Warren Zaire-Emery von Paris Saint-Germain

Champions-League-Halbfinale gegen den BVB Warren Zaire-Emery - Paris baut auf einen 18-Jährigen

Stand: 29.04.2024 15:53 Uhr

Dass Paris St. Germain am Mittwoch (01.05.2024, ab 21 Uhr im Live-Ticker und im Audiostream bei sportschau.de ) überhaupt das Halbfinale der Champions League gegen Borussia Dortmund bestreiten darf, hat der Milliardärs-Klub einem 18-Jährigen zu verdanken. Für Warren Zaire-Emery ist das Wiedersehen mit dem BVB ein ganz spezielles.

Es war ein lausig kalter Mittwochabend am 12. Dezember 2023 in Dortmund, doch bei PSG drohte sogar Schockfrost. Dem auf höchstem europäischen Niveau chronisch erfolglosen Luxus-Kader drohte ein weiterer Nackenschlag: Das Ausscheiden bereits nach der Gruppenphase der Champions League stand kurz bevor. Paris durfte bei Spitzenreiter BVB auf keinen Fall verlieren, zudem kam es auch noch auf die Parallelpartie in dieser anspruchsvollen Gruppe F zwischen Newcastle United und dem AC Mailand an.

Erst der Ausgleich, dann ein Streit bei Paris

In der 51. Minute wurde das Horrorszenario für das Team um Kylian Mbappé dann plötzlich ganz real: Karim Adeyemi brachte Dortmund in Führung, in diesem Moment wäre die Champions-League-Saison des vom katarischen Staatsfond QSI immer wieder aufgepumpten Starensembles beendet gewesen. Den Ausgleichstreffer erzielte dann ein damals 17-Jähriger: Warren Zaire-Emery, Staatsbürger von Frankreich und Martinique, vollendete die Vorarbeit von Mbappé mit einer sehr guten Ballannahme und einem präzisen Abschluss zum 1:1.

Danach begann eine Zitterpartie, in der die Pariser in einen offenen Streit darüber gerieten, ob man das Remis verwalten und auf fremde Hilfe hoffen sollte (das war das Ansinnen von Coach Luis Enrique) oder, was die Gesten von Mbappé eindeutig nahelegten, ins Risiko und auf das 2:1 gehen sollte. Letztlich setzte sich der Trainer mit seiner ängstlichen Herangehensweise durch - und mit der mickrigen Zahl von acht Zählern aus sechs Partien wurschtelte sich Paris als Gruppenzweiter doch noch in die K.o.-Runde.

Luis Enrique geht einen neuen Weg

Ausschlaggebend für die so gerade noch abgewendete Blamage war am Ende das Tor von Zaire-Emery, der dem Druck standgehalten hatte. Der zentrale Mittelfeldspieler ist seit dieser Saison bei PSG gesetzt, hat in dieser Saison bereits 39 Pflichtspieleinsätze bekommen, er wird immer mehr zum Tempobestimmer, Rhythmusgeber, Strategen, er schleppt gern die Bälle, dribbelt gut, hat aber auch ein Auge für die Mitspieler.

Journalisten in Frankreich schreiben immer wieder, dass der Trainer Enrique "Wawa" sogar mehr vertraue als dem genialen, aber oft launischen Mbappé, der seinen Klub am Saisonende nach eigener Ankündigung verlassen wird. Zaire-Emery wird bleiben, er hat einen Vertrag bis 2029 mit einer vereins- und spielerseitigen Option bis 2030. Er soll das Gesicht von PSG werden und für einen neuen Weg unter Luis Enrique stehen: weniger Neymar, Messi, Ibrahimovic, Ramos, Cavani oder Dí Maria, stattdessen mehr junge französische Talente, am liebsten aus der eigenen Akademie.

Mit 16 Jahren gegen Bayern München in der Königsklasse

Dort kickte Zaire-Emery bereits, seit er mit acht Jahren aus dem Pariser Vorort zu PSG kam, von Beginn an setzten ihn die Jugendtrainer in höheren Altersklassen ein. Wie sehr das Juwel jetzt auch bei den Profis geschätzt und gefördert wird, zeigte sich bereits in der vergangenen Saison. Im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Bayern wurde er am 18. Februar mit 16 Jahren und 343 Tagen der jüngste Spieler, der in einem K.o.-Spiel der Königsklasse von Beginn an auflief. Auch im Rückspiel kam er zum Einsatz, Paris verlor aber beide Spiele.

Für Didier Deschamps spielt Zaire-Emery ebenfalls bereits eine Rolle. Nach vier Einsätzen bei der U21 hat ihn der französische Nationaltrainer bereits zur A-Elf hochgezogen. Am 18. November 2023 debütierte er mit 17 Jahren und acht Monaten als viertjüngster Franzose seit 1914, er stand beim EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar in der Startelf und traf schon nach einer Viertelstunde zum 3:0. Vier Minuten später musste er mit einer Knöchelverletzung vom Feld, die Kollegen tüteten die Partie mit 14:0 ein.

Abitur und Hoffnung auf die EM

Sein zweites Länderspiel folgte am 23. März dieses Jahres gegen Deutschland, Zaire-Emery bildete ein Dreier-Mittelfeld mit Adrien Rabiot und Aurelien Tchouameni, konnte aber die 0:2-Niederlage nicht verhindern. Dennoch winkt dem Teenie aus der nordfranzösischen Stadt Montreuil (dort wurde auch Kylian Mbappés Bruder Ethan geboren, ebenfalls 18 und bei PSG unter Vertrag) ein Platz im Kader für die Europameisterschaft.

An großen Herausforderungen wird es "Wawa" in den kommenden Wochen sicher nicht fehlen: Erst soll er mit Paris den BVB ausschalten und seinen Verein anschließend zum ersten Titel in der Königsklasse führen. Bevor dann die EM losgeht, steht Anfang Juni noch sein Baccalauréat, das französische Abitur, auf der To-do-Liste.