Skispringen | Vor dem Saisonfinale Kobayashi vs. Geiger – Skisprung-Showdown um den Gesamtweltcup

Stand: 23.03.2022 09:59 Uhr

Am kommenden Wochenende geht es für die Skispringer in Planica noch einmal bis zu 250 Meter weit. Am finalen Skisprung-Wochenende entscheidet sich auch, wer der beste Skispringer der Saison war.

Zwei Springen, zwei Kontrahenten, 66 Punkte und eine große Kristallkugel – beim finalen Auftritt der Skispringer am kommenden Wochenende im slowenischen Planica dreht sich alles um den Zweikampf zwischen Ryoyu Kobayashi und Karl Geiger und um den Sieg im Gesamtweltcup.

Die Ausgangslage

Vor den finalen zwei Einzelspringen am Freitag (25.03.2022) und Sonntag (27.03.2022) führt der japanische Peking-Olympiasieger mit 1.544 Zählern vor dem deutschen Vierfach-Weltmeister Geiger, der bisher 1.478 Punkte sammelte. In den beiden abschließenden Einzelspringen werden noch einmal 200 Punkte vergeben. Kobayashi ist beim Griff nach seiner zweiten großen Kristallkugel nach 2019 in der Pole-Position, Geiger greift nach seinem ersten Sieg im Gesamtweltcup.

Kobayashi vs. Geiger - Die Saison

Sowohl der Japaner als auch der Oberstdorfer werden das Ende der Saison herbeisehnen. Das Ende einer langen und turbulenten Saison mit dem Höhepunkt der Olympischen Spiele - mitten in einer Corona-Pandemie. Kobayashi verpasste wegen einer Covid-19-Infektion zu Saisonbeginn zwei Springen, trägt aber seit ein paar Wochen das gelbe Leader-Trikot. Geiger trug lange Gelb, erst Ende Februar musste er das begehrte Leibchen abgeben.

Die größeren Erfolge der Saison liegen klar beim Japaner: Er gewann zum zweiten Mal die Vierschanzentournee und holte bei Olympia in Peking Einzel-Gold von der Normalschanze und Silber von der Großschanze. Geiger konnte seine Tournee-Ambitionen als Gesamt-Vierter nicht erfüllen, in Peking gewann er Bronze von der Großschanze und mit dem Team.

Kobayashi vs. Geiger – Die Form

Aktuell, so scheint es, sind beide mit dem Reservetank unterwegs, die Kräfte schwinden. Zuletzt standen sie Anfang März auf dem Podest, in Lillehammer wurde Kobayashi Zweiter und Geiger Dritter. Seither fehlen die absoluten Top-Ergebnisse. Bei Kobayashi schleichen sich Fehler in seine sonst so perfekten Sprünge ein, bei der Skiflug-Weltmeisterschaft in Vikersund wurde er beispielsweise nur 13.

Auch Geiger landete immer wieder jenseits der Top Ten, in Vikersund konnte er seinen WM-Titel im Skifliegen als Achter nicht verteidigen, auf seiner Heimschanze in Oberstdorf kam er zuletzt zweimal nur auf Rang neun. Geiger fehlten dabei vor allem das genaue Timing und die nötige Aggressivität beim Absprung. "Leider bin ich nicht ganz zufrieden", sagte Geiger nach dem Skifliegen in Oberstdorf. Bundestrainer Stefan Horngacher ergänzte: "Wir haben nicht das erreicht, was wir wollten."

Wem liegt Planica besser?

Schwer zu sagen. "Karl hat im Gesamt-Weltcup zum Glück nicht wahnsinnig verloren. Jetzt fahren wir nach Planica und hoffen, dass uns die Schanze besser liegt – aus der Erfahrung ja", blickt Horngacher auf das Saisonfinale auf der Letalnica im Nordwesten Sloweniens. Geiger kommt mit der Skiflugschanze in Planica sehr gut zurecht. In den vergangenen beiden Jahren schaffte er es hier in allen sechs Sprüngen auf das Podest, gewann dabei zuletzt dreimal in Folge.

Doch auch Kobayashi liegt die zweitgrößte Skiflugschanze der Welt, in vier der jüngsten sechs Springen schaffte er es hier aufs Podest. Zudem hält der 25-Jährige den Schanzenrekord von 252,0 Metern aus dem Jahr 2019.

Die Rechenbeispiele

Geiger muss 66 Punkte aufholen. Am besten wären dafür zwei Siege, das wären zweimal 100 Punkte. Kobayashi dürfte dabei in beiden Springen nicht besser als auf Rang drei (60 Punkte) landen. Ein Ergebnis wie im vergangenen Jahr, als Geiger zweimal gewann und Kobayashi zweimal Zweiter (2 x 80 Punkte) wurde, reicht dem Deutschen nicht. Dann würde Kobayashi mit 26 Punkten Vorsprung die Kristallkugel holen.

Ein zweiter Platz für Kobayashi (80 Punkte) und ein vierter Platz (50 Punkte) dürften wiederum Geiger reichen – sofern der Deutsche tatsächlich beide Springen gewinnen sollte. Punkte bekommen die besten 30 pro Weltcup und zwar abgestuft von Rang eins (100 Punkte) bis Rang 30 (1 Punkt).

Ein Finale wie 2015?

Den bislang letzten deutschen Gesamt-Weltcupsieg feierte Severin Freund 2014/15 – ebenfalls in Planica. Und wie knapp! Nach dem letzten der 31 Saisonspringen lagen Freund und der Slowene Peter Prevc punktgleich mit 1.729 Zählern an der Spitze. Weil Freund aber mehr Einzelsiege in der Saison gefeiert hatte (8:3), durfte der Rastbüchler die große Kugel mit nach Hause nehmen. Karl Geiger sollte aber nicht auf Punktgleichheit setzen: In der Rechnung der Einzelsiege führt vor dem Finale Kobayashi mit 8:4

Das Restprogramm der Skispringer
Wettbewerb Datum
Einzelspringen Planica HS 240 25. März
Teamspringen Planica HS 240 26. März
Einzelspringen Planica HS 240 27. März