Biathlon | Verfolgung Biathlon-Märchen - Erik Lesser mit fantastischer Aufholjagd in Kontiolahti

Stand: 06.03.2022 16:00 Uhr

Bei seinen letzten Rennen blüht Erik Lesser so richtig auf. Der Thüringer legte mit einer fantastischen Schlussrunde im Verfolger in Kontiolahti seine beste Saisonbestleistung hin. Besser war nur noch Quentin Fillon Maillet.

Von Raphael Weiss

Erik Lesser hat sich am Sonntag (06.03.2022) mit einer unglaublichen Aufholjagd den zweiten Platz bei der Verfolgung in Kontiolahti gesichert. Der Routinier, der seine Karriere nach dieser Saison beendet, war als Zwölfter in das Rennen gestartet. Mit einer fehlerfreien Leistung am Schießstand und einer unwiderstehlichen Schlussrunde lief der Thüringer auf das Podest. So gut war er noch nie in dieser Saison.

Nur einen Fehler beim letzten Schuss leistete sich Quentin Fillon Maillet. Der Franzose dominierte das Verfolgungsrennen und sicherte sich den zweiten Sieg des Wochenendes, nachdem er schon am Samstag im Sprint gewonnen hatte. Der Italiener Lukas Hofer wurde Dritter (+8,8 Sekunden).

Lesser schießt fehlerfrei und kämpft sich nach vorne

"Ich war mehr als happy, dass ich die Initiative am letzten Berg übernehmen konnte. Kontiolahti und Verfolgung - das passt einfach", freute sich Lesser nach seinem starken Rennen.

Der 33-Jährige glänzte mit 20 Volltreffern beim Schießen und kämpfte sich Runde für Runde nach vorn. Als Fünfter ging er schließlich in die letzte Schleife. Vor ihm lagen Emilien Jacquelin, der lange um den Sieg gekämpft hatte, sich aber am beim dritten und vierten Schießen beim Versuch Maillet einzuholen verspekuliert hatte, der Südtiroler Hofer und Vetle Sjåstad Christiansen, Fünfter im Gesamtweltcup.

Lesser saugte sich an diese Gruppe heran, um plötzlich, beim letzten langen Anstieg, zu explodieren. Der 33-Jährige brach aus, überholte erst Christansen, dann Hofer und schließlich Jacquelin. Der Franzose musste abreißen lassen, auch Christensen konnte das Tempo nicht mehr mitgehen. Einzig Hofer schien noch Kraftreserven zu haben. Kopf an Kopf ging es auf die Zielgerade. Doch dort war Lesser nicht zu schlagen. Als Zweiter überquerte er die Ziellinie.

Lesser: "Mehr als stolz auf mich selbst."

"Ich bin selber ein bisschen überrascht. Dass ich in der letzten Runde gegen Jacquelin, Hofer und Christiansen bestehen konnte, habe ich mir nicht gedacht. Der letzte Schlusssprint, den ich gewonnen habe war 2017. Deswegen musste ich mir einfach ein Herz nehmen", kommentierte Lesser im ZDF seinen Angriff auf dem Anstieg. "Ich habe mich nicht verunsichern lassen. Ich bin heute mehr als stolz auf mich selbst."

Lesser befindet sich derzeit auf Abschiedstournee. Er hatte angekündigt, sich nach der Saison aus dem Profisport zurückzuziehen und seine Karriere zu beenden. Für ihn ist dieser zweite Platz das erste Einzel-Podest der Saison und das elfte in seiner zwölfjährigen Karriere. Trotz dieser Leistung wird Lesser seine Rücktrittsentscheidung nicht überdenken: "Ich bin glücklich wie es ist. Ich will Spaß haben und es genießen. Und es ist nicht schlecht, wenn man mit Spaß aufhören kann."

Maillet - Erster von Start bis Ziel

Der Verfolger war lange ein Kampf der beiden Franzosen, ein Kampf der beiden Führenden im Gesamt-Weltcup. Maillet, der Mann im gelben Trikot, und sein Verfolger. Emilien Jacquelin war 34 Sekunden nach dem Ersten vom Sprint am Samstag gestartet, doch der Vorsprung schmolz schnell zusammen.

Zum Dritten Schießen kamen die beiden Franzosen zeitgleich. Jacquelin wollte schneller sein, setzte den ersten Schuss vor Maillet. Doch die Taktik ging nicht auf. Beim dritten Schuss traf er das Ziel nicht. Maillet blieb fehlerfrei. 20 Sekunden der Vorsprung. Ein Vorsprung, den er sich nicht mehr nehmen ließ und sich so den Sieg im Verfolgungs-Gesamtweltcup sicherte.

Fünf Deutsche unter den Top-15

Johannes Kühn, der als Dritter in die Verfolgung gestartet war, verpasste eine Top-Platzierung am Schießstand. Der 30 Jahre alte Bayer schoss vier Fehler und fiel bis auf Platz 13 zurück. Zweitbester Deutscher wurde Roman Rees (1) als Neunter. Benedikt Doll (2) wurde Elfter, Philipp Nawrath (4) Zwölfter.

Am Donnerstag und Freitag geht es in Otepää mit jeweils einem Sprint-Rennen weiter, danach stehen in Estland ein Massenstart sowie eine Mixed- und Single-Mixed-Staffel auf dem Programm. Der lange Olympia-Winter wird in Oslo am legendären Holmenkollen (17. bis 20. März) abgeschlossen.