Saarbrückens Luca Kerber jubelt im DFB-Pokalspiel gegen Frankfurt über sein Tor.

Erst Bayern, jetzt Frankfurt Nächste Sensation - Drittligist Saarbrücken besiegt auch Frankfurt

Stand: 07.12.2023 11:38 Uhr

Ein Drittligist wird zum Angstgegner der Bundesligisten: Der 1. FC Saarbrücken hat nach dem FC Bayern München auch Eintracht Frankfurt aus dem DFB-Pokal geworfen. Kai Brünker und Luca Kerber erzielten beim 2:0 (0:0)-Erfolg am Mittwoch (06.12.2023) die Treffer und krönten eine herausragende Teamleistung. Frankfurt enttäuschte dagegen zum wiederholten Male.

"Ich bin überglücklich und brutal stolz auf die gesamte Mannschaftsleistung. Das ist nicht in Worte zu fassen", sagte Brünker im Sportschau-Interview. "Es hat sich auf dem Spielfeld super angefühlt und der Sieg ist verdient. Wir müssen in der nächsten Runde wieder diese Mentalität an den Tag legen und wollen da natürlich auch gewinnen."

Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche war dagegen "sauer" und bezeichnete den Ausgang als "brutal enttäuschend". "Wir haben schlecht verteidigt und hatten keine Lösung nach vorne. Es geht im Fußball darum, Zweikämpfe anzunehmen, wir können nicht immer nur schön spielen. Wir müssen den Finger in die Wunde legen", sagte der 43-Jährige.

Frankfurt zu Beginn noch im Glück

Dass jede Menge dazugehört, um den FC Bayern besiegen zu können, ist klar. Dass der 2:1-Sieg in der 2. Runde gegen den Rekordmeister jedoch kein einmaliger Zufall war, zeigten die Saarbrücker auch im Achtelfinale gegen Frankfurt. Der Drittligist verteidigte von der ersten Minute an stark und spielte immer wieder auch mutig nach vorne. Die Anfangsphase gehörte dem Aufsteiger, die Eintracht - aktuell sowieso nicht in Topform - hatte große Probleme.

Zunächst fehlten nur wenige Zentimeter und dies hätte sich auch im Ergebnis widergespiegelt. In der 17. Minute prüfte Kasim Rahibic nach einer kurz ausgeführten Ecke Kevin Trapp, der den Schuss nach vorne vor die Füße von Luca Kerber abwehrte - doch der zentrale Mittelfeldspieler konnte den Ball zwar an Trapp vorbei stochern, kurz vor der Linie war die Eintracht-Defensive aber doch noch zur Stelle.

Das galt keine drei Minuten später nicht mehr. Diesmal brachten die Saarbrücker einen Eckball scharf herein, im Strafraum kam Kai Brünker völlig frei zum Kopfball und erzielte die umjubelte Führung für die Gastgeber (20. Minute). Weil Amine Naifi jedoch ein Foul an Robin Koch begangen hatte, nahm Schiedsrichter Daniel Siebert den Treffer nach Ansicht der Videobilder wieder zurück. Es blieb zum Glück der Frankfurter beim 0:0.

Saabrückens Schreiber 53 Minuten lang unbeschäftigt

Diese Möglichkeiten waren dem Bundesligisten eine Warnung. Das Team von Trainer Dino Toppmöller begann im Anschluss wenigstens, sich auf den Pokalkampf einzulassen und hielt besser dagegen. Nach vorne ging weiterhin wenig bis gar nichts, dafür brannte aber auch hinten bis zur Halbzeitpause nichts mehr an. Saarbrücken hatte noch eine Doppelchance wenige Minuten vor der Pause, wirklich brenzlig wurde es im Endeffekt aber nicht.

Und auch im zweiten Durchgang blieb es vorerst ruhig vor den beiden Toren. Immerhin zeigten sich die Frankfurter aber mal in der Offensive, Omar Marmoush gab den ersten Schuss auf den gegnerischen Kasten ab (54.) - Saabrückens Torhüter Tim Schreiber konnte den zu zentral geratenen Versuch jedoch problemlos parieren.

Brünker netzt erneut - und diesmal zählt es

Noch mehr konnte sich der 21-Jährige dann offensiv auszeichnen. Denn Schreiber war beteiligt am 1:0 der Saarbrücker. Einen langen Ball des Torhüters ließ Naifi auf Brünker abtropfen, der auf engstem Raum William Pacho umkurvte und den Ball mit einen satten Linksschuss im kurzen Eck unterbrachte (64.). Und diesmal zählte sein Treffer.

Saarbrücken also ganz nah an der nächsten Sensation - und Frankfurt an der vierten Niederlage in Folge. Zuletzt hatte die Eintracht bereits zweimal in der Liga und eine Partie in der Conference League jeweils mit 1:2 verloren, beim Drittligisten waren sie in den ersten 75 Minuten noch sehr weit davon entfernt, überhaupt Torgefahr auszustrahlen. Weder aus dem Spiel noch bei Standardsituationen gab es gelungene Offensivaktionen.

Kerber und Frankfurts Futkeu entscheiden die Partie

Was bei Saarbrücken besonders beeindruckte: Gegen den FC Bayern schlug der Drittligist schon in der Schlussphase zu, und auch gegen Frankfurt hielten die Kräfte. Und dazu blieben die Gastgeber die gefährlichere Mannschaft - und gingen einen weiteren Schritt Richtung Viertelfinale. Denn nach einer Flanke bekam Brünker den Ball ins Gesicht, legte damit aber genau auf Kerber vor, der aus vier Metern nur noch zum 2:0 einschieben musste (78.).

Ekstase und Euphorie in Saarbrücken. Bei seiner bisher letzten Pokalteilnahme hatte der Klub in der Saison 2019/20 bereits das Halbfinale erreicht, jetzt stand er kurz vor dem Einzug unter die letzten acht. Und der wurde immer wahrscheinlicher, denn der gerade eingewechselte Noel Futkeu erwies den Frankfurtern einen weiteren Bärendienst - der Stürmer sah nach einer Tätlichkeit die Rote Karte (83.).

Und damit war der Weg endgültig frei für die Saarbrücker. Und so wichtig und erfreulich dieser Erfolg für den Verein, die Funktionäre, Spieler und Fans war - vor allem zahlt er sich gerade für unterklassige Klubs im Pokal aus. Für den Einzug ins Viertelfinale gibt es nun auch für Saarbrücken eine Prämie in Höhe von über 1,7 Millionen Euro.

Und in der Runde der letzten Acht soll noch nicht Schluss sein - auch nach dem Willen der Fans: " "Erst gegen Eintracht siegen - nächstes Jahr ab Frankfurt fliegen", stand auf einem riesigen Banner in Anlehnung an mögliche Europapokalspiele.