Ski Alpin | Weltcupfinale Platz zwei im Super-G: Shiffrin gewinnt den Gesamtweltcup

Stand: 17.03.2022 12:30 Uhr

Mikaela Shiffrin hat sich vorzeitig den Sieg im Gesamtweltcup gesichert. Nach einer schwierigen Saison wurde sie im letzten Super-G der Saison Zweite. Das Rennen gewann Ragnhild Mowinckell.

Von Raphael Weiss

Shiffrin krönte sich beim Weltcupfinale in Courchevel am Donnerstag (17.03.2022) schon vor den letzten beiden Rennen zur Königin der Alpin-Fahrerinnen. Weil Petra Vlhová, Shiffrins Konkurrentin um den Gesamtsieg, erneut nicht punkten konnte, ist ihr die große Kristallkugel nun nicht mehr zu nehmen.

Den Sieg holte sich die Norwegerin Ragnhild Mowinckel mit 0,05 Sekunden Vorsprung auf Shiffrin. Dritte wurde die Schweizerin Michelle Gisin (+0,13). Kira Weidle beendete das letzte Speed-Rennen der Saison auf Rang 20 (+1,70).

Erfolgreiche Speed-Fahrten für Shiffrin bescheren Sieg

Shiffrin war nach dem überraschenden Abfahrts-Sieg am Vortag mit viel Selbstvertrauen auf die Strecke gegangen. Und auch diesmal fuhr sie eine etwas eigene Linie, die vor allem im Schlussabschnitt aufging. Mit nur 0,05 Sekunden Unterschied setzte sie sich direkt hinter Ragnhild Mowinckel und baute so den Druck auf Vlhová auf.

156 Punkte betrug der Rückstand der Slowakin auf Shiffrin vor dem Rennen. Vlhová musste mindestens Siebte werden, wenn sie das Rennen um den Gesamtweltcupsieg nicht komplett aus der Hand geben wollte. Doch Vlhová kam nicht gut auf die Strecke und landete sogar außerhalb der Punkte. So krönte sich Shiffrin zur Gesamweltcupsiegerin - zum vierten Mal in ihrer Karriere.

Schwierige Saison für Shiffrin

Es war ein hartes Jahr für Mikaela Shiffrin. Erst eine Corona-Infektion, die ihr wichtige Weltcup-Punkte kostete. Dann diese Olympischen Spiele. Als große Favoritin war die US-Amerikanerin nach Peking gereist. Zwei, drei Goldmedaillen, das waren die Erwartungen, die man vor Olympia in sie gesetzt hatte. Am Ende stand sie mit leeren Händen und großen Zweifeln da.

Drei Mal war sie aus Rennen ausgeschieden. Beim Rest blieb sie weit hinter den Erwartungen. In den sozialen Medien bekam sie Häme und Hassnachrichten. "Ich fühle mich wie eine Witzfigur. Wahrscheinlich wäre es das Beste, wenn ich einfach meine Karriere beenden würde", sagte Shiffrin in Peking.

Tränen der Freude

In den vergangenen Wochen fand sie nicht nur wieder zurück in die Erfolgsspur, sondern auch die Leichtigkeit und ihr Lachen wieder. Der Sieg im Gesamtweltcup ein versöhnlicher Abschluss der vielleicht schwierigsten Saison ihrer Karriere. Die Tränen, die sie im Ziel weinte, als das Ergebnis feststand - es waren Tränen der Freude und Erleichterung.

Auch im Interview mit dem ZDF zeigte Shiffrin, dass sie noch immer schwer mit dieser Saison zu kämpfen hat. Auf die Frage, ob sie nach den Olympischen Spielen wieder ehobenen Hauptes durchs Leben gehe, antwortete die 27-Jährige: "Diese Woche mag auf den ersten Blick so aussehen. Aber das Einzige, was ich wirklich hinbekommen habe, war das Skifahren. Alles andere fühlte sich ziemlich hoffnungslos an."

Shiffrin: "Nehme das heute so hin und lächle"

Shiffrin dankte indirekt auch ihrer Mutter, die bei dem Rennen in Courchevel vor Ort war und ihrem Partner Aleksander Ammodt Kilde, der in Courchevel die beiden kleinen Kristallkugeln in der Abfahrt und im Super-G gewinnen konnte: "Die Menschen, die mir nahestehen, haben mich immer wieder aufgebaut. Ich hatte wirklich Tiefpunkte diese Saison. Deswegen nehme ich das heute so hin und lächle."

Brignone mit verhaltener Leistung zur kleinen Kristallkugel

Der Kampf um die kleine Kristallkugel war schon vor dem Rennen entschieden. Zu dominant war Frederica Brignone in diesem Jahr im Super-G. Für die Gesamtweltcup-Siegerin von 2020 ist es das erste Mal, dass sie sich in der Speeddisziplin den Titel holt. In den beiden Jahren zuvor war sie zwei Mal Zweite geworden. Das Gefühl, die eine kleine Kristallkugel in die Höhe zu stemmen, kennt sie aber dennoch. Zweimal führte sie die Rangliste in der Kombination, einmal im Riesenslalom an.

Mit dieser Ausgangslage ließ sich vielleicht erklären, dass Brignone auf dem von ihrem Trainer gesetzten Kurs überhaupt keine Linie fand. Die Italienierin rutschte viel, musste kämpfen und fiel mit jeder Zwischenzeit weiter zurück. Im Ziel winkte sie etwas enttäuscht in Richtung Publikum. Mit Rang 19 ein etwas mauer Auftritt vor der Vergabe der kleinen Kristallkugel.

"Finito" - Weidle freut sich auf eine Pause

"Finito" – vorbei, sagte Weidle, nachdem sie in Ziel gekommen war. Auf der Anzeigetafel blinkte Rang 19. Ein Platz, der ins Bild passte, das Weidle, die zuletzt mit Rücken- und Schienbeinproblemen zu kämpfen hatte, an diesem Wochenende abgegeben hatte. "Die letzten Tage waren ein extremer Kampf für mich. Mein Körper sagt, es geht nicht mehr. Es ist jetzt wirklich Zeit für eine Pause", sagte die Starnbergerin im ZDF.

Weidle zeigte sich froh, dass diese Saison nun zu Ende ist. Mit zwei Podiums-Plätzen in der Abfahrt zeigte sie, zu was sie fähig ist. Doch immer wieder hatte sie mit Rückschlägen zu kämpfen. Wenn sie auf diese Saison zurückblicke, sagte Weidle, habe sie "sehr, sehr gemischte Gefühle. Ich bin zu Beginn schwierig reingekommen, hatte mentale Probleme. Dann bin ich besser reingekommen, die Podestplätze, dann kam der Sturz in Crans Montana – es war wirklich eine Achterbahnfahrt."