschafft.

"Man wird darauf angesprochen", sagt Neuendorf. "Das ist natürlich registriert worden, dass es über viele Jahre Unruhe, Turbulenzen und Streitereien im Verband gab. Aber ich glaube, dass man wohlwollend zur Kenntnis nimmt, dass schon in meinem ersten Jahr eine gewisse Stabilität zurückgekehrt ist."

Die früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach (l.) und Reinhard Grindel

Die früheren DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach (l.) und Reinhard Grindel

2025 müsssen sich Neuendorf und Watzke für erste volle Amtszeiten zur Wiederwahl stellen. Die einfachen Mitglieder im UEFA-Exekutivkomitee erhalten 160.000 Euro pro Jahr. Im FIFA-Rat erhält jedes Mitglied 250.000 US-Dollar jährlich. Ob das Geld mit anderen Bezügen verrechnet wird, muss der DFB-Vergütungsausschuss entscheiden.