Dang Qiu

Tischtennis-Team-WM in China Dang Qiu – als deutscher Führungsspieler auf elterlichen Spuren

Stand: 29.09.2022 10:48 Uhr

Für Dang Qiu wird die anstehende Tischtennis-Team-WM in Chengdu ein besonderes Turnier. Er soll die DTTB-Männer anführen und begibt sich dazu in die familiäre Vergangenheit.

Es sind besondere Wochen für den Düsseldorfer Tischtennisspieler Dang Qiu. Erst vor knapp vier Wochen wurde er Einzel-Europameister, nun soll er bei der am Freitag (30.09.2022) beginnenden Team-WM im chinesischen Chengdu das deutsche Team anführen.

Dazwischen lagen einige Glückwünsche sowie der Auftakt der Bundesliga und das erste Spiel in Pokal und Champions League. "Der Terminkalender ist schon sehr voll, es ist seit Jahren so, dass wir eigentlich von Spiel zu Spiel und Turnier zu Turnier reisen. Das erfordert gutes Zeitmanagement", sagte Qiu im Interview mit der Sportschau.

Qiu neuer Führungsspieler

Vielleicht auch aufgrund der überbordenden Termine fehlen die drei anderen Top-15-Spieler im deutschen WM-Kader. Zum ersten Mal seit vielen Jahren sind weder Timo Boll, Dimitrij Ovtcharov oder Patrick Franziska dabei. Diese drei bildeten lange die Speerspitze der erfolgreichen DTTB-Männer. In diese Phalanx ist Qiu längst eingedrungen und hat die Kollegen mit Platz neun in der Weltrangliste sogar überholt.

Nun bekommt er von Bundestrainer Jörg Roßkopf mehr Verantwortung übertragen – neben dem 28-jährigen Benedikt Duda soll er das junge deutsche Team um die Nachwuchs-Talente Fanbo Meng und Kay Stumper führen. "Wir vollziehen keinen Generationen-Wechsel, sondern nehmen die Jüngeren nur einmal in die Pflicht", erklärte Roßkopf vor dem Turnier.

Eltern früher für Chinas Nationalteam

Für den 25-Jährigen haftet der Weltmeisterschaft außerdem noch eine persönliche Note bei. Denn seine Eltern traten noch für die Nationalteams aus dem Reich der Mitte an und kommen aus dem fernen China – genauso wie viele andere Familienmitglieder. "Ich habe bis zur Pandemie immer noch, wenn es die Zeit erlaubt, die Verwandten ab und an besucht. Es ist für mich etwas ganz Besonderes, dort zu spielen", sagte der Düsseldorfer.

Dang Qius Vater Qiu Jianxin

Dang Qius Vater Qiu Jianxin

Dazu sei China natürlich die Tischtennisnation schlechthin. "Dort ist jeder von uns ein kleiner Star, die Hallen sind besser gefüllt, alle sind enthusiastischer", so der EM-Titelträger. Er habe schon als Kind vom Hype in China und seinen Eltern profitiert. "Allerdings war es dann auch nicht leicht, mal etwas Abstand vom kleinen weißen Ball zu gewinnen", fügte er hinzu. Nun möchte er den chinesischen Landsleuten zeigen, was er inzwischen kann. 

Junges deutsches Männer-Team nur Außenseiter

Sportlich ist Deutschland bei den Männern allerdings trotz Qius Aufstieg nicht der große Medaillen-Kandidat, sondern plötzlich etwas wie der unbekannte Außenseiter. Die Vorrunden-Gruppe mit Frankreich als schwerstem Gegner ist aber auch für das junge Team absolut machbar. Los geht es am Freitag um 7 Uhr MEZ gegen Kasachstan. Wie weit es nach der Gruppenphase geht, ist fraglich. "Ein Ziel ist schwer zu setzen, da wir alle das erste Mal an einer Team-WM teilnehmen", erklärte Qiu.

Große Auswirkungen auf das übergeordnete Ziel, die Olympischen Spiele 2024 in Paris, hätte ein schlechtes Abschneiden nicht. Denn erstmals gibt es keine Einzel-Weltranglistenpunkte, die für die Setzung entscheidend sind, bei einem Teamevent – wohl ein weiterer Grund, die im Frühjahr lange verletzten Boll und Ovtcharov zu schonen sowie Franziska seine Vaterpause zu gönnen.

Turnier in der Corona-Blase

Doch nicht nur durch die neuformierte Mannschaft sowie Qius persönlichen Bezug wird die WM besonders – auch die Bedingungen in China werden ganz anders sein als noch vor rund vier Wochen bei der EM in München. Denn in Chengdu herrschen in einigen Stadtteilen noch erhebliche Corona-Einschränkungen. Bis zur Woche vor der WM war die Stadt sogar im kompletten Lockdown.

Das Tischtennis-Land Nummer eins fährt bisher eine Null-Covid-Strategie und richtet deswegen extra eine Blase für die WM ein: Spielerinnen und Spielern sowie anwesende Medienschaffende dürfen sich nur in Hotel und Halle aufhalten. Dass dennoch die Team-WM als erste größere Sportveranstaltung seit den Winterspielen im vergangenen Februar stattfinden darf, ist laut Qiu kein Zufall: "China ist das Tischtennis-Land schlechthin. Sie werden sich das gut überlegt haben." Und es zeige die Wertschätzung für den Volkssport im Reich der MItte.

Paris ist Qius großes Ziel

Ob nun gutes oder schlechtes Abschneiden bei der WM: Qiu blickt auch schon voraus auf die kommenden Jahre. "Die Weltrangliste spielt derzeit keine Rolle, ich will mich aber ständig weiterentwickeln. Und natürlich möchte ich in Paris das erste Mal bei Olympia dabei sein." Möglichst wieder als Führungsspieler.