Die Schweizer Nationalspieler jubeln ausgelassen

FIFA WM 2022 Schweiz wirft Serbien raus und trifft im WM-Achtelfinale auf Ronaldo

Stand: 02.12.2022 22:22 Uhr

Die Schweiz hat Serbien in einem temporeichen und hitzigen Spiel 3:2 (2:2) geschlagen und die Gruppenphase als Zweiter beendet. Im WM-Achtelfinale geht es gegen Portugal mit Cristiano Ronaldo. Serbien ist ausgeschieden.

Fußballspiele, in denen es um sehr viel geht, zeichnen sich nicht selten dadurch aus, dass beide Mannschaften abwartend und überlegt auftreten, dass sie sich auf taktische Nuancen fokussieren, dass sie damit ihre Trainer glücklich machen, aber nicht die Zuschauer.

Das Duell zwischen Serbien und der Schweiz war ganz anders. Beim 3:2 (2:2) im letzten Spiel der Gruppe G, in dem es ums Weiterkommen ging, traten beide Teams in der Offensive furios und in der Defensive fahrlässig auf. Und so entwickelte sich eine spektakuläre Partie, in der für die Schweiz Xherdan Shaqiri (20. Minute), Breel Embolo (44.) und Remo Freuler (48.) trafen und für Serbien Aleksandar Mitrović (26.) und Dušan Vlahović (35.) die Treffer erzielten.

Schweizer stolz nach "super Kampf"

"Ich bin mega happy", sagte der Schweizer Torhüter Gregor Kobel. "Es war das große Ziel. Es war ein toughes Spiel, ein super Kampf - und wir haben sogar gewonnen. Es ist logisch, dass die Freude da groß ist." Und Nationaltrainer Murat Yakin meinte: "Ich bin absolut stolz auf die Mannschaft. Ich freue mich für die Nation."

Durch den Sieg spielen die Schweizer im Achtelfinale gegen Portugal mit Cristiano Ronaldo (06.12., 20 Uhr MEZ). Serbien ist mit einem Punkt als Tabellenletzter ausgeschieden.

Doppelchance für die Schweizer nach wenigen Sekunden

Serbiens Defensive hatte schon beim 3:3 gegen Kamerun gezeigt, dass sie nicht zu den sichersten dieses Turniers gehört. Gegen die Schweiz lieferte sie viele weitere Belege, den ersten nach nur wenigen Sekunden, als sie völlig falsch positioniert Stürmer Embolo freistehend allein vor Torhüter Vanja Milinković-Savić zum Schuss kommen ließ. Glück für die Serben, dass Embolo zu zentral abschloss und Milinković-Savić auch den Nachschuss von Granit Xhaka abwehren konnte.

Und gut für die neutralen Zuschauer, die von Beginn an eine Partie sahen, in der beide Teams nach vorne spielten. Auch die Serben hatten früh erste gute Gelegenheiten: Verteidiger Nikola Milenković köpfte nach einer Ecke knapp vorbei (5.) und Andrija Živković traf aus der Distanz den linken Pfosten (11.). Gregor Kobel, der den erkälteten Yann Sommer im Tor der Schweizer ersetzte, hätte keine Chance gehabt.

Shaqiri bringt die Schweiz in Führung und verzichtet auf den Doppeladler

Dass in dieser Partie Tore fallen würden, deutete sich also früh an und wurde von beiden Teams noch vor der Pause wahrgemacht. Shaqiri brachte die Schweizer in Führung (20.). Ricardo Rodriguez war auf der linken Seite durchgebrochen, nach seiner Hereingabe kam Djibril Sow an den Ball und legte auf Shaqiri ab. Dessen abgefälschter Schuss war nicht zu halten.

Viele warteten darauf, wie Shaqiri jubeln würde. Erst hielt er sich den Finger auf den Mund, dann zeigte er auf seinen Namen auf dem Rücken. Auf den Doppeladler verzichtete der 31-Jährige vom US-Klub Chicago Fire diesmal. Im Vorrunden-Spiel der WM 2018 hatten Xhaka und Shaqiri, die beide kosovarische Wurzeln haben, nach ihren Toren zum Schweizer 2:1-Sieg die Serben provoziert. Beim Jubel hatten sie mit ihren Händen den doppelköpfigen Adler geformt, der die Flagge Albaniens ziert - ein Symbol der Abgrenzung des Kosovos gegen Serbien. Die Serben betrachten die seit 2008 unabhängige Republik weiterhin als Teil ihres Territoriums.

Mitrović und Vlahović drehen das Spiel

Die Serben schockte der Rückstand nicht, im Gegenteil. Nur Minuten später köpfte Aleksandar Mitrović den Ball nach einer präzisen Flanke von Dušan Tadić ins lange Eck zum Ausgleich (26.). Ruhephasen kannte dieses Spiel auch nach dem Ausgleich nicht. Nachdem Tadic Dušan Vlahović, Stürmer von Juventus Turin, bedient hatte, kam der Schweizer Mittelfeldspieler Freuler zwar an den Ball, legte ihn Vlahović aber unglücklich vor. Der Serbe zog ins lange Eck zum 2:1 ab (35.).

Embolo mit dem Ausgleich kurz vor der Pause

Den beiden Trainern Yakin (Schweiz) und Dragan Stojković (Serbien) dürfte dieses Spiel wenig Spaß gemacht haben, zu fehleranfällig waren beide Abwehrreihen. Die Serben, die die Führung gerne in die Halbzeit gebracht hätten, standen in der 44. Minute abermals schlecht positioniert. Der Schweizer Sow legte rechts raus zu Silvan Widmer, dessen flache Flanke Embolo nur einschieben musste zum 2:2.

Freuler trifft nach starker Kombination zur erneuten Schweizer Führung

Es ist nicht überliefert, ob die Trainer in der Halbzeit versucht haben, ihren Spielern mehr Lust auf Defensivarbeit zu machen. Aber wenn, dann ist ihnen das nur bedingt gelungen. Denn nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff fiel das nächste Tor. Freuler traf nach einer großartigen Kombination zur erneuten Führung der Schweizer (48.). Shaqiri hatte auf Ruben Vargas gechippt, der im Strafraum mit der Hacke auf Freuler ablegte.

Handszene erzürnt die Serben

Embolo hätte wenig später das 4:2 machen müssen, schoss aber aus kurzer Distanz knapp drüber und stand wohl auch knapp im Abseits. Die Partie blieb offen und brisant. Und wurde das erste Mal richtig hitzig, als Mitrović im Stafraum zu Boden ging und einen Strafstoß forderte. Schiedsrichter Fernando Rapallini ließ weiterlaufen und musste sich anschließend von der serbischen Bank lautstark Kritik anhören.

In der Zeitlupe zeigte sich, dass Fabian Schär zwar nicht gefoult, den Ball aber an den Arm bekommen hatte. Eine Szene, die die Serben erzürnte. Kurz vor Schluss warfen sie alles nach vorne, die Schweizer bekamen Räume für Konter, nutzten sie aber nicht.

Viele Gelbe Karten

Unübersichtlich wurde es nochmal, als Spieler beider Teams nach einem eigentlich harmlosen Zweikampf aufeinander losgingen. Allen voran Xhaka und Mitrović ließen sich kaum beruhigen. Insgesamt elf Gelbe Karten, so viele wie seit dem Finale 2010 bei einem WM-Spiel nicht mehr, zeugten von der enormen Brisanz. Doch am Ende blieb alles friedlich.