Das Präsidium des Organisationskomitees für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland (l-r): der 1. Vizepräsident Horst R. Schmidt, Vizepräsident Theo Zwanziger, Präsident Franz Beckenbauer und Vizepräsident Wolfgang Niersbach

Verjährung "Sommermärchen"-Affäre - FIFA stellt Verfahren gegen Beckenbauer & Co. ein

Stand: 26.02.2021 18:00 Uhr

Die "Sommermärchen"-Affäre um eine weiterhin ungeklärte Millionenzahlung hat für den damaligen Organisationschef der WM 2006, Franz Beckenbauer, und seine Mitstreiter auch keine sportrechtlichen Konsequenzen.

Laut einem am Donnerstag (25.02.2021) vom Weltverband FIFA veröffentlichten Beschluss der rechtsprechenden Kammer der unabhängigen Ethikkommission seien sämtliche Handlungen der deutschen Funktionäre im Zusammenhang mit dem Skandal verjährt und könnten deswegen nicht mehr verfolgt werden - ungeachtet eines möglichen Fehlverhaltens.

Die Erkenntnis der rechtsprechenden Kammer erfolgt gut ein halbes Jahr nach der Einschätzung durch die untersuchende Kammer: Diese hatte die Überweisung von 6,7 Millionen Euro aus dem Jahr 2005 an den früheren FIFA-Funktionär Mohamed Bin Hammam durch das deutsche WM-Organisationskomitee als Bestechung und Korruption eingestuft. Die Ermittler leiteten das Verfahren anschließend zur Beurteilung weiter.

Frist bei Beckenbauer schon 2012 abgelaufen

Etwaigen Sanktionen gegen Beckenbauer, den früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und -Generalsekretär Horst R. Schmidt sollen nun aber Verjährungsfristen für die "genauen Zeitpunkte der Handlungen jedes einzelnen Funktionärs" entgegen gestanden haben. Demnach ist die maßgebende Frist für Beckenbauer bereits seit 2012 abgelaufen und für Zwanziger sowie Schmidt seit 2015. Einer Bewertung der Vorgänge enthielt sich die rechtsprechende Kammer.

Zwanziger ätzt: "Jetzt ist die Blamage perfekt"

Zwanziger sah sich durch die Entscheidung der FIFA in seiner Haltung bestätigt. "Das Ganze war von Anfang an absurd und willkürlich", sagte der 75-Jährige. Es zeige, "zu welchen Methoden" die FIFA unter ihren Präsidenten Gianni Infantino greife. "Jetzt ist die Blamage perfekt."

Abbruch eines Prozesses in der Schweiz

Schon im Frühjahr 2020 war in der gleichen Angelegenheit ein Prozess gegen Zwanziger, seinen Amtsnachfolger Wolfgang Niersbach und Schmidt vor dem Schweizer Bundesstrafgericht in Bellinzona wegen Verjährung der Vorwürfe abgebrochen worden.

Prozess in Frankfurt steht aus

Juristische Klarheit in die dubiosen Vorgänge zwischen 2002 und 2005 kann somit lediglich noch der geplante Prozess vor dem Landgericht Frankfurt wegen Steuerhinterziehung bringen. Ein Termin für das Verfahren steht allerdings noch nicht fest.

DFB: Untersuchungen durch Esecon dauern an

Der DFB betrachtet die Untersuchung in der Sommermärchen-Affäre als noch nicht abgeschlossen, dies teilte der Verband am Freitag mit. Die Untersuchungen der Firma Esecon zur Causa "Vergabe WM 2006" als Teil der sogenannten Generalinventur würden noch andauern. "Eine konkrete Aussage wann und in welcher Form die Veröffentlichung des Ergebnisses erfolgt, kann erst nach Abstimmung mit den zuständigen Gremien erfolgen", teilte der DFB  weiter mit. Der DFB und Esecon arbeiteten "mit Hochdruck daran , möglichst zeitnah belastbare Ergebnisse präsentieren zu können." Der DFB hatte Esecon im vergangenen Mai beauftragt, für Aufklärung in der Sommermärchen-Affäre zu sorgen.