Volleyball | Bundesliga Der VfB Friedrichshafen - Rekordmeister mit klaren Zielen

Stand: 06.10.2021 11:02 Uhr

Seit diesem Sommer ist vieles neu beim Verein vom Bodensee. Der neue Trainer kommt mit klaren Zielen und einer neuen Spielphilosophie. An diesem Mittwoch startet der VfB Friedrichshafen gegen Lüneburg in die neue Saison.

Die letzte Saison

Nach einer guten Saison stand der VfB Friedrichshafen am Ende wieder ohne Titel da. In der Vorrunde der vergangenen Spielzeit überzeugte das Team mit nur einer Niederlage aus 20 Spielen und wurde verdient Vorrundenmeister. Sowohl in der Vorrunde als auch in den Play-offs musste sich der VfB aber gegen die Berlin Volleys geschlagen geben. Im Finale verloren die Häfler dann deutlich mit 0:3. In der kommenden Saison will der VfB Friedrichshafen "wieder das Finale erreichen und die Sache eng gestalten", so Pressesprecher Matthias Liebhardt.

DVV-Pokal

Auch im DVV-Pokal will der VfB Friedrichshafen mitreden. Das selbst gesteckte Saisonziel vom Finaleinzug im Pokal, wie auch in der Liga, wird aber ein hartes Stück Arbeit. In der vergangenen Spielzeit hatte der VfB das Endspiel knapp verpasst, verlor gegen den späteren Pokalsieger Frankfurt mit 2:3 und war ausgeschieden.

Die Narben der Champions League

In der Champions League hält man sich noch ein bisschen bedeckt, was Ziele angeht. Zu tief sitzen die Narben des verpassten Heimturniers im Frühjahr. Hier hatten die Häfler ihre Teilnahme zurückziehen müssen, da insgesamt sieben Personen, der komplette Trainerstab um Ex-Chefcoach Michael Warm und drei Spieler positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Auf die Frage, ob die letzte Saison insgesamt positiv gelaufen ist, lacht Pressesprecher Matthias Liebhardt, im Hinblick auf die vielen positiven Tests im Umfeld der Mannschaft. "Wenn das jetzt besser liefe, wären wir bestimmt nicht böse."

Der Taktikfuchs von Down Under

Neu an der Seitenlinie ist Trainer Mark Lebedew. Der australische "Volleyball-Nerd", wie er sich selbst nennt, hatte schon einige Stationen im Profi-Volleyball und bringt mehr als 20 Jahre Erfahrung als Coach mit. 2010 wurde er von den Berlin Recycling Volleys unter Vertrag genommen und stieß zwei Jahre später den amtierenden Meister und seinen jetzigen Club Friedrichshafen vom Thron. Auf die Frage ob er das mit dem jetzigen Team auch schafft, sagt er: "Es wäre ein schöner Zufall, wenn das passieren würde."

In Berlin folgten zwei weitere Meisterschaften und die Bronze-Medaille in der CEV Champions League. Anschließend wechselte Lebedew nach Polen und wurde 2017 zusätzlich Nationaltrainer seines Geburtslandes Australien. Mit dem VfB Friedrichshafen, hat er klare Ziele: "Ich will jedes Spiel gewinnen. Ich denke nicht so viel darüber nach was am Ende passiert."

Der 54-jährige Australier möchte der Mannschaft seine Spielphilosophie beibringen, weiß aber auch, dass das nicht von jetzt auf nachher geht. "Wir sind in zwei Wochen nicht die Mannschaft, die wir in sechs Wochen oder in vier Monaten sein werden."

Wenn einer weiß, wie Volleyball funktioniert, dann ist das Mark Lebedew.

Quelle: Matthias Liebhardt, Pressesprecher VfB Friedrichshafen

Auch einen Wunschspieler lotste Mark Lebedew an den Bodensee. Der Außenangreifer und Kapitän der Nationalmannschaft von Montenegro Vojin Cacic hat beim VfB einen Einjahresvertrag unterschrieben. "Vojin ist ein sehr erfahrener Spieler, dessen Karriere ich schon lange verfolge", sagt der Cheftrainerin in einer Mitteilung des Vereins. "Ich möchte auf und neben dem Feld einen professionellen Job machen [...] und immer mein Bestes geben und das auch auf meine Mitspieler übertragen", sagt Cacic über sich selbst. Deshalb ist er für Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt ein "Führungsspieler", der "uns in vielen schwierigen Situationen helfen wird."

Heimspiele auswärts in Neu-Ulm

Eine Kuriosität kommt diese Saison auf die Fans und die Mannschaft zu. Eine mehr als 100 Kilometer lange Reise zu einem Heimspiel. Der Rekordmeister der Volleyball-Bundesliga muss wegen der fehlenden Halle in Friedrichshafen nach Neu-Ulm in die Ratiopharm-Arena umziehen. Zwar bleibt der Trainingsalltag in Friedrichshafen, jedoch wird kein Heimspiel am Bodensee ausgetragen.

"Es ist aus mehreren Gründen schwierig. Einerseits sind wir von unseren Fans weg. Wir bringen sie zwar mit Fanbussen in die Arena, aber natürlich ist Neu-Ulm einfach weit weg von Friedrichshafen. Andererseits ist es auch für die Spieler besser vor einem Spiel im eigenen Bett zu schlafen und nicht im Hotel, wie bei einer Auswärtsfahrt. Es wird natürlich eine Herausforderung diese für uns neue Halle zu unserer Heimspielstätte zu machen", sagt Vereinssprecher Matthias Liebhardt.

Trotzdem sind die Häfler froh, die Neu-Ulmer Arena als neues Wohnzimmer gefunden zu haben. "Die Halle ist natürlich großartig. Beim ersten Testspiel waren alle sehr zufrieden", ergänzt Matthias Liebhardt.

Die Fans hingegen befürchten eine Entfremdung des Vereins. "Der Fanclub "Häfler Monsterblock" hat schon mehrfach mit Grabkerzen und Plakaten an einer symbolischen Gedenkstätte vor der ausrangierten ZF-Arena den Unmut über die Hallen-Misere zum Ausdruck gebracht", schrieb der Südkurier im September. Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt hat aber "kein Interesse daran, den Standort Friedrichshafen dauerhaft zu verlassen."

Neuanfang in der neuen Saison

Die kommende Saison wird für Friedrichshafen eine Option für einen Neuanfang. Neuer Trainer, neue Halle und neue Hoffnung auf den lang ersehnten Meistertitel. Am heutigen Mittwoch (19:00 Uhr) kann die Mannschaft gegen Lüneburg den ersten Schritt Richtung Play-Offs machen. Trainer Mark Lebedew hat klare Worte für das Auftaktspiel der Bundesligasaison: " Wir haben gut trainiert und hatten einige gute Leistungen in den Vorbereitungsspielen. Also: Wir sind bereit!"