Vor der neuen Wintersport-Saison Skiverband optimistisch: Alle deutschen Winter-Weltcups mit Zuschauern

Stand: 05.11.2021 12:37 Uhr

Trotz bundesweit steigender Corona-Inzidenzen geht der Deutsche Skiverband (DSV) von einer Wintersport-Saison mit gut gefüllten Stadien aus. "Die Schlagzeile lautet: In Deutschland wird es einen Weltcupwinter mit Zuschauern geben", sagte DSV-Geschäftsführer Stefan Schwarzbach der Sportschau.

"Aktuell gehen wir davon aus, dass in allen sechs Bundesländern, in denen im kommenden Winter unsere insgesamt 32 Weltcuptage stattfinden, Zuschauer erlaubt sind", so Schwarzbach.

"Zumindest 70-prozentige Auslastung"

Man sei in enger Abstimmung mit den Innenministerien der Bundesländer, die wiederum mit dem Bundesgesundheitsministerium in ständigem Kontakt sind. Je nachdem, ob eine 2G- oder 3G-Regelung in den einzelnen Weltcuporten greift, geht der DSV davon aus, dass "zumindest eine etwa 70-prozentige Auslastung der Stadien realistisch sein wird".

Klingenthal: 2G kostet Zuschauer

Im sächsischen Klingenthal, dem ersten deutschen Weltcuport, nimmt man diese Nachricht positiv auf. Der Kartenvorverkauf für den Skisprung-Weltcup Anfang Dezember sei bereits "gut angelaufen", sagt Alexander Ziron, Geschäftsführer des lokalen Veranstalters VSC- Klingenthal. "Wir favorisieren ein 3G-Modell mit voller Auslastung", wünscht sich Ziron.

Bereits beim Finale des Sommer Grand-Prix im Oktober habe man nachgewiesen, dass man das 3G-Modell mit Kontaktdatenerfassung und der Zuschauerüberprüfung (geimpft, genesen oder getestet) gut umsetzen könne.

Die Zeichen der Politik stehen allerdings auf einer strikteren Regel. So sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer am Freitag (05.11.2021) mit Verweis auf die Corona-Inzidenz im Freistaat von 385,7, dass eine 2G-Verordnung "in Sachsen derzeit auf den Weg gebracht" werde. "Wir brauchen 2G", so Kretschmer im Deutschlandfunk. Sollte das umgesetzt werden, so Ziron, "kostet uns das sicher ein paar der angepeilten 8.000 bis 10.000 Zuschauer. Wir können aber auch mit 2G leben."

Bayern: 5.000 plus 50 Prozent

Für die bayerischen Weltcuporte haben sich Skiverband und lokale Veranstalter auf folgende Rechnung geeinigt: Wenn eine volle Zuschauer-Auslastung nicht möglich sei, sollen in jedem Fall mindestens 5.000 Zuschauer erlaubt sein. Wie weit aufgestockt werden kann, hängt von der Gesamtkapazität des jeweiligen Stadions ab.

Von den restlichen theoretisch möglichen Zuschauern sollen noch 50 Prozent zugelassen werden. Oder konkret: Bei einer Gesamtauslastung von 20.000 Fans werden 5.000 abgezogen und die restlichen 15.000 halbiert. Heißt: 12.500 Zuschauer dürften dann pro Tag zum jeweiligen Weltcup.

Verprechen der Behörden: Kein Lockdown

Einen Lockdown wie im vergangenen Jahr, als der gesamte Winter ohne Zuschauer über die Bühne gehen musste, könne man praktisch ausschließen. "Nach den Gesprächen mit den Ministerien und den zuständigen Behörden vor Ort gehen wir davon aus, dass ehrlich gemeint ist, wenn uns versichert wird, dass wir im Winter Freiluftveranstaltung mit Zuschauerbeteiligung durchführen können, solange die 2G- oder 3G-Regelung eingehalten wird", erklärt Schwarzbach und verweist darauf, dass der DSV bereits vor einem Jahr ein umfangreiches und sportartenspezifisches Hygienekonzept vorgelegt habe.

DSV plant Finanz-Rettungsschirm

Positive Signale gibt es vom Skiverband auch hinsichtlich finanzieller Belastungen der Weltcup-Veranstalter. "Wir haben den Veranstaltern signalisiert, dass wir sie nicht im Regen stehen lassen. Das haben wir im vergangenen Jahr nicht getan, das wird auch dieses Jahr nicht der Fall sein", erklärt Schwarzbach, der beim DSV auch Vorstand Kommunikation ist.

Oberste Priorität sei aber, "dass wir in diesem Winter keinen Rettungsschirm brauchen". Mit den Veranstaltern sei man in engem Kontakt, damit die Kosten über Zuschauereinnahmen und Marketingerlöse gedeckt werden.

Sorgen um Nachwuchs: "Verlieren eine oder zwei Sportlergenerationen"

Außerdem hofft DSV-Vorstand Schwarzbach, dass neben dem Spitzensport auch der Breitensport vor allem im Nachwuchsbereich wieder Fahrt aufnimmt - und hier nimmt er die Politik in die Pflicht: "Eine unserer wichtigsten Herausforderungen wird sein, dass wir unsere Kinder und Jugendlichen in den kommenden Monaten wieder in den Schnee bekommen", sagt der Bayer: "Im vergangenen Jahr wurden Kinder teilweise wie zu Vor-Corona-Zeiten in den vollen Schulbus gepfercht, aber Vereinssport im Freien mit Abstand war behördlich untersagt. Da stellt sich dann schon die Sinnfrage. Da ging an der Basis viel verloren. Umso wichtiger ist, dass wir jetzt mit Unterstützung der Politik alles daransetzen, die Kinder und Jugendlichen wieder in Bewegung zu bekommen."

Während der Corona-Pandemie konnten zeitweise rund 7,3 Millionen Kinder und Jugendliche in ihrem Sportverein keinen Sport treiben. "Es ist für uns fast schon existentiell, dass die Skilifte und Skischulen öffnen dürfen", so Schwarzbach: "Wir verlieren sonst eine oder vielleicht sogar zwei Sportlergenerationen."