Günter Netzer, ehemaliger Fußballspieler, Unternehmer und TV-Experte

Prozess um WM 2006 Netzers Zeugenauftritt fällt aus, Blatter will aussagen

Stand: 16.05.2024 12:15 Uhr

Der Zeugenauftritt von Günter Netzer im Prozess um die Vergabe der WM 2006 vor dem Landgericht Frankfurt fällt aus. Sepp Blatter soll dagegen zu einer Aussage bereit sein.

Der 79-jährige Netzer wird nicht, wie ursprünglich geplant, am 23. Mai nach Frankfurt kommen und dort aussagen. Dies teilte die Vorsitzende Richterin, Eva-Marie Distler, am Mittwoch mit.

Netzers Absage sei durch dessen Rechtsbeistand ohne Angabe von Gründen erfolgt. Ob Netzer zumindest per Videoschalte aussagen wird, ist derzeit noch unklar, erscheint aber ebenfalls unwahrscheinlich. Eine entsprechende Anfrage des Gerichts sei unbeantwortet geblieben, sagte Distler.

Netzer war in der Affäre um die ungeklärten Millionenzahlungen offenbar ein Vermittler für den ehemaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus. "Dreyfus kam auf ihn zu mit der Bitte, den Kontakt zu den WM-Machern herzustellen. Er war aber nur ein Mittler, der von dem Anspruch wusste", teilte ein Anwalt Netzers 2015 mit.

Ex-FIFA-Präsident Blatter soll per Videoschalte aussagen

Anders als Netzer haben sich Ex-FIFA-Präsident Joseph Blatter und der ehemalige Generalsekretär des Fußball-Weltverbandes, Urs Linsi, zu einer Aussage per Videoschalte bereit erklärt. Als weitere prominente Zeugen sollen der ehemalige DFB-Präsident Fritz Keller und Marcus Höfl, ehemaliger Manager des verstorbenen Franz Beckenbauer, am 11. Juli vor dem Landgericht aussagen.

Der "Sommermärchen"-Prozess

In dem Prozess, der im März begonnen hat, geht es um eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro, die der DFB im April 2005 über die FIFA an den französischen Unternehmer und ehemaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überwiesen hatte. Diese Summe hatte Franz Beckenbauer drei Jahre zuvor als Darlehen von Louis-Dreyfus erhalten, diese 6,7 Millionen waren letztlich beim früheren FIFA-Vizepräsidenten Mohamed bin Hammam gelandet. Laut einer Recherche des Nachrichtenmagazins Der Spiegel wurde das Geld zum Stimmenkauf benutzt. Ein Verfahren vor dem Schweizer Bundesgericht wurde 2020 wegen Verjährung eingestellt.

Prozess um Steuerhinterziehung

In dem Prozess müssen sich die ehemaligen DFB-Topfunktionäre Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt wegen des Vorwurfs der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall verantworten.

Sie sollen eine im April 2005 an den Weltverband FIFA erfolgte Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro in der Steuererklärung für 2006 unrechtmäßig als Betriebsausgabe deklariert und damit die Steuer für das WM-Jahr um rund 13,7 Millionen Euro verkürzt haben. Alle drei Angeklagten weisen den Vorwurf strikt zurück.