Ski Alpin Kriechmayr der Partycrasher bei der Abfahrt in Wengen

Stand: 15.01.2022 13:59 Uhr

Ein Österreicher hat den Schweizern die Party beim Abfahrtsklassiker in Wengen verdorben: Vincent Kriechmayr gewann nach 2019 zum zweiten Mal am Lauberhorn. Die deutschen Fahrer enttäuschten erneut.

Beat Feuz aus der Schweiz hätte sich in Wengen zum absoluten "König von Wengen" krönen können, wenn, ja wenn ihm Vincent Kriechmayr nicht in die Suppe gespuckt hätte. Dreimal hat Feuz bislang den Abfahrtsklassiker gewonnen, der diesmal, anders als am Freitag, wieder über die volle Länge gefahren wurde. Mit einem vierten Erfolg hätte er Abfahrtslegende Franz Klammer übertrumpft, der hier viermal siegte - dreimal in der Abfahrt und einmal in einer Kombination.

Feuz legte mit der niedrigen Startnummer drei auch direkt eine starke Bestzeit vor. Lediglich ein kleiner Fahrfehler im Mittelteil trübte bis hierhin die Stimmung der Eidgenossen, die trotz Corona auch zu Tausenden an der Strecke standen.

Nach umstrittener Startberechtigung: Nur Kriechmayr schneller als Feuz

Doch dann kam ausgerechnet Kriechmayr, über dessen Start es in Wengen wegen eines zwischenzeitlichen positiven Coronatests kontroverse Diskussionen gegeben hatte, der Feuz mit einer fehlerfreien und angriffslustigen Fahrt den erhofften Triumph verdarb und dafür sorgte, dass sein Landsmann Klammer weiterhin der alleinige Rekordsieger in Wengen bleibt.

Besonders die Schlüsselstellen "Hundschopfsprung" und "Kerner-S" gelangen dem Doppel-Weltmeister am besten.

Seine umstrittene und von der FIS erst nachträglich erteilte Startberechtigung dürfte im Nachgang aber noch für Diskussionen sorgen. Denn der Österreicher ging mit einer Sondererlaubnis ins Rennen, nachdem er in der vergangenen Woche positiv auf das Coronavirus getestet worden war. Nach einem weiteren Test, der negativ ausfiel, hatte er von den Behörden die Erlaubnis erhalten, in die Schweiz zu reisen. Die Abfahrtstrainings in Wengen am Dienstag und Mittwoch hatte er da aber schon verpasst. Laut FIS-Reglement ist die Teilnahme an mindestens einem Training jedoch Pflicht.

Kilde und Odermatt diesmal bei den Geschlagenen

Was die Experten vorausgesagt hatten, bestätigte sich außerdem: Durch die starke Sonneneinstrahlung auf den ersten 40 Streckensekunden hatten Fahrer mit den niedrigen Startnummern Vorteile. Und: Die Länge der Strecke (Siegerzeit von Kriechmayr: 2:26,09 Minuten) kam den Abfahrtsspezialisten zugute. So wurde Dominik Paris Dritter. Der Italiener kam am Ende mit 0,44 Sekunden Rückstand auf Platz drei und übernahm damit die Führung im Abfahrts-Weltcup.

Anders als noch auf der verkürzten Strecke am Freitag reichte es indes für Sieger Aleksander Aamodt Kilde (Norwegen/+ 0,98 Sekunden) und dem "Mann der Stunde", Marco Odermatt (Schweiz/+ 0,46), diesmal nicht, um aufs Podest zu fahren.

Baumann kämpft mit Knieproblemen

Und die Deutschen? Die hatten sich nach dem schwachen Ergebnis vom Freitag einiges vorgenomen. Allein: Es klappte wieder nicht mit einer Topplatzierung. Bester war noch Dominik Schwaiger (Königssee/+ 2,27), der als 17. immerhin unter die besten 20 kam. Romed Baumann (Kiefersfelden/+ 2,39), Simon Jocher (Garmisch/+2,82) und Josef Ferstl (Hammer/+ 3,64) blieben einmal mehr unter ihren Möglichkeiten.

"Bei mir waren's individuelle Fehler. Vom Material her waren wir gut gut aufgestellt, aber an der Anfahrt zum Hundschopf habe ich die Linie nicht ganz getroffen", gab sich Baumann vor dem ZDF-Mikro selbstkritisch, sagte aber auch: "Mein Knie hat etwas wehgetan, und wenn dann die hundertprozentige Überzeugung fehlt, wird es schwer."

Sander nicht am Start: Training für Kitzbühel

Der WM-Zweite Andreas Sander verzichtete nach seinem verpatzten Rennen vom Freitag, als er nur 41. geworden war, auf die zweite Abfahrt in Wengen. Der 32-Jährige will sich stattdessen auf die Rennen in Kitzbühel vorbereiten. Auf der dortigen Streif finden am 21. und 22. Januar zwei Abfahrtsrennen statt.

Mit seinem Startverzicht reagiert Sander auf seine Formkrise und die zuletzt schwachen Leistungen. "Ein wirklich enttäuschender Tag für mich", hatte der Ennepetaler nach seinem 33. Rang im Super-G auf Instagram geschrieben. Sein bislang bestes Abfahrtsergebnis in diesem Winter war der elfte Platz in Gröden kurz vor Weihnachten. "Es passt gar nichts zusammen, es ist sehr enttäuschend momentan."

Wehmütiger Abschied von Carlo Janka

Und es gab noch einen Schweizer, der gefeiert wurde: Carlo Janka bestritt sein letztes Rennen in Wengen - nach elf Weltcupsiegen, einem Olympiasieg und einem WM-Erfolg beendet der 35-Jährige nach diesem Winter seine Karriere. Leider war ihm nach Platz elf am Freitag diesmal kein gutes Ergebnis mehr vergönnt. Janka schied nach einem Fahrfehler aus.