Olympia-Frage schwebt über den Nordischen Kombinierern: Im Februar 2022 gewann das deutsche Team Silber.

Nordische Kombination Weltcup-Winter unter olympischer Beobachtung

Stand: 08.11.2022 15:19 Uhr

Die Nordische Kombination bangt um ihre olympische Zukunft. Die DSV-Athleten stehen daher vor einer anspannenden Weltcup-Saison, in der Norwegen sportlich erneut die höchste Hürde darstellen dürfte.

Von Johannes Kirchmeier

Hinter der Nordischen Kombination liegt ein anstrengender Sommer. Existenzängste prägten die Sportart - und wirken noch nach. Nun sind die Athletinnen und Athleten natürlich einerseits froh, dass sie wieder in ihren Weltcup-Alltag starten dürfen. Am 25. November beginnt die Saison in Ruka in Finnland.

Doch wie es andererseits danach weitergeht, ist immer noch nicht abschließend geklärt: Fakt ist, dass den Frauen die Teilnahme an Olympia 2026 in Mailand und Cortina d'Ampezzo verwehrt wurde und damit auch der Männer-Wettbewerb bei künftigen Winterspielen wackelt - schon aus Gründen der Gleichberechtigung.

IOC will "deutliche Entwicklung" in der Sportart sehen

Die Funktionäre des Internationalen Skiverbandes FIS, aber auch des Deutschen Skiverbandes, arbeiten mit vielfältigen Ideen daran, dass 2030 möglichst beide Geschlechter antreten dürfen. Diese Saison sowie auch die nächsten Winter dürften daher welche werden, in denen die Sportart unter großer Beobachtung des Internationalen Olympischen Komitees steht: Denn für eine Aufnahme ins Programm 2030 wolle man eine "deutliche Entwicklung" sehen, sagte IOC-Mitglied Karl Stoss.

Er spielte auf das geringe Zuschauerinteresse und die fehlende Vielfalt der Aktiven an. Bei den Frauen gebe es derzeit nur Athletinnen aus zehn Nationen. "Außerhalb Europas betreibt niemand diese Sportart", sagte der Österreicher Stoss. Auch bei den Männern waren zuletzt 16 der Top 20 aus den drei Nationen Norwegen, Österreich und Deutschland. Für die Aktiven ist die Teilnahme an Olympischen Spielen allerdings essenziell - nur so lässt sich die Sportart vermarkten und mit ihr Geld verdienen.

Sportlerinnen wollen nach Olympia-Schock weiterkämpfen

Und was sagen die Kombiniererinnen nach dem Olympia-Schock? "Ich denke, ich kann für alle sprechen: Wir werden das als Motivation nehmen und dem IOC zeigen, dass wir definitiv bereit sind für die Olympischen Spiele. Wir werden weiterkämpfen", sagte die Kombiniererin Jenny Nowak der Sportschau.

Einst Königsdisziplin, nun unter dem Brennglas

Einst galt die Kombination aus Langlauf und Skispringen als Königsdisziplin des Wintersports. Nun wartet eine Saison unter dem Brennglas auf die Weltelite. Die könnten wieder einmal - und das ist noch keine gute Nachricht - die Athletinnen und Athleten aus Norwegen dominieren. Schließlich hat der 25-jährige Jarl Magnus Riiber sich den Gesamtweltcup zuletzt viermal in Serie geschnappt und bei den Frauen triumphierte Gyda Westvold Hansen, 20, in der vergangenen Saison.

Neben Norwegen bei den Männern immer im Kampf um den Sieg involviert: Deutschland und Österreich. Aus DSV-Sicht zählen dazu die üblichen Verdächtigen: Vinzenz Geiger, Eric Frenzel, Terence Weber, Julian Schmid und Johannes Rydzek. Was im Sommer auffiel: Geiger, dem das Laufen eigentlich seit jeher mehr liegt als das Springen, sprang bei der deutschen Meisterschaft in Hinterzarten einen Schanzenrekord. Zum Laufen trat er dann nicht mehr an, weil er kurz zuvor erst eine Corona-Infektion überstanden hatte.

WM mit neuem Wettkampf: Mixed-Team feiert Premiere

Bei den Frauen treten neben Nowak unter anderem auch die Weltcup-Zehnte Cindy Haasch, Maria Gerboth und die Ex-Spezialspringerin Svenja Würth an. Anders als die Männer konnten sie seit ihrem Weltcup-Debüt 2020/21 noch keine großen Einzelerfolge feiern, etablieren sich im Team aber als Top-Nation.

Im einzigen Mixed-Team-Wettbewerb bislang kamen Deutschlands Frauen und Männer im Januar 2022 auf den dritten Platz. Der Wettkampf feiert in Planica im Februar 2023 nun auch erstmals WM-Premiere. Mit neuen Wettkämpfen und einem veränderten Reglement will die FIS Eindruck beim IOC schinden.

Gleiches Skiwachs für alle

Zudem sollen unter anderem alle Starterinnen und Starter das gleiche Skiwachs benutzen. Ziel des Ganzen: mehr Chancengleichheit, vor allem auch für die schwächeren Nationen. Denn in der Jugend gibt es durchaus mehr Nationen, die konkurrieren. Erst bei den Erwachsenen haben manche Länder einen Entwicklungsvorsprung und nutzen diesen aus. "Man muss schauen, wie stärkere Nationen schwächere Nationen unterstützen können", sagt daher auch Eric Frenzel.

Entwicklungsprogramm für kleinere Nationen

Gerade in punkto Techniker und Betreuerteam könnten die kleineren an größere Nationen "andocken, um ihnen den Schritt in die Weltcups und darüber hinaus zu erleichtern." Die FIS will zudem Entwicklungsprogramme für "kleinere" Nationen einführen. In dieser Saison dürften da jedoch noch keine Ergebnisse bemerkbar sein.

WM-Medaillensammler Eric Frenzel will Björn Dählie überholen

Deutschlands stärkster Kombinierer des vergangenen Jahrzehnts, Eric Frenzel, blickt aber auch aus sportlicher Sicht besonders auf diese Saison. Schließlich könnte er im Februar den großen Norweger Björn Dählie hinter sich lassen und alleiniger WM-Medaillenrekordhalter werden, bislang haben beide 17 Mal Edelmetall errungen.

"Ich merke, dass ich keine 25 mehr bin", sagt der Routinier zwar, "aber ich fühle mich fit. Der Sommer hat gut funktioniert, ich habe alles gut verkraftet." Mit anderen Worten: Die Weltcup-Saison kann langsam starten für den Sachsen.