Salman und Infantino

Mehr Einfluss, mehr Geld "Vision 2030" - Wie Saudi-Arabien den Sport nutzt

Stand: 16.02.2023 08:23 Uhr

Saudi-Arabien bekommt von der FIFA die Klub-WM 2023 - die Beziehungen zum Weltverband werden immer enger. Das große Ziel ist die WM 2030.

In den vergangenen Wochen festigte Saudi-Arabien seinen Status in der FIFA mit mehreren sportpolitischen Erfolgen:

  • 30. Januar: Saudi-Arabiens Tourismusbehörde soll Sponsor der WM der Frauen 2023 in Australien und Neuseeland werden, Sponsor der Klub-WM der Männer ist sie schon.
  • 1. Februar: Mit Yasser Al-Misehal wird erstmals ein Funktionär aus Saudi-Arabien in den FIFA-Rat gewählt - das mächtigste Gremium im Weltverband.
  • 14. Februar: Der FIFA-Rat bestimmt Saudi-Arabien zum Austragungsort der Klub-WM 2023.

Unterstützung für Infantinos Pläne

Saudi-Arabien gilt als möglicher Investor für neue FIFA-Wettbewerbe wie die vergrößerte Klub-WM, die ab 2025 mit 32 Teams alle vier Jahre ausgespielt werden soll. Und als FIFA-Präsident Gianni Infantino den Zwei-Jahres-Rhythmus der WM der Männer und Frauen nur inoffiziell unterstützte, brauchte es dafür die entsprechende "Machbarkeitsstudie" - der notwendige Antrag dazu im FIFA-Kongress kam aus Saudi-Arabien. Mit dem Sponsoring schafft sich das Land immer mehr Einfluss.

Infantino pflegte zuletzt eine enge Bindung zu Saudi-Arabiens Machthaber Kronprinz Mohammed bin Salman. Er besuchte bin Salman mehrfach. Infantino zeigt seine Zuneigung offen. In einem Video lobt er die Sehenswürdigkeit und das Essen: "Die Welt sollte sich das anschauen", sagt er über Saudi-Arabien. "Das Essen ist vorzüglich."

Saudi-Arabien in der Kritik wegen zahlreicher Menschenrechtsverletzungen

Die Lage der Menschenrechte in Saudi-Arabien ist schlecht. Die Todesstrafe wird vielfach vollstreckt, die Gerichtsverfahren gelten oft als nicht fair. Die Reise- und Meinungsfreiheit ist eingeschränkt. In der Rangliste der Pressefreiheit rangiert Saudi-Arabien auf Platz 166, noch hinter Somalia, Afghanistan oder Russland. 2018 wurde amerikanischen Geheimdienstberichten zufolge der kritische saudische Journalist Jamal Khashoggi auf Anordnung der Regierung Saudi-Arabiens in der Türkei ermordet und in Stücke gesägt.

"Die FIFA verstößt somit gegen ihre eigene Menschenrechts-Policy. Sie ist das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben ist", sagte Wenzel Michalski von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch im Deutschlandfunk mit Blick auf die Vergabe der Klub-WM. Steve Cockburn von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International sagte: "Die FIFA macht sich mitschuldig an eklatantem Sportswashing."

"Vision 2030" - Saudi-Arabien will die sportliche Vormacht am Golf werden

Sportswashing - Saudi-Arabien hat die Strategie von Katar und der Vereinigten Arabischen Emirate für sich entdeckt, der Plan heißt "Vision 2030". Fußball ist dabei ein maßgebliches Instrument geworden. Das Land nutzt nicht nur die FIFA, um sein Image nach außen als fortschrittlich und modern aufzupolieren.

Im europäischen Klubfußball greift Saudi-Arabien ebenfalls an und kaufte über seinen Staatsfonds Newcastle United in England. In der Premier League steht das Team in der Spitzengruppe. Auch der spanische Supercup findet in Saudi-Arabien statt, 2027 trägt das Land die Asienmeisterschaft aus.

Und es geht um Stars: Cristiano Ronaldo wurde für viele Millionen Euro verpflichtet, um für den ansässigen Klub Al-Nassr das Aushängeschild zu geben. Lionel Messi lässt sich längst für Promotionvideos von Saudi-Arabien bezahlen, auch er soll ein sportliches Angebot des Klub Al-Hilal vorliegen haben.

Auch bei Golf und Formel 1 aktiv

Auch andere Sportarten nutzt Saudi-Arabien: Mit der LIV-Golfserie nahm eine neue Golf-Tour, dank des Staatsfonds aus Saudi-Arabien, viele der besten Spieler der Welt unter Vertrag. Seit 2021 fährt in Dschidda die Formel 1.

Saudi-Arabien wollte die Rennserie amerikanischen Medienberichten zufolge komplett kaufen, doch die Rechteinhaber lehnten ab. Asiens Sommerspiele 2034 und Winterspiele 2029 sind dagegen schon sicher.