Skiflug-WM in Vikersund Faszination Skifliegen - weiter, immer weiter

Stand: 07.03.2022 17:45 Uhr

Skifliegen fasziniert: Die Springer segeln rund acht Sekunden durch die Luft und landen bei 200 Metern oder noch weiter unten. Auf der größten Schanze der Welt in Vikersund wird ab Donnerstag der neue Skiflug-Weltmeister gesucht.

Die größte Skiflugschanze der Welt steht seit 2010 in Vikersund. So weit wie hier, in der Provinz Viken im Süden Norwegens, springen die Athleten sonst nirgends. Der amtierende Weltrekord im Skifliegen wurde hier aufgestellt - der Österreicher Stefan Kraft flog am 18. März 2017 sagenhafte 253,5 Meter weit. Auch deshalb wird die Schanze nicht Vikersund-, sondern Monsterbakken genannt.

Der Hillsizepunkt auf der seit ihrer Einweihung im Jahr 1936 mehrfach um- und ausgebauten Schanze liegt bei 240 Metern. Von den übrigen drei Skiflugschanzen, die derzeit in Benutzung sind, kann da nur Planica mithalten. Die Anlagen in Oberstdorf und Bad Mitterndorf/Österreich sind etwas kleiner (Hillsize: jeweils 235 Meter).

Nach 1977, 1990, 2000 und 2012 wird die Skiflug-WM nun zum fünften Mal in Vikersund ausgetragen, und die Fans erwarten neben einem spannenden Wettkampf mit vier Wertungsdurchgängen nicht weniger als neue Rekordweiten.

Weitenjagd - diese Faktoren müssen stimmen

Ob das realistisch ist? Vieles muss dafür zusammenpassen: Da ist zum einen das Wetter, genauer: der Wind. Wenn es zu böig ist, wird es zu gefährlich für die Athleten. Jeder noch so kleine Windstoß wirkt sich viel mehr auf einen Sprung aus, als dies auf einer "normal" großen Skisprungschanze der Fall wäre. Dann wäre da, die Bereitschaft der Springer (und der Jury), Risiko zu gehen und den Springern eine möglichst hohe Anlaufgeschwindigkeit zu ermöglichen. Und schließlich ist natürlich die Form der Weitenjäger ausschlaggebend.

Die Favoriten auf den Titel und auf einen möglichen neuen Weltrekord kommen in erster Linie aus Norwegen, Slowenien und Japan, aber auch aus Österreich und Deutschland. Sie heißen Marius Lindvik, Halvor Egner Granerud, Anze Lanisek, Ryoyu Kobayashi, Stefan Kraft, Markus Eisenbichler und Karl Geiger.

"Geburtsort" des Skifliegens: Planica

Die Geschichte des Skifliegens beginnt an ihrem "Geburtsort", in Planica. In den 1930er Jahren wurde dort die erste Skiflugschanze gebaut und ließ Sprünge bis zu 100 Metern zu. Der erste Springer, der über 100 Meter kam, war der Österreicher Josef Bradl. 1936 flog er damals phänomenale 101 Meter weit.

In den nachfolgenden Jahrzehnten entwickelte sich das Skifliegen weiter, Flugschanzen wurden gebaut, unter anderem entstand in den 1950er Jahren die Skisprungschanze in Oberstdorf. Die erste WM fand 1972 in Planica statt. Der erste Weltmeister war Walter Steiner. Der Schweizer sicherte sich mit Sprüngen auf 155 und 158 Meter den Titel vor Heinz Wosipiwo aus der damaligen DDR.

Hannawald zweimaliger Weltmeister

Die zweite WM im Jahr darauf in Oberstdorf brachte auch den ersten deutschen Weltmeister hervor: Hans Georg Aschenbach (damalige DDR) gewann die Goldmedaille.

Weitere deutsche Weltmeister folgten. 1983 siegte Klaus Oswald in Harrachov. 1990 gelang Dieter Thoma der Triumph in Vikersund. 2000 gewann Sven Hannawald ebendort die Goldmedaille. Der heutige Sportschau-Experte, der am Donnerstag (10.03.2022) auch im Sportschau-Wintersport-Podcast über die Faszination Skifliegen spricht, konnte seinen Titel zwei Jahre später in Harrachov sogar verteidigen. Severin Freund wurde 2014, auch in Harrachov, Weltmeister, Karl Geiger 2020 in Planica.

Sven Hannawald

Weiter, immer weiter

Bei seinem Weltmeistertitel lag Dieter Thomas weitester Satz bei 171 Metern, zwölf Jahre später flog Hannawald bereits auf 202 Meter. Der erste Springer, dem ein 200-Meter-Flug gelang, war Andreas Goldberger. 1994 landete der Österreicher bei der WM in Planica bei 202 Metern. Weil er aber die Landung nicht richtig stehen konnte und in den Schnee griff, war der Versuch ungültig. Kurz darauf sprang der Finne Toni Nieminen noch einen Meter weiter auf 203 Meter. Da er seinen Sprung stand, gilt sein Flug als der erste "Zweihunderter".

Während jener Weltmeisterschaft folgten etliche weitere Sprünge, die die 200-Meter-Marke übertrafen. Der Norweger Espen Bredesen setzte mit 209 Metern damals die Bestmarke.

Kraft mit weitestem gestandenen Sprung

Am weitesten ist bislang Stefan Kraft 2017 in Vikersund geflogen. Der Österreicher landete damals bei 253,5 Metern. Der deutsche Rekord steht bei 248 Metern, gehalten von Markus Eisenbichler. Die Rekorde werden jedoch vom Weltskiverband FIS nicht mehr offiziell anerkannt, um ein Wetteifern der Athleten um immer größere Weiten und gefährlichere Sprünge zu unterbinden.