Tiril Eckhoff führt den Pulk der Strterinnen des Massenstarts der Frauen an.

Wettkämpfe, Sportgeräte, Punkte Das ändert sich im Wintersport

Stand: 21.10.2022 16:04 Uhr

Die neue Wintersport-Saison beginnt: Was ändert sich? Hier gibt es die wichtigsten bisher bekannten Neuerungen.

Skispringen

Einen ganz neuen Wettkampf im Weltcup bekommen die Skispringer: Mitte Februar wird im rumänischen Rasnov erstmals das "Super Team" ermittelt. In dem neuen Format treten pro Mannschaft nur zwei statt bisher üblich vier Springer an. Dafür wird die Anzahl der Durchgänge auf drei erhöht. Nach dem ersten Durchgang qualifizieren sich die besten Zwölf für den zweiten Durchgang, die besten Acht springen dann im Finale um den Sieg. "Wir wollen damit die Anzahl der teilnehmenden Nationen erhöhen", erklärt Skisprung-Renndirektor Sandro Pertile. Getestet wurde der Wettkampf bereits beim Sommer-Grand-Prix im September ebenfalls in Rasnov.

Beim Weltcup-Auftakt Anfang November im polnischen Wisla wird erstmals in der Skisprung-Geschichte ein Weltcup-Wettkampf ganz ohne Schnee stattfinden: Stattdessen fliegen die Athleten von der Eisspur auf Matten.

Bei der Materialkontrolle überprüfen künftig zwei Kontrolleure Anzug, Ski und Bindung, bislang war es einer. Die Bindung muss ab diesem Winter flach und direkt auf dem Ski montiert sein. Bisher hatten die Skispringer ein bisschen Spielraum.

Die Skispringer und Skispringerinnen erleben übrigens die längste Saison in der Geschichte. An 150 Tagen wird im Winter gesprungen – zweimal verlässt der Skisprung-Tross Europa. Im Januar gastieren Frauen und Männer in Japan, Anfang Februar fliegen die Männer nach Lake Placid in die USA.

Rennrodeln

Eine echte Revolution erleben die Rennrodler - zumindest die Doppelsitzer: Ab diesem Winter müssen die Duos mit einem Einheitsschlitten fahren. Die Schlitten liegen künftig tiefer, die Kufen und Lenkhörnchen haben einen größeren Abstand. Das Gerät soll dadurch besser lenkbar und langsamer sein. Für bisher schwächere Nationen könnte das ein Vorteil sein, das technische Hochrüsten der vergangenen Jahre konnten sich nur wenige Nationen wie Deutschland oder Österreich leisten.

Und genau bei diesen Top-Athleten stößt die Regeländerung auf Protest. Zum einen wegen des Zeitplans: Erst im Sommer wurde die Neuerung beschlossen. Zu einem Zeitpunkt also, an dem viele Athletinnen und Athleten längst an ihrem neuen Schlitten getüftelt haben.

In das neue Wettkampfgerät der Doppelsitzer Toni Eggert und Sascha Benecken sind beispielsweise bereits rund 50.000 Euro Entwicklungskosten geflossen. "Den können wir jetzt in den Müll schmeißen", ärgert sich Eggert, der sich wie die gesamte Konkurrenz vor der WM im Januar in Oberhof auf ein ganz neues Arbeitsgerät einstellen muss.

Biathlon

Auch im Biathlon soll es in der kommenden Saison noch spannender zugehen: Der Weltverband IBU hat dafür das Wertungssystem geändert. So fallen die Streichergebnisse im Gesamt-Weltcup weg. Bisher wurden am Ende der Saison die zwei schlechtesten Ergebnisse gestrichen. Athleten, die im Formaufbau waren oder einen Infekt hatten, konnten so einmal ein Rennen auslassen, ohne den Kontakt nach vorn zu verlieren.

"Die Änderung war heiß diskutiert", erklärte IBU-Renndirektor Borut Nunar im September auf dem Forum Nordicum und erklärte mit einem Rückblick auf die Saison 2019/2020: "Vor ein paar Jahren ist Martin Fourcade als Weltcupspitzenreiter ins letzte Rennen gestartet, hat das Rennen gewonnen und wurde am Ende nur Zweiter. Das kann man niemandem erklären. Jetzt ist es so, dass der Athlet mit den meisten Punkten nach dem letzten Rennen auch der Sieger ist."

Um die wegfallenden Streichergebnisse auszugleichen, wurde das Punktesystem angeglichen. Für einen Sieg gibt es jetzt mehr Punkte, die Abstände auf die weiteren Plätze sind größer: Für die ersten drei Plätze werden jetzt 90, 75, 60 statt 60, 54, 48 Punkte vergeben.

Für WM-Rennen gibt es künftig keine Weltcup-Punkte mehr.

Skilanglauf

Ein neues Punktesystem wird auch beim Skilanglauf eingeführt. Anders als beim Biathlon werden die Abstände aber verringert. Für die ersten fünf Plätze gibt es nun 100, 95, 90, 85, 80 statt bisher 100, 80, 60, 50, 45 Punkte. Wie der Biathlon-Verband IBU erhofft sich auch der Weltverband FIS durch diese Maßnahme mehr Spannung.

Eine auf dem Forum Nordicum vorgestellte Analyse für die zurückliegenden Winter zeigt, dass es ganz vorn spannender zugehen könnte. Zudem würden diejenigen Athletinnen und Athleten belohnt, die weniger Rennen auslassen.

Tour de Ski 2022 15km der Männer

Eiskunstlaufen

Nach dem Olympia-Drama um die erst 15-jährige Russin Kamila Walijewa hat der Welt-Eislaufverband ISU gehandelt und das Mindestalter angehoben. Künftig müssen Eiskunstläufer und -läuferinnen mindestens 17 Jahre alt sein, um bei internationalen Wettkämpfen an den Start gehen zu dürfen. Allerdings schrittweise bis Olympia 2026. So tritt die Regel in diesem Winter noch nicht in Kraft. Ab 2023/24 müssen die Athleten mindestens 16 Jahre alt sein, erst im Winter drauf gilt das Mindestalter von 17 Jahren.

Kleinere Änderungen gibt es auch im Wertungssystem: Eine Sprungsequenz ist ab sofort genauso wertvoll wie eine Kombination.

Never ending Fluorwachs-Diskussion

Wann kommt denn nun das von der EU längst vorgeschriebene Verbot von Fluorwachsen unter Skiern? Die bereits von den Weltverbänden IBU und FIS mehrfach angekündigte Umsetzung verschiebt sich schon wieder. Der Grund liegt im noch nicht ganz fehlerfreien Testen. Sowohl IBU als auch FIS setzen auf eine auf Infrarotstrahlung basierende Messmethode FTIR (ein Messgerät kostet dabei einen fünfstelligen Betrag). Und diese Methode ist noch nicht ganz fehlerfrei.

Neuer Termin zum Fluorverbot: Die Saison 2023/24. Einen Test im Weltcup mit einem sogenannten Einheitswachs, das dann alle Nationen auf ihren Skiern haben müssen, könnte es im März 2023 beim Sprint-Weltcup in Tallin geben. Das stellte FIS-Langlauf-Chef Uros Ponikvar im Interview auf der Website des slowenischen Skiverbandes in Aussicht. Über den Test hatte xc-ski.de zuerst berichtet.

Ein Biathlet läuft auf der Strecke.

Ein Biathlet läuft auf der Strecke.

Blei in der Munition

Ähnlich wie dem Fluor in den Ski-Wachsen könnte es auch dem Blei in der Munition der Biathleten gehen. Nach einem EU-Verbot müsste der Verband nachziehen und das Blei verbieten. Anzeichen für ein EU-Verbot gibt es laut Daniel Böhm, Sportdirektor des Weltverbandes IBU. Denn Bleigeschosse schädigen die Umwelt und auch die Athleten.

Das Problem: "Aktuell gibt es keine wirtschaftlich erschwinglichen Alternativen, die die gleiche Präzision wie Bleigeschosse bieten", sagte Böhm auf dem Forum Nordicum im September. Die IBU setzt auf Einsammeln der Geschosse und eine hohe Recyclingrate. Eine Entscheidung der EU über das Verbot wird für Dezember erwartet.

Gewehr, das rechts vor dunklem Hintergrund steht