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Cori Gauff versteht die Welt nicht mehr. "Es passiert so viel, ich bin immer noch geschockt, dass ich hier bin", sagte die 15-Jährige. Da hatte das Tennistalent aus den USA gerade beim Rasenturnier in Wimbledon in der zweiten Runde die doppelt so alte Slowakin Magdalena Rybarikova klar in zwei Sätzen geschlagen. Rybarikova hatte in London vor zwei Jahren immerhin im Halbfinale gestanden.
Sieg gegen das Idol
Zum Auftakt des Grand-Slam-Turniers hatte Gauff mit einem Erstrundensieg gegen die fünfmalige London-Siegerin Venus Williams überrascht und damit das Generationen-Duell der jüngsten mit der ältesten Spielerin im Hauptfeld für sich entschieden. Die Williams-Schwestern sind Gauffs Idole. Zwei ihrer fünf Wimbledon-Titel hatte Venus schon gewonnen, bevor Gauff überhaupt geboren wurde. "Ich weiß nicht, wie ich mich fühle. Es ist das erste Mal, dass ich weine nach einem Match, das ich gewonnen habe", sagte sie hinterher.
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"Ich will die Größte werden"
Gauff gilt in den USA als Wunderkind und Supertalent und weltweit als die vielversprechendste Nachwuchshoffnung im Frauentennis. Das weiß sie auch, an Selbstbewusstsein mangelt es nicht. "Ich will die Größte werden", sagte sie: "Ich will den Titel gewinnen." Auch Tennis-Ikone John McEnroe glaubt an ihr Star-Potenzial. "Wenn sie nicht die Nummer eins der Welt ist, wenn sie 20 ist, werde ich absolut schockiert sein", sagte der Amerikaner. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg. Gauff ist derzeit die Nummer 313 der Weltrangliste. In Wimbledon muss sie am Freitag (05.07.2019) in Runde drei gegen Polona Hercog aus Slowenien antreten.
"Aufregende junge Spielerin"
Im Tennis-Zirkus ist sie schon voll angekommen. Sie trainiert regelmäßig beim Coach von Serena Williams, die Agentur von Roger Federer vermarktet sie. "Sie ist eine aufregende junge Spielerin. Und sie ist so cool, ein tolles Mädchen", sagte Serena Williams nach Gauffs Sieg gegen Venus: "Das ist ein großartiger Moment für sie."
Die zusammen mit 30 Grand-Slam-Titeln im Einzel dekorierten Williams-Schwestern wiederum sind die Inspiration für Cori Gauff, die von allen "Coco" genannt wird. Ihr Vater Corey, der auch ihr Trainer ist, erklärte der "Times": "Bis sie kamen, war nicht viel Farbe im Sport. Besonders in unserem Land haben afro-amerikanische Mädchen kein Tennis gespielt."
Tennis ist ihr Leben
Als Gauff sieben Jahre alt war, zog die Familie wegen der besseren Trainingsbedingungen von Atlanta nach Delray Beach in Florida. Seitdem bestimmt Tennis ihr Leben - obwohl sie bis vor zwei Jahren auch noch Basketball und Leichtathletik betrieb. "Um sieben Uhr stehe ich auf, frühstücke, spiele Tennis, mache meine Schulsachen. Ich werde online unterrichtet. Nachmittags nochmal Training", sagte sie im März der Zeitung "Die Welt". In Wimbledon schrieb sie noch während der Qualifikation eine Online-Klausur. Note: 2.
Schon jetzt hat sie alles, was eine Tennisspielerin braucht - jedenfalls körperlich. "Ich schlage den Ball sehr hart. Aber bei meinen Anlagen liegt das auf der Hand", analysierte sie selbst: "Ich bin mit 1,79 Metern ziemlich groß, habe lange Beine, lange Arme und dicke Muskeln." So scheuchte sie in Wimbledon ihre Gegnerinnen bisher über den Platz und gab noch keinen Satz ab. Wie weit sie mental ist, und ob sie mit dem steigenden Druck und der erhöhten Aufmerksamkeit umgehen kann, wird sich bald schon zeigen. In Runde drei ist sie gegen Hercog keine Außenseiterin mehr. Und alle werden ganz genau hinschauen.
Thema in: Sport aktuell, Deutschlandfunk, Donnerstag, 04.07.19, 22.50 Uhr
dpa/sid/red | Stand: 04.07.2019, 13:39