Willian von Fulham bei einem Spiel in Landover/USA

Regeln werden überdacht Europäische Ligaspiele im Ausland? FIFA öffnet die Tür

Stand: 16.05.2024 12:02 Uhr

Nationale Ligen dürfen bisher Spiele nicht ohne Zustimmung der Verbände ins Ausland verlegen - nun könnte die FIFA dieses Hindernis möglicherweise beseitigen.

Der Weltverband gab nach der Sitzung des FIFA-Rats am Mittwoch (15.05.2024) bekannt, dass eine Arbeitsgruppe über Änderungen "am FIFA-Reglement für internationale Spiele" beraten soll. Das Reglement gilt seit 2014. Bislang sehen die Regeln vor, dass Spiele nur dann ins Ausland verlegt werden können, wenn die beteiligten nationalen Verbände sowie die jeweilige Konföderation - wie beispielsweise die UEFA in Europa - zustimmen.

Im Januar 2019 wollte der spanische Ligaverband LFP (vergleichbar mit der DFL in Deutschland) eine Partie zwischen dem FC Barcelona und dem FC Girona in Miami in den USA austragen. Doch der nationale spanische Verband RFEF (vergleichbar mit dem DFB) blockierte das Vorhaben.

Die Zentrale des spanischen Fußballverbands RFEF

Die Zentrale des spanischen Fußballverbands RFEF

Vermarktungsagentur bringt FIFA zum Einlenken

Hintergrund ist eine kartellrechtliche Klage der Vermarktungsagentur Relevent in den USA gegen die Regeln der FIFA. Relevent, dass auch 2019 das Spiel zwischen Barcelona und Girona in Miami organisieren wollte, und die FIFA einigten sich auf die Prüfung der Regeln.

Die einzurichtende Arbeitsgruppe werde aus 10 bis 15 Personen bestehen, die beispielsweise von Verbänden und Klubs, aber ausdrücklich auch von "privaten Unternehmen, die an der Organisation internationaler Spiele oder Wettbewerbe beteiligt sind", entsendet werden. Empfehlungen der Arbeitsgruppe seien "in den kommenden Monaten" zu erwarten, teilte der FIFA-Rat mit, in dem auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf Mitglied ist.

Gefordert seien "Kriterien zur Bewilligung solcher Spiele oder Wettbewerbe", so die FIFA. Dabei sollen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden, wie die Menge/Häufigkeit der Spiele im Ausland, Reisestrapazen für Spieler oder ob für Fans der Klubs eine Anreise möglich ist. Die generelle Möglichkeit zur Blockade solcher Spiele könnte den Verbänden also genommen werden. Zudem bezog sich sich die FIFA sprachlich deutlich auf das EuGH-Urteil zur Super League, wonach es "objektiver Kriterien" bedarf und eines "nicht-diskriminierenden und transparenten Verfahrens". Die FIFA darf die Spiele nicht einfach verbieten - es ist eine zumindest ähnliche Situation.

Aston Villa und Newcastle United bei der Premier League Summer Series in Philadelphia

Aston Villa und Newcastle United bei der Premier League Summer Series in Philadelphia

Spiele im Ausland für die Vermarktung interessant

Die Präsenz auf ausländischen Märkten ist für die Ligen immer wichtiger. Viele Spitzenklubs in Europa haben internationale Eigentümer. Besonders die AC Mailand treibt ihr Geschäft in den USA voran und meldete zuletzt finanzielle Erfolge. Geschäftsführer Giorgio Furlani sagte bei CBS: "Wenn es nach mir ginge, würden wir sogar ein offizielles Spiel in den USA austragen."

Derzeit ist das Ausland vor allem in der Saisonvorbereitung ein Ziel der Klubs. Im Sommer reiste Borussia Dortmund in die USA und spielte dort gegen Chelsea und Manchester United. Es soll ein Weg sein, um Aufmerksamkeit im Ausland für die Klubs und die Liga zu gewinnen. England, Spanien und Italien sind dort deutlich aktiver als Deutschland. Die Premier League veranstaltete im Sommer 2023 in den USA ihre "Summer Series". Spaniens La Liga spielte in den USA und Mexiko die "La Liga Summer Tour" - organisiert von der Agentur Relevent.

Atletico Madrid und Real Sociedad in Monterrey, Mexiko

Atletico Madrid und Real Sociedad in Monterrey, Mexiko

Bundesligaspiele im Ausland? Die DFL sagt nein

Aktuell antwortete die DFL auf eine Anfrage des Sport-Informations-Dienstes: "Es gibt keine Überlegungen, Pflichtspiele im Ausland durchzuführen." Bundesligaspiele im Ausland sind für aktive Fanszenen in Deutschland eine Befürchtung bei der Debatte um den später geplatzten Investorendeal der DFL gewesen. Die DFL erteilte solchen Plänen auch in der Vergangenheit öffentlich eine Absage. Die frühere DFL-Geschäftsführerin Donata Hopfen hatte Anfang 2022 davon gesprochen, eine Austragung des DFL-Supercups in Saudi-Arabien nicht auszuschließen. Später sagte sie, dass das nie eine Rolle gespielt habe.

Die DFL-Zentrale in Frankfurt am Main

Die DFL-Zentrale in Frankfurt am Main

Bislang werden häufig Spiele um den Supercup einiger europäischer Länder im Ausland ausgetragen. Spanien und Italien tragen ihren Supercup zurzeit in Saudi-Arabien aus, Frankreich plant seinen Supercup 2024 in Südkorea. Der türkische Supercup in Saudi-Arabien wurde nach einem Streit um die Darstellung im Stadion von Kemal Atatürk, dem Begründer der türkischen Republik, abgesagt.