Ski Alpin | Kitzbühel "Schweinshang" – Straßer schimpft, Ryding gewinnt Slalom-Spektakel

Stand: 22.01.2022 14:35 Uhr

In dieser Slalom-Weltcupsaison kann irgendwie jeder gewinnen. Das zeigte sich einmal mehr am Samstag (22.01.2022) beim prestigeträchtigen Hahnenkammrennen im tiefverschneiten Kitzbühel, bei dem es einen Premierensieger und viele Ausfälle gab.

Was für eine dicke Überraschung: Der Brite Dave Ryding, der erst mit 13 Jahren zum ersten Mal einen Skihang heruntergefahren ist, hat den Slalom auf dem Ganslernhang überraschend gewonnen. Während die Konkurrenz in einem verrückten Rennen reihenweise ausschied, schrieb Ryding Sportgeschichte: Als erster Brite gewinnt er einen Weltcup und das auch noch in Kitzbühel. "Ich bin schon 35, was für eine lange Reise. Es ist so unglaublich verrückt, dass ich hier gewinne", sagte Ryding überglücklich im Sportschau-Interview. Auf das Podest fuhren im Schneetreiben die beiden Norweger Lucas Braathen (+0,38 Sekunden) und Henrik Kristoffersen (+0,65).

Kristoffersen macht 21 Plätze gut - viele Ausfälle

Wie eng es im Slalom in dieser Saison zugeht, zeigte der Weltcup in Kitzbühel. Um noch ins Finale der besten 30 zu kommen, durfte man nicht langsamer als 1,9 Sekunden im Vergleich zum Halbzeit-Führenden Alex Vinatzer aus Italien sein. Diese knappen Abstände verführten zu vollem Risiko – bei Kristoffersen ging es gut. Er machte einen Sprung vom 24. auf den dritten Platz und verbesserte sich damit um 21 Ränge - auch das gab es noch nie beim Hahnenkammrennen.

Viele Mitfavoriten verpokerten sich dagegen. Auch Vinatzer, nach dem ersten Lauf hauchdünn in Führung, wollte zu viel und war nach einem schweren Fehler chancenlos. Er fiel vom ersten auf den 18. und damit vorletzten Platz zurück. Elf Starter schieden im Finale aus.

Es erwischte auch so prominente Slalomfahrer wie die Schweizer Ramon Zenhäusern, Daniel Yule und Noel von Grueningen. Auch der zur Halbzeit Viertplatzierte Giuliano Razzoli aus Italien, der auf Bestzeitkurs lag, fädelte ein und schied aus.

Straßer schimpft über den "Schweinshang"

Deutschlands Slalom-Hoffnungsträger Linus Straßer kam ins Ziel. Der Plan beim legendären Slalom auf dem Ganslernhang noch einmal Selbstbewusstsein für die Olympischen Spiele zu tanken, ging aber schief. Der 29-Jährige schimpfte im Ziel über den "Schweinshang", der extrem schwierig zu fahren ist.

Im ersten Durchgang war er flink unterwegs, baute beim letzten Übergang einen schweren Fehler ein und verlor dadurch viel Zeit. Als 17. ging er ins Finale und fuhr nach vielen Ausfällen zu zögerlich, um einen Angriff nach vorn zu starten.

Am Ende reichte es für Straßer, der in dieser Saison im Slalom schon auf das Podium gefahren war, nur zum 14. Platz. Danach ärgerte er sich in der Sportschau: "Der Grat zwischen Angreifen und großem Fehler ist extrem schmal. Der zweite Lauf war einfach zu viel heruntergebremst."

Tremmel sammelt Weltcup-Punkte

Neben Straßer hatte nur Anton Tremmel (+1,96 Sekunden) das Finale erreicht. Als 30. war er gerade so in den zweiten Durchgang gerutscht und eröffnete den zweiten Lauf. Dort nutzte er seine frühe Startnummer für eine beherzte Fahrt und machte Boden gut. Letztendlich reichte es für den Bayern zu Platz 17.

"Es war das erste Mal, dass ich mich für den zweiten Durchgang qualifiziert habe. Es war nicht so leicht, das Rennen zu eröffnen. Mir hat etwas der Mut gefehlt", sagte Tremmel im Sportschau-Interview.

Vier Deutsche ausgeschieden

Von den sechs gestarteten DSV-Skirennläufern erlebten vier den zweiten Durchgang nicht. David Ketterer brachte immerhin ein Ergebnis in die Wertung. Rang 38 reichte aber nicht für den zweiten Durchgang. Alexander Schmid, Julian Rauchfuss und Fabian Himmelmann schieden nach Fahrfehlern aus.

40 Zentimeter Neuschnee - 120 Helfer machen Rennen möglich

Ins Schwitzen kamen vor dem Rennen schon 120 freiwillige Helfer, die ganz früh am Morgen die Piste so präparierten, dass die Fahrer ein geniales Rennen bestreiten konnten. Gut 40 Zentimeter Neuschnee waren gefallen - die eigentlich geplante legendäre Abfahrt (wurde auf Sonntag verschoben) war nicht möglich, Slalom schon. Die Technik-Spezialisten fahren immer und überall.