FIFA WM 2022 Tränen nach WM-Aus - Neymar droht Status des Unvollendeten
Der Traum vom WM-Titel mit Brasilien ist für Neymar erneut geplatzt. Der Superstar wandelte gegen Kroatien zwar zwischenzeitlich auf den Spuren von Pelé, statt Jubel gab es dann aber Tränen. Es könnte Neymars letzte Chance gewesen sein.
Im Elfmeterschießen blieb Neymar nur die Rolle des Zuschauers. Der Superstar der Brasilianer sendete von der Mittellinie aus Stoßgebete in den katarischen Himmel und feuerte seine Teamkollegen an. Da Rodrygo und Marquinhos jedoch ihre Strafstöße verschossen und die Kroaten allesamt cool blieben, platzte der Traum vom WM-Titel wieder einmal frühzeitig. Neymar, der höchstwahrscheinlich als fünfter Schütze vorgesehen war, kam gar nicht mehr zum Zug. Stattdessen sackte er zusammen und vergoss dicke Tränen. Ein Bild, das man inzwischen kennt.
Neymar scheitert schon wieder vorzeitig
Bei der WM 2014 im eigenen Land hatte er sich im Viertelfinale gegen Kolumbien nach einem brutalen Foul einen Lendenwirbel gebrochen und das ganze Land in Schockstarre versetzt. Vergrößert wurde der Schmerz damals nur noch durch das anschließende 1:7-Debakel im Halbfinale gegen Deutschland. Bei der WM 2018 fiel Neymar dann vor allem durch zahlreiche Schwalben auf, im Viertelfinale war gegen Belgien Endstation. Und jetzt: 2:4 im Elfmeterschießen gegen Kroatien. Schon wieder alles vorbei. Schon wieder kein Titel für Neymar.
Es sollte der sechste Titel für Brasilien werden
Der inzwischen 30-Jährige hatte vor der Weltmeisterschaft in Katar oft und gerne vom WM-Sieg gesprochen. Auf einem viel diskutierten Instagram-Foto hatte Neymar auf seiner Hose bereits virtuell einen sechsten Stern für den sechsten WM-Titel hinzugefügt. Das Bild, das viele Emotionen und jede Menge Hass auslöste, löschte er später. Das Ziel war dennoch klar: "Unser Traum ist es, diese WM mit dem Titel zu krönen", sagte er. In Neymars drittem Anlauf sollte es endlich klappen. Doch daraus wurde nichts.
Neymar macht Brasilien besser
Dabei hätten seine Auftritte bei diesem Turnier definitiv mehr verdient gehabt. Im ersten Spiel gegen Serbien stemmte sich Neymar trotz einer schmerzenden Knöchelverletzung, die ihm im Anschluss zu einer mehrtägigen Pause zwang, gegen das drohende Remis und ließ sich erst auswechseln, als das Spiel entschieden war. Den ersten Treffer von Richarlison leitete er mit einer starken Einzelaktion ein, auch beim zweiten hatte er seine Füße im Spiel.
Bei seinem gefeierten Comeback im Achtelfinale gegen Südkorea, für das er eigenen Aussagen zufolge Tag und Nacht in der Reha geschuftet hatte, hob er Brasilien auf ein ganz anderes Level und zeigte gemeinsam mit seinen Nebenleuten die wohl beste Offensivleistung des Turniers. Brasilien tanzte, Brasilien jubelte, Brasilien huldigte König Neymar. Alle kritischen Stimmen verstummten. Neymar, der in seinem Heimatland nicht nur geliebt wird, schien auf dem richtigen Weg.
Neymar gegen Kroatien für ein paar Minuten der Held
Und auch gegen Kroatien sah es zwischenzeitlich nach einer klassischen Heldengeschichte aus. Neymar wirkte teilweise zwar etwas behäbig und vor allem in der Defensive unbeteiligt. Dass er mit knapp 13 Kilometern die drittbeste Laufleistung zeigte und dazu 47 Sprints anzog, verdeutlicht aber seinen enormen Wert für das Team. Neymar eckt durch seine zuweilen arrogante Spielweise an. Wenn es drauf ankommt, ist er aber da. Sein Tor in der Verlängerung war ebenso sehenswert wie historisch. Dass er mit seinem insgesamt 77. Treffer für die "Selecao" mit Legende Pelé gleichzog, verkümmerte letztlich aber zu einer Randnotiz.
Zur Legende fehlt Neymar der WM-Titel
Fakt ist nämlich nun mal, dass es Neymar wieder einmal nicht geschafft hat. Seine Karriere ist schillernd, ihr fehlt aber die Krönung. Um in Brasilien endgültig zu einer Legende zu werden, muss zwingend ein WM-Titel her. Pelé hat gleich drei davon gewonnen, Romario und Bebeto jubelten 1994, Ronaldo, Ronaldinho und Rivaldo erklommen den Fußball-Olymp 2002. Auch Roberto Carlos, Kaka oder Cafu sind Weltmeister. Neymar ist das nicht – und wird es unter Umständen auch nie mehr werden.
War das seine letzte WM?
Denn wenn er seine Wort wahrmacht, wird er bei der WM 2026 nicht mehr auf dem Platz stehen. "Ich glaube, das wird meine letzte WM. Ich glaube das, weil ich nicht weiß, ob ich noch die Stärke im Kopf habe, mich weiter mit Fußball zu beschäftigen", hatte Neymar vor dem Turnierstart angekündigt. "Jetzt davon zu sprechen, dass es mein Ende war, ist ein bisschen voreilig. Aber ich will auch nichts garantieren", ergänzte er am Freitagabend.
Demnach wäre die WM 2022 seine letzte Chance gewesen, in die Phalanx der ganz Großen vorzustoßen. Diese letzte Chance ist seit dem Viertelfinale gegen Kroatien Geschichte. Neymar droht das Schicksal eines Unvollendeten.