Wintersport | Rücktritte Wintersport - Diese Athleten machen Schluss

Stand: 27.03.2022 13:37 Uhr

Große Erfolge, große Abschiede: Dem deutschen Biathlon-Team werden Erik Lesser, Karolin Horchler und Maren Hammerschmidt künftig fehlen, dem Langlauf der Top-Star Therese Johaug. Auch Skispringer Richard Freitag beendet seine Karriere. Ein Überblick.

Ireen Wüst - Gold bei fünf Olympischen Spielen

Sie ist die jüngste niederländische Oylmpiasiegerin und auch die älteste: Ireen Wüst. Die 35-Jährige ist die einzige Sportlerin, die bei fünf Olympischen Spielen in Einzelwettbewerben Gold gewonnen hat. Beim Weltcup-Finale in Heerenveen ging nun eine große Karriere zu Ende. Eine Kämpfernatur aus Goirle, einer Kleinstadt in Noord-Brabant, die 13 Olympia-Medaillen gewann und deren Lieblingsstrecke die 1.500 Meter-Distanz war.

Sven Kramer - der komplettester Athlet aller Zeiten

Mit Sven Kramer verabschiedet sich eine weitere Legende aus den Niederlanden aus dem Eisoval. Der 36-Jährige gilt als bester und komplettester Athlet aller Zeiten, wenn es um die Langstrecken geht. Seine Schokoladenstrecke waren die 5.000 Meter. Nach Silber 2006 in Turin gewann er 2010, 2014 und 2018 auf dieser Strecke Gold. In Peking konnte er diese Serie nicht fortsetzen. Mit Platz neun lief Kramer aber noch einmal in die Top Ten.

Erik Lesser stellt das Gewehr in die Ecke

Das war's für Erik Lesser. Zwölf Jahre nach seinem Debüt im Weltcup geht der 33-Jährige in den Biathlon-Ruhestand. Die Motivation fehle, so der Doppelweltmeister von 2015. Der Entschluss aufzuhören, sei schon vor der Saison gefallen. Der Familienvater ließ die Katze aber erst vor der drittletzten Weltcup-Station aus dem Sack, und zwar bewusst: "Ich kann mich noch an das letzte Karrierejahr von Andrea Henkel erinnern. Da hat sie auch vor der Saison gesagt, dass es das letzte Jahr wird. Und vor jedem Weltcup wurde sie gefragt, wie es ist, das letzte Mal hier oder dort zu sein. Den Fragen wollte ich aus dem Weg gehen."

Seitdem Lessers Abschied öffentlich ist, lieferte der Suhler Topleistungen ab. Beim Weltcup in Kontiolahti überraschte er mit dem Podest in der Verfolgung. Zum Saisonabschluss krönte er sich dann zum Sieger in der Verfolgung von Oslo.

Maren Hammerschmidt - nach zehn Jahren im Weltcup ist Schluss

Mit Maren Hammerschmidt verliert der deutsche Biathlonverband eine routinierte Athletin. Die 32-Jährige gab im März 2012 ihr Debüt im Weltcup, 2017 gewann sie mit der Staffel WM-Gold und 2016 WM-Bronze. Im Weltcup schaffte es Hammerschmidt in Einzelrennen zweimal als Zweite auf das Podest. Nachdem sie sich bei den Olympischen Winterspielen 2018 eine Verletzung zugezogen hatte, kam sie jedoch nie wieder richtig in Form.

"Die letzten Jahre waren nicht leicht, ich hatte körperlich mit vielen Baustellen zu kämpfen, die mich sehr viel Energie gekostet haben. Ab jetzt darf sich mein Körper auf Erholung freuen", erklärte Hammerschmidt ihren Rücktritt und freut sich "riesig auf den neuen Lebensabschnitt, der nun vor mir liegt."

Auch Karolin Horchlers "Biathlonreise zu Ende"

Neben Hammerschmidt und Lesser wird auch Karolin Horchler ihre Biathlon-Karriere beenden. Die 32-Jährige hatte bei der WM 2020 in Antholz mit der Staffel mit Vanessa Hinz, Denise Herrmann und Franziska Preuß Silber gewonnen. Zudem stand sie mit der Staffel im Weltcup fünf Mal auf dem Podest.

Karolin Horchler

Karolin Horchler

"Meine Biathlonreise geht zu Ende. Vor 27 Jahren lief ich meine ersten Rennen, ohne zu wissen, was da noch für großartige Momente auf mich warten. Aber Körper und Geist sind nach der langen Zeit im Hochleistungssport müde geworden," begründete Horchler ihre Entscheidung.

Therese Johaug - der Langlauf verliert seine Königin

Die Langlaufkönigin tritt ab: Therese Johaug prägte ihren Sport in den vergangenen zehn Jahren. Auf der Langstrecke war sie nahezu unschlagbar: Sechs Medaillen bei Winterspielen, darunter vier goldene. 14 Titel bei Weltmeisterschaften und drei Siege im Gesamtweltcup. Von ihren letzten Winterspielen aus Peking kehrte sie mit drei Goldmedaillen zurück - besser kann eine Abschiedssaison nicht laufen.

Einen dunklen Fleck hat die Laufbahn aber doch: 2017 war Johaug wegen Dopings gesperrt worden. Sie hatte eine Lippencreme mit einem Inhaltsstoff benutzt, der auf der Dopingliste steht.

Charlotte Kalla - die Dreifach-Olympiasiegerin hört auf

Neben Therese Johaug tritt nach der Saison eine weitere Top-Athletin ab: Die Schwedin Charlotte Kalla beendet ihre Karriere mit 34 Jahren. Kalla gewann dreimal Olympia-Gold und bei Großveranstaltungen insgesamt 22 Medaillen. Die großen Erfolge der mehrfachen Weltmeisterin liegen allerdings schon ein bisschen zurück. Zuletzt stand sie im Dezember 2018 in einem Einzelrennen auf dem Weltcup-Podest. Bei der Olympia-Staffel 2022 gehörte sie nicht mehr zum schwedischen Bronze-Team.

Dario Cologna - einer der ganzen Großen tritt ab

Mit Dario Cologna verschwindet ein weiterer Ausnahmekönner von der Langlaufbühne. Der Schweizer war erstmals im November 2006 in Kuusamo im Weltcup aufgetaucht. Seinen ersten Weltcupsieg feierte er Ende 2008 bei der Tour der Ski in Oberhof. Dieses mittlerweile prestigeträchtige Skirennen gewann Cologna vier Mal.

Dazu sicherte er sich 2009, 2011 sowie 2012 den Gesamtsieg im Weltcp. Vier Mal gewann der Schweizer Olympia-Gold, 2013 wurde er Weltmeister in Val di Fiemme. Zuletzt stand er im Schatten der Überflieger aus Russland und Norwegen. Seine besten Zeiten waren vorbei - das hat der Familienvater erkannt. Er hat jetzt andere Aufgaben, als ständig um die Welt zu reisen.

Benjamin Weger stellt die Waffe in die Ecke

Mit Benjamin Weger macht ein weiterer Schweizer Schluss. Nach mehr als 300 Weltcup-Rennen beendet der 32-jährige Biathlet seine Karriere. Sein Debüt im Weltcup gab Weger in der Saison 2008/09. Viel Anlauf für Höchstleistungen brauchte er nicht. 2010 gelang ihm in Pokljuka mit Rang zwei das beste Resultat der Karriere. Insgesamt fünf Mal lief Weger im Weltcup auf das Podest. Eine Medaille bei seinen vier Olympischen Spielen blieb dem charismatischen Weger, dessen Markenzeichen der Vollbart ist, verwehrt.

Nils van der Poel - Aufhören, wenn es am schönsten ist

Der schnellste Mann der Welt auf Kufen über die 5.000 und 10.000 Meter will künftig nur noch Amateur-Eisläufer sein. Der Schwede Nils van der Poel kündigte an, aufhören zu wollen. "Ich werde die Saison als Profi beenden und dann für den Rest meines Lebens ein Amateur-Eisläufer sein", sagte der gerade 25-Jährige unlängst. Zieht er den Rücktritt durch, würde seine Karriere auf dem Höhepunkt enden - mit zwei Olympiasiegen samt Weltrekord über 10 Kilometer und dem völlig ungefährdeten Mehrkampf-Titel in Hamar.

Francesca Marsaglia will jetzt Mama werden

Auch im Alpinen Skirennsport sagen einige Athleten auf Wiedersehen. Bei der Italienerin Francesca Marsaglia verschieben sich künftig die Prioritäten. Die Römerin, die in allen Disziplinen in die Top-7 fahren konnte, aber nur einmal auf dem Podest stand, will sich jetzt darauf konzentrieren, Mutter zu werden.

Magdalena Fjällström - Verletzungspech und keine Unterstützung

Mit 27 hängt Magdalena Fjällström ihre Skier an den Nagel. Die Schwedin galt einst als eines der größten Talente des Landes. Eine erfolgreiche Karriere verhinderten zahlreiche Verletzungen. Vom Verband erhielt sie keinerlei Rückendeckung und durfte zuletzt nicht mehr im Weltcup starten. "Ich habe mein Bestes versucht, aus meiner Situation etwas Gutes zu machen, aber mein Feuer ist erloschen", sagte sie enttäuscht.

Manfred Mölgg - emotionaler Abschied eines Südtiroler Slalom-Riesen

Einen schillernden Abschied feierte dagegen Manfred Mölgg. Beim Nacht-Slalom in Flachau tanzte der 39-jährige Südtiroler letztmals durch die Stangen. Frenetisch gefeiert von den Fans bremste er vor der Ziellinie, schnallte einen Ski ab und fuhr langsam über die Ziellinie. Mit drei WM-Medaillen, vier Siegen im Weltcup und unglaublich viel Biss fuhr sich Mölgg in die Herzen der Fans. Als er Anfang 2020 mit 37 einen Kreuzbandriss erlitt, war es für ihn keine Option aufzuhören. Er kämpfte sich zurück und genoss in Flachau die ganz große Bühne.

Spela Rogelj - letzter Sprung in Oberhof

Das slowenische Skisprungteam verliert Spela Rogelj. Die 27-Jährige machte beim Weltcup-Comeback von Oberhof ihren letzten Sprung. Die Silbermedaille im Team bei der Nordischen Ski-Weltmeisterschaft 2021 war ihr größter Erfolg. Zudem feierten sie einen Weltcupsieg im Einzel. Starke Springerinnen haben die Sloweninnen auch nach dem Rogelj-Rückzug: Ursa Bogataj und Nika Kriznar gehören zu den Topstars der Szene.

Richard Freitag - bereit für neue Aufgaben

Mit nur 30 Jahren beendet der frühere Weltklasse-Skispringer Richard Freitag seine aktive Laufbahn. Nachdem es zuletzt nicht mehr für das Weltcup-Team gereicht hatte, will er sich nun neuen Aufgaben stellen. "Ich hatte eine wirklich schöne Zeit und habe viele wertvolle Erfahrungen sammeln dürfen, doch es ist an der Zeit, aufzuhören und sich neuen Aufgaben zu widmen", sagte Freitag.

Der gebürtige Sachse feierte in seiner Karriere acht Weltcupsiege, gewann sieben Medaillen bei Skisprung- und Skiflug-Weltmeisterschaften und holte 2018 in Pyeongchang mit der Mannschaft Silber bei den Olympischen Winterspielen. In der Saison 2017/18 belegte er Rang zwei im Gesamtweltcup.

Severin Freund - ein Vorzeige-Springer tritt ab

Eine Woche nach Freitag erklärte auch Severin Freund seinen Abschied aus dem Skisprung-Zirkus. Auf der Skiflug-Schanze von Planica, wo Freund 2015 den Gesamt-Weltcup gewann, flog er zum Ende seiner beeindruckenden Karriere noch einmal auf 215 Meter. "Ich bin unheimlich zufrieden und sehr stolz und dankbar. Es war wunderschön", sagte der 33-Jährige, der seien Schritt mit fehlenden sportlichen Zielen begründete.

Freund war unter anderem Olympiasieger, zweifacher Einzel-Weltmeister und Gesamt-Weltcupsieger. In seiner von vielen Verletzungen unterbrochenen Karriere startete er in 250 Weltcup-Springen, hatte 14 WM- und drei Olympia-Teilnahmen. Eine eindrucksvolle Skisprung-Karriere geht zu Ende

Martin Fleig - der nordische Para-Ausnahmeathlet hört auf

Nach seinen insgesamt dritten Paralympics in Peking hat auch Para-Biathlet und Langläufer Martin Fleig sein Karriere-Ende erklärt. "Ich fühle mich sehr wohl damit. Es ist genau der richtige Zeitpunkt", sagte der Freiburger: "Peking war nochmal ein wunderbares Erlebnis. Und ich bin unfassbar dankbar, dass es nochmal mit einer Medaille geklappt hat."

In China holte Fleig in der sitzenden Klasse über 10 Kilometer die Silbermedaille. Seinen größten Erfolg feierte er vier Jahre zuvor bei den Paralympics in Pyeongchang, als er über 15 Kilometer Gold holte. 2017 im Biathlon sowie 2019 im Langlauf gewann er dazu den WM-Titel.