Deutschlands Timo Werner ist enttäuscht

Pleite in der Nations League Deutschland verpatzt WM-Test gegen Ungarn

Stand: 23.09.2022 23:12 Uhr

Knapp zwei Monate Zeit und nur noch zwei Länderspiele hat Hansi Flick bis zum WM-Start des DFB-Teams in Katar. Es wartet viel Arbeit, wie das Spiel in der Nations League gegen Ungarn zeigte.

Dass Flick mit dem 0:1 seine erste Niederlage als Bundestrainer kassierte und es damit für die Deutschen in der Nations League A gar nicht mehr gut aussieht, der Sieg in Gruppe 3 außer Reichweite ist, sind Randnotizen. Dass aber bis zur WM nur noch die Partie am kommenden Montag (26.09.2022, Live-Ticker bei sportschau.de) gegen England und ein Test gegen den Oman stattfinden, ist angesichts dieser Vorstellung besorgniserregend.

Kimmich: "Haben alles vermissen lassen"

"In der ersten Halbzeit haben wir gar nicht stattgefunden, da haben wir alles vermissen lassen", sagte Joshua Kimmich anschließend im ZDF. "Wir haben unsere Tugenden überhaupt nicht auf dem Platz bekommen." Thomas Müller analysierte: "Man hat schon gemerkt, dass viele von uns auch im Verein gerade keine ganz leichte Phase haben. Jetzt wird viel Kritik kommen, aber wir wissen, dass wir es viel besser können."

Müller: "Da werden wir sicherlich nicht gut wegkommen"

Sportschau, 23.09.2022 23:27 Uhr

Bundestrainer Flick gab zu: "Uns hat der Mut gefehlt und wir haben viel zu viele einfache Fehler gemacht. In der zweiten Halbzeit war es besser, aber dann müssen wir eben auch mal ein Tor machen."

Viele Fehlpässe, kein Aufbauspiel

Die Ungarn, die nicht für die Weltmeisterschaft qualifiziert sind, zuletzt aber in der Nations League England eine historische 0:4-Heimpleite beibrachten, begannen erstaunlich offensiv. Vor ausverkauftem Haus in Leipzig zwang die Mannschaft von Coach Marco Rossi das DFB-Team zu einer Reihe von Abspielfehlern und unterband sehr effektiv das Aufbauspiel der Deutschen.

Flick hatte auf sein bevorzugtes 4-2-3-1-System mit Timo Werner in der Spitze anstelle von Kai Havertz gesetzt, um mit Werners Schnelligkeit das Stilmittel der "tiefen Läufe" zu etablieren - doch davon war lange nichts zu sehen. Dabei boten Werner, Serge Gnabry und Leroy Sané zwar immer wieder mal die Sprints hinter die ungarische Kette an, doch Ilkay Gündogan und Joshua Kimmich spielten die Pässe entweder gar nicht oder zu unpräzise.

Sensations-Tor von Oldie Szalai

Vollkommen verdient gingen deshalb nach 17 Minuten die Gäste in Führung - mit einem spektakulären Treffer eines alten Bekannten aus der Bundesliga. Adam Szalai, früher bei Schalke, Hannover und Hoffenheim tätig und letztlich bei Mainz ausgemustert, ist mit inzwischen 34 Jahren auf Abschiedstournee mit seinem Nationalteam. Was er noch drauf hat, zeigte er nach einer Ecke von links: Mit dem Rücken zum Tor überlupfte der Mittelstürmer den verdutzten Marc-André ter Stegen per Hackentrick ins lange Eck.

Deutschland gegen Ungarn - Szalais Siegtor

Sportschau, 23.09.2022 22:45 Uhr

Das DFB-Team wackelte extrem. Von einem schnell ausgeführten Freistoß ließen sich Niklas Süle und Antonio Rüdiger überrumpeln, Daniel Gazdag tauchte frei vor ter Stegen auf, doch mit gutem Stellungsspiel verhinderte der Barça-Keeper das 0:2 (25.). Bei eigenem Ballbesitz fiel Deutschland weiterhin unheimlich wenig ein, es fehlten Tempo, Kreativität, Gefühl für die wenigen freien Räume und vor allem Mut zum öffnenden Risikopass.

Erste Torchance kurz vor der Pause

Erst sechs Minuten vor dem Seitenwechsel schafften es die Deutschen erstmals, ein wenig Torgefahr zu entfalten. Doch Thomas Müller köpfte die Linksflanke von David Raum genau in die Arme von Péter Gulácsi. Zur Pause setzte es Pfiffe des Leipziger Publikums, Flick schaute sich vor seinem Gang in die Kabine noch ein paar Videosequenzen auf dem Laptop an.

Seine erste Konsequenz daraus war eine Umstellung zum zweiten Durchgang: Thilo Kehrer kam für den schwachen Gnabry, Jonas Hofmann rückte dafür von rechts hinten eine Position nach vorne. Offenbar hatte auch Gündogan eine klare Anweisung bekommen: Endlich traute er sich nun die Zuspiele hinter die ungarische Fünferkette, was immerhin eine Großchance von Sané (52.) und ein Abseitstor von Müller (53.) zur Folge hatte.

Viele Ballverluste, aber immerhin mehr Bemühen

Sehr auffällig auch im zweiten Durchgang: Die Fehleranfälligkeit der Deutschen hielt in erschreckendem Ausmaß an, aber die Rückeroberung der vielen verdaddelten Bälle funktionierte jetzt deutlich besser. Es war etwas mehr Aggressivität erkennbar, auch mal der Versuch zu direkten Kombinationen, aber von Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit blieb die DFB-Elf meilenweit entfernt.

In den letzten 20 Minuten probierte es Flick dann noch mit den Kreativspielern Havertz und Jamal Musiala, doch gefährlich wurde es nur nach zwei Gewaltschüssen von Kimmich. Auf der anderen Seite musste ter Stegen in der Schlussphase bei zwei ungarischen Kontern gegen Martin Ádám und László Kleinheisler retten, die Niederlage hätte also durchaus auch noch deutlicher ausfallen können.