Skispringen | Vierschanzentournee Hannawald und Bartels erwarten Tournee-Duell zwischen Kobayashi und Geiger

Vor dem Auftaktspringen der 70. Vierschanzentournee in Oberstdorf erzählen Sportschau-Experte Sven Hannawald und Kommentator Tom Bartels von ihrem Tournee-Highlight und verraten, wie sie die Chancen auf einen deutschen Gesamtsieg einschätzen.

Die Sitze im Oberstdorfer Skisprung-Stadion sind mit Schnee bedeckt, die Ränge leergefegt. Bereits zum zweiten Mal in Folge findet die Vierschanzentournee wegen der Corona-Pandemie ohne Zuschauer statt. "Das schlägt schon ein bisschen aufs Gemüt", erzählt Sportschau-Kommentator Tom Bartels: "Es ist einfach etwas ganz anderes, ob man als Reporter das Gefühl hat, man muss die Show mitmachen oder ob man nach einem guten Sprung ruhig ist und die Stimmung wirken lässt."

Sven Hannawald hat sich vor vielen Jahren, "als die Hütte noch voll war", von der Stimmung verzaubern lassen. "Bei mir war es so, dass ich es im Fernsehen gesehen habe und die Tournee so cool und spannend fand, dass ich die selbst auch gewinnen wollte und dementsprechend mit Skispringen angefangen habe", erzählt der 47-Jährige.

Erinnerungen an Sven Hannawalds Tourneesieg

Vor 20 Jahren erfüllt er sich seinen Traum. Er gewinnt alle vier Springen, dominiert die Tournee und wird überragender Gesamtsieger. "Das war für mich eine Reise, die ich so nicht auf dem Schirm hatte, weil es andere Favoriten gab", erzählt Sven Hannawald. Seine Augen leuchten bei den Erinnerungen von damals, auch wenn die Tournee ihn damals sehr gefordert habe. Letztlich habe er sich aber eben "den kleinen Traum vom kleinen Sven erfüllt. Natürlich bin ich da auch heute noch unheimlich stolz drauf."

Für Tom Bartels ist Sven Hannawalds Vierfachsieg sein bisheriges Tournee-Highlight: "Damals war das nicht vorstellbar, dass das jemand schafft. Es ist Ewigkeiten versucht worden", erinnert er sich: "Sven hat sein Ding gemacht und das als damals noch relativ junger Reporter im Skisprung-Zirkus zu begleiten, das war schon extrem besonders für mich."

Zweikampf zwischen Kobayashi und Geiger um den Tourneesieg

20 Jahre später hoffen sowohl Tom Bartels als auch Sportschau-Experte Sven Hannawald, dass es endlich wieder mit einem deutschen Gesamtsieger klappt. In den beiden vergangenen Jahren stand am Ende Karl Geiger mit auf dem Podest – einmal als Dritter, einmal als Zweiter. "Ich finde, er ist jetzt einfach mal dran. Er war bisher der konstanteste und kann alle Schanzen meistern", sagt Tom Bartels und warnt aber gleichzeitig vor Ryoyu Kobayashi als Geigers größten Konkurrenten: "Er ist top in Form gekommen."

Von seinem Sprung her und weil er die Möglichkeiten hat, in höheren Weitenbereichen den Telemark zu setzen, sieht auch Sven Hannawald den Japaner ein kleines bisschen weiter vorne. "Aber es war in der Vergangenheit der Tournee auch nicht immer ganz so schlecht, wenn man nicht der Top-Favorit ist und Karl ist wirklich nur minimal hinten dran", erklärt Sven Hannawald: "Vielleicht tut’s ihm gut. Ich habe die Hoffnung, dass Karl am Ende ganz oben steht."

Im vergangenen Jahr gewann der Oberstdorfer zumindest das Auftaktspringen auf seiner Heimschanze. Ob ihm das auch dieses Jahr gelingt, entscheidet sich heute ab 16:30 Uhr (live in der ARD).