Fazit zur Tour de Ski Frischer Wind im deutschen Langlauf-Team

Stand: 04.01.2022 18:30 Uhr

Die Tour de Ski endete am Dienstag (04.01.2022) mit einem Paukenschlag und einem nicht erwarteten Podestplatz für die deutschen Männer. Nun steigt im gesamten Team die Vorfreude auf die Winterspiele. Bundestrainer Peter Schlickenrieder fängt zu hohe Erwartungen direkt ein und kündigt zudem einen Generationswechsel an - zumindest bei den Männern.

"Das, was die Jungs hier abgeliefert haben, war das i-Tüpfelchen", sagte Peter Schlickenrieder wenige Minuten nach dem finalen Zieleinlauf bei der Tour de Ski. Kurz zuvor hatten zwei seiner Athleten im knapp zwei Kilometer langen Anstieg über 400 Höhenmeter zur Alpe Cermis die Langlauf-Welt überrascht. "Das war historisch und vom Feinsten. Das nach so einer Wettkampfserie noch herauszuholen, ist beeindruckend. Ich bin sehr zufrieden", so der glückliche Bundestrainer.

Friedrich Moch sorgte mit Rang drei für den ersten Podestplatz der deutschen Männer seit sieben Jahren, Lucas Bögl lief mit Rang vier sein bestes Karriereresultat heraus. Wenige Stunden zuvor hatten auch die Frauen an gleicher Stelle überzeugt, Katharina Hennig lief in die Top Ten der Gesamtwertung und hatte damit ihr "Ziel erfüllt". Und auch Katherine Sauerbrey schaffte es wieder unter die besten 20. Die Schlagzeilen aber sollten seit langem mal wieder den Männern gehören.

Ein Bier und einen Sekt zur Feier des Tages

Zeit für eine große Feier hat das deutsche Langlauf-Team aber nicht. Neben der allgegenwärtigen Corona-Thematik ist der Blick schon weitergerichtet auf das Saison-Highlight in knapp vier Wochen: die Olympischen Winterspiele in Peking. "Der Schluck Bier, den es hier für das Ende der Tour de Ski gegeben hat, das wird es schon gewesen sein mit dem Feiern", so Schlickenrieder, der aber glaubt, dass sich "der 'Frieder' noch ein Gläschen Sekt" gönnen wird.

Doch nicht nur die unglaubliche Entwicklung von Moch beeindruckte Schlickenrieder. Auch wie sich etwa Sauerbrey oder Albert Kuchler teils aus den zweitklassigen Wettbewerben wie dem Alpen Cup in die Beletage des Langlaufsports gekämpft haben, dort gleich mit guten Leistungen überzeugen und Weltcup-Punkte holen konnten, macht ihn stolz.

Noch keine volle Teamstärke für Olympia

Mit Hennig, Victoria Carl, Coletta Rydzek bei den Frauen und Bögl, Moch und Jonas Dobler bei den Männern haben aktuell sechs Läuferinnen und Läufer die interne Olympia-Qualifikation geschafft (ein Platz unter den besten Acht oder zwei unter den besten 15). Zudem stehen einige bei einer halben Norm. Noch stehen bis zu den Winterspielen fünf Weltcups auf dem Programm.

Aber auch wenn die volle Norm nicht gelingen sollte, hofft Schlickenrieder darauf, in voller Teamstärke nach Peking reisen zu können. Gerade mit Blick auf die Teamwettbewerbe würden zusätzliche Athletinnen und Athleten benötigt werden. Die endgültige Entscheidung dazu fällt bei der Nominierungsrunde, wenn der Deutsche Olympische Sportbund seine Zustimmung gibt: "Wir haben es beantragt und brauchen alle."

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Sportschau, 18.11.2018 13:15 Uhr

Schlickenrieder bremst Erwartungshaltung

Dennoch warnt Schlickenrieder nun vor zu hohen Erwartungen an sein Team. Eine Medaille "wäre zu viel geträumt. Da müssen wir realistisch bleiben. Die Alpe Cermis kam uns entgegen, das gibt es im normalen Weltcup nicht. Es ist schön, dass wir Schritte nach vorne machen, aber wir müssen das jetzt erst einmal kontinuierlich zeigen."

Moch dürfe nun auch nicht zu sehr gehyped werden: "Er kann jetzt nicht aus der Euphorie heraus alle Rennen laufen. Das ist noch ein junger Kerl. Da muss man nicht gleich durchdrehen", so der ehemalige Weltklasse-Läufer, der 2002 in Salt Lake City selbst zu Olympiasilber gesprintet war.

Umbruch nach Olympia angekündigt

Aber Schlickenrieders Gedanken gehen auch schon weiter als nur bis Peking. In einem Radio-Interview vor dem Jahreswechsel kündigte er gerade bei den Männern einen größeren Umbruch an. Dann sollen vor allem die jungen Athleten und die aus der zweiten Reihe eine Chance bekommen: "Es gibt einige, die wir behutsam heranführen werden."

Das bedeute aber nicht, dass die arrivierten Athleten raus aus dem Rennen wären. Das Leistungsprinzip stehe über allem, so Schlickenrieder. "Lukas ist extrem motiviert und sieht bei sich noch Potenzial. Bei uns hat jeder eine Chance. Das hat ja auch Katherine bewiesen, die schon aus der Nationalmannschaft raus war. Sie wollte es aber unbedingt, hat dann hart gearbeitet und das alles selbst finanziert."

Der Bundestrainer verwies auf ein Auf- und Abstiegssystem, bei dem Leistung entsprechend honoriert werde. "Jeder, der will und Leistung bringt, hat die Chance, sich für Weltmeisterschaften und Olympische Spiele zu qualifizieren", erklärte Schlickenrieder weiter.

Nun individuelle Vorbereitung auf Olympia

Bis dahin ist aber noch viel Zeit, und jetzt stehen erstmal die Winterspiele in Peking an. Dafür startet nun die individuelle Vorbereitung, die Sportlerinnen und Sportler gehen ins Höhenlager oder sind bereits dort. Je nach vorgesehenem Einsatz bei Olympia werde ein entsprechendes Programm absolviert mit dem ein oder anderen Weltcup-Start im kommenden Monat.