Olympische Spiele | Peking 2022 Biathleten Lesser und Doll gegen sportlichen Olympia-Boykott

Stand: 28.12.2021 09:32 Uhr

Erik Lesser und Benedikt Doll haben sich klar gegen einen sportlichen Boykott von Olympia 2022 ausgesprochen. Die Spiele in China sehen die beiden Biathleten aber kritisch.

Die deutschen Biathleten Benedikt Doll und Erik Lesser lehnen einen Athleten-Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking (4. bis 20. Februar) ab.

Doll: Olympia "ist einfach ein Highlight"

"Ich bin ehrlich gesagt auch absolut kein Fan davon, die Spiele an ein Land zu vergeben, wo solche Problematiken auftreten", sagte Doll dem Portal "Sport1". "Aber wenn ich vier Jahre meines Lebens dafür investiere, ist das einfach ein Highlight und dann möchte ich aus sportlicher Sicht teilnehmen und um Medaillen kämpfen."

Lesser: Sport und Politik lassen sich trennen

Lesser sagte dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): "Ich finde es nicht okay, von Sportlern zu erwarten, die Spiele zu boykottieren."

Der 33-Jährige ist überzeugt davon, dass sich Sport und Politik nach wie vor voneinander trennen lassen. Auch 2014 sei im Vorfeld von Olympia in Sotschi viel über die Probleme mit Russland und der Krim diskutiert worden, "und es wurde gefordert, dass die Spiele abgesagt werden. Kaum brannte aber die Flamme, sprach die Welt nicht mehr darüber. Dieses Mal wird es genauso sein. Wenn die Wettkämpfe starten, dann guckt die ganze Welt auf diesen Wettkampf und will wissen, wer der beste Athlet ist."

Lesser und Doll sehen IOC in der Pflicht

Beide Athleten sehen mit Blick auf die Spiele in Peking im kommenden Jahr vor allem das Internationale Olympische Komitee (IOC) in der Pflicht. "Den Schuh muss sich das IOC anziehen - auch wegen der Vergabe. Zum einen ist China kein Wintersportort und zum anderen natürlich auch wegen der politischen Situation", sagte Lesser.

Doll urteilte: "Ich finde, das IOC muss solche Themen intensiver in Entscheidungen miteinbeziehen." Olympische Spiele seien aus seiner Sicht ein "hochpolitisches Thema".

Lesser: Olympia soll wieder das werden, was es einmal war

Zuletzt hatten unter anderem die USA, Australien, Großbritannien und Kanada angekündigt, keine Politiker zu den Spielen vom 4. bis 20. Februar zu schicken.

China steht wegen Menschenrechtsverletzungen im Umgang mit Uiguren und Tibetern, den Drohungen gegen Taiwan oder der Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong in der Kritik. Lesser forderte, das IOC müsse bei der Vergabe der Spiele stärker auf Nachhaltigkeit schauen. "Winter- und Sommerspiele sollen wieder das werden, was sie mal waren, und es soll nicht einfach nur auf Diplomatie geachtet werden", sagte der Olympia-Zweite von 2014.