Skiflug-WM | Vikersund Skifliegen: Kraft überragt, Geiger bester Deutscher in der Quali

Stand: 10.03.2022 16:43 Uhr

Titelverteidiger Karl Geiger qualifiziert sich als bester Deutscher fürs Einzel der Skiflug-Weltmeisterschaft. An den Weltrekordmann Stefan Kraft kommt er aber nicht heran, Norwegens Silber-Gewinner von 2020 fehlt dagegen überraschend.

In Norwegen nennen sie die Schanze "Monsterbakken". Und das sagt schon einiges aus über diese Skiflugschanze, von der sich die weltbesten Skispringer in den kommenden Tagen in die Tiefe stürzen. Die Anlage in Vikersund in Norwegen ist die größte der Welt, hier flog der Österreicher Stefan Kraft im Jahr 2017 auf 253,5 Meter - Weltrekord. Und hier findet nun die Skiflug-Weltmeisterschaft 2022 statt.

Am Donnerstag (10.03.2022) in der Qualifikation für den Einzel-Wettbewerb bewältigte eben jener Kraft den Vikersundbakken am besten (230 Meter/217,9 Punkte) vor seinem Landsmann Michael Hayböck (233/210,5) und dem Slowenen Anze Lanisek (221/207,3). Karl Geiger war als Sechster bester Deutscher.

Für diese Riesenanlagen braucht man ein "gewisses Feingefühl", erklärte der Sportschau-Experte und frühere Skispringer Sven Hannawald: "Man gewöhnt sich aber beim Heranwachsen an diese Schanzen." Er selbst wurde 2000 in Vikersund erstmals Einzel-Weltmeister im Skifliegen.

Sportschau-Wintersport-Podcast, 10.03.2022 11:45 Uhr

Titelverteidiger Karl Geiger zufrieden mit seinen Flügen

Karl Geiger holte den Titel 20 Jahre später in Planica/Slowenien, er tritt in diesen Tagen also als Titelverteidiger an - und kann nach seinem 221,5-Meter-Sprung zumindest ganz zufrieden ins Einzel gehen. "Mir ist es echt sehr gut ergangen, ich war extrem positiv überrascht", sagte Geiger: "Ich bin gleich mit dem ersten Sprung super reingekommen." Nun versuche er einfach, die "Flüge zu genießen".

Markus Eisenbichler, 2020 noch Bronze-Gewinner, hatte dagegen etwas Probleme. Er qualifizierte sich nach einer misslungenen Landung als 13. (215,5/187,2). Aber "alles im grünen Bereich", sagte der Bundestrainer Stefan Horngacher.

Nur fünf der insgesamt 45 Quali-Starter mussten aussortiert werden. Das waren gute Voraussetzungen - und daher qualifizierten sich neben Geiger und Eisenbichler auch alle anderen angetretenen Deutschen: Der Oberaudorfer Constantin Schmid segelte auf 217 Meter (197,1 Punkte), Rang acht.

Andreas Wellinger hat "richtig Bock" aufs WM-Einzel

Andreas Wellinger wurde dahinter Zehnter (211,5/190,2). "Ich habe richtig Bock drauf, es macht unglaublich Spaß", sagte er in der Sportschau: "Auch wenn der Quali-Sprung bis jetzt der schlechteste war: Ich bin einfach froh, dabei zu sein und freue mich auf die nächsten Tage." Und auch Severin Freund ist nach einem Flug auf 206,5 Meter (178,0) mit dabei im WM-Einzel.

Titelverteidiger Geiger sagte schon vor dem Springen über die größte Anlage der Welt: "Es ist zwar eine schwierige Schanze, auf der ich schon sowohl sehr gut, als auch sehr schlecht geflogen bin. Wenn man aber ins Fliegen kommt, gibt es kaum eine Schanze, auf der es so viel Spaß macht wie auf dieser."

Weltcup-Dritter Halvor Egner Granerud fehlt im Einzel

Dieser Spaß wird allerdings einigen Top-Springern verwehrt: Aufgrund der Beschränkungen auf vier Springer pro Nation fehlten nämlich schon in der Qualifikation ein paar Weltklasse-Flieger. Der Skisprung-Weltcup-Dritte Halvor Egner Granerud konnte sich im starken norwegischen Team nicht durchsetzen, auch die Slowenen Lovro Kos und Cene Prevc sind nicht dabei.

Die einzige schlechte Nachricht des Tages aus deutscher Sicht erhielt übrigens Stephan Leyhe: Auch er durfte nicht mitspringen. Das deutsche Team reiste zwar mit sechs Athleten an, dafür dürfen aber immerhin fünf dabei sein. Und das, weil der Titelverteidiger Geiger einen Extra-Platz erhält.

"Als Titelverteidiger an den Start zu gehen, ist ein großes Privileg, und darauf freue ich mich, auch wenn die Situation neu für mich ist", sagte er vor dem Event. Wie gut er damit am "Monsterbakken" umgehen kann, werden die Sprünge am Freitag (ab 16.30 Uhr im Sportschau-Livecenter) und Samstag (ab 16.30 Uhr im Sportschau-Livecenter) zeigen. Für einen Skiflug-WM-Erfolg sind schließlich vier erfolgreiche Sprünge an zwei Tagen nötig.