Ski Alpin | Super-G Hundertstel-Krimi - Kilde zittert sich zum Sieg in Kvitfjell

Stand: 06.03.2022 12:00 Uhr

Aleksander Aamodt Kilde hat sich mit dem Sieg im norwegischen Kvitfjell den Gesamtsieg im Super-G-Weltcup gesichert. In einem spektakulären Rennen trennen ihn nur sieben Hundertstel von James Crawford. Romed Baumann wird Zehnter.

Von Raphael Weiss

Aleksander Aamodt Kilde kann sich nach dem engen Super-G-Rennen in Kvitfjell nicht nur über den Heimweltcup-Sieg freuen, sondern auch über den Gesamtsieg im Super-G-Weltcup. Zweiter wurde der Kanadier James Crawford (+0,07) vor Matthias Mayer (+0,12). Bester Deutscher war Romed Baumann auf dem zehnten Rang (+0,93).

"Am Limit" - Kilde stürzt beinahe

Dabei wäre Kilde bei seiner Triumph-Fahrt beinahe dramatisch gescheitert. Der Norweger war mit einem extrem schnellen Tempo unterwegs, attackierte die Kurven aggressiv und kraftvoll. Plötzlich, im Mittelteil, war es dem Guten etwas zu viel. Bei einer steilen Rechtskurve rutschte ihm der linke Ski weg.

Kilde geriet in Rücklage, drohte zu stürzen, doch fing sich im letzten Moment und konnte einen Sturz bei voller Geschwindigkeit verhindern. "Ich wusste, dass man heute einfach Gas geben muss. Es war ein paar Mal am Limit", sagte Kilde im ZDF. Der Zeitverlust hielt sich dann in Grenzen. Kilde setzte sich mit 0,72 Sekunden deutlich vom Führenden Österreicher Vincent Kriechmayr ab.

Kilde muss lange zittern

Doch trotz dieses schnellen Ritts geriet die Bestzeit des Lokalmatadoren immer wieder in Gefahr. Erst war es Paris, der tagszuvor die Abfahrt gewonnen hatte. Paris lag früh zurück, doch kämpfte sich im Mittelteil zurück, fuhr dort sogar noch schneller als Kilde. Zwischenzeitlich betrug Kildes Vorsprung nur sechs Hundertstel. Doch am Ende reichte es für Paris nicht, der dennoch im Ziel seinen Finger in die Luft reckte und seine Fahrt ausgiebig feierte.

Noch knapper war es beim Österreicher Matthias Mayer. Wieder bemerkte man Kildes Wackler im Mittelteil. Wieder schrumpfte der Vorsprung gefährlich zusammen und wurde kleiner, je näher die Ziellinie kam. Am Ende trennten die beiden lediglich 0,12 Sekunden voneinander.

Underdog Crawford kommt Kilde extrem nah

Doch am engsten wurde es bei einem, den wohl vor dem Rennen nur die wenigsten auf dem Zettel gehabt hatten. James Crawford glitt wunderschön durch den Kurs und holte sich zwischenzeitlich die Führung. Doch auf den letzten Meter wurde er zu aggressiv, fuhr nicht mehr ganz so sauber wie zuvor. Sieben Hunderstel fehlten dem Kanadier am Ende.

Baumann bester DSV-Fahrer

Die deutschen Fahrer hatten mit diesen Entscheidungen nichts zu tun. Dennoch zeigten sich die DSV-Athleten mit ihrem Abschneiden zufrieden. Romed Baumann stand als bester Deutscher am Ende auf Platz zehn. Und auch Andreas Sander (+1,07) war mit seinem dreizehnten Rang zufrieden: "Ich habe mir heute extrem viel vorgenommen. Nach der Abfahrt gestern, bei der es nicht ganz so lief, dachte ich mir: 'Neues Tag, neues Glück.' Und genau so war es", sagte Sander im ZDF.

Ferstl: "Muss immer den Harten markieren"

Mit Josef Ferstl auf Rang 24 sicherten sich drei deutsche Fahrer das Ticket für das Weltcup-Finale in Courchevel. Ferstl lobte die Bedingungen in Kvifjell: "Es ist wirklich traumhaft, hier Ski zu fahren. Es ist grandios, kaum zu beschreiben." Sander sprach über eine schwere Zeit, die er überstehen musste: "Ich muss mich nach dem Sturz in Kitzbühel wieder herantasten. Es war nicht leicht für mich. Der Körper war sehr geschunden. Man muss immer den Harten markieren, aber das ist nicht einfach nach so einem Sturz."

Kampf um Gesamtweltcup wird spannender

Und auch für den Kampf um den Gesamtweltcup ist dieser Sieg für Kilde viel wert. Denn der Schweizer Gesamtweltcup-Führende Marco Odermatt konnte nicht ansatzweise an die Zeit von seinem ärgsten Konkurrenten um Platz eins herankommen - nur der vorläufige Platz 25 für ihn.