Tischtennis-WM in China Bronze für deutsche Frauen, Männer im Halbfinale
Die deutschen Tischtennis-Frauen haben das Halbfinale bei der Mannschafts-WM verloren und damit die Bronzemedaille geholt. Die Männer stehen im Halbfinale.
Trotz starker Gegenwehr unterlagen die Frauen am Freitag (07.10.2022) mit den Spielerinnen Ying Han (KTS Tarnobrzeg), Nina Mittelham und Xiaona Shan (beide TTC Berlin Eastside) gegen Japan mit 0:3.
Größter Erfolg seit 2010
Das Team von Bundestrainerin Tamara Boros hatte die Bronzemedaille bei dem Turnier im chinesischen Chengdu bereits vorher sicher, da der dritte Platz bei einer Weltmeisterschaft nicht extra ausgespielt wird. Es ist der größte WM-Erfolg für die deutschen Frauen seit 2010.
"Wir haben am Limit und ein großartiges Turnier gespielt. Japan ist zurzeit noch stärker, und wir selbst haben einiges zu verbessern. Doch jetzt sind wir erst einmal überglücklich mit dem, was wir erreicht haben", sagte Boros.
Mittelham verliert fünften Satz knapp
Die EM-Zweite Mittelham zwang die Weltranglisten-Fünfte Hina Hayata zum Auftakt in den fünften Satz. Den verlor die 25-Jährige aber mit 8:11. Han war danach beim 0:3 gegen die Mixed-Olympiasiegerin Mima Ito chancenlos. Den dritten Punkt für die Favoritinnen holte die 18-jährige Miyuu Kihara gegen die 21 Jahre ältere Shan ebenfalls erst im fünften Satz (3:2).
"Grundsätzlich sind wir mit Bronze sehr glücklich", sagte die 25-jährige Mittelham. "Aber wenn man sieht, wie das Spiel heute lief, wäre ich auch glücklich gewesen, wenn wir ins Finale eingezogen wären."
Erfolgreiche Aufholjagd der Männer
Die deutschen Männer stehen nach einer starken Aufholjagd im Halbfinale und haben bereits eine Medaille sicher. Im Viertelfinale setzte sich das Team von Bundestrainer Jörg Roßkopf nach einem 0:2-Rückstand noch mit 3:2 gegen Frankreich durch. Im Kampf um die Final-Teilnahme trifft die Auswahl des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) am Samstag auf Südkorea.
"Bravo, Männer!"
"Da fällt mir nur ein: Bravo, Männer! Das war eine unfassbare Teamleistung. Es freut mich besonders für diese Mannschaft, dass sie bis zum Ende an den Sieg geglaubt haben und dafür belohnt wurden", sagte DTTB-Präsidentin Claudia Herweg nach dem zwölften Halbfinal-Einzug eines deutschen Männer-Teams bei einer WM (sechsmal Silber, fünfmal Bronze).
Roßkopf freute sich nach dem hart erkämpften Halbfinal-Einzug über eine "Super-Leistung. Es ist schon mal Wahnsinn, dass wir eine Medaille haben, aber wir wollen mit der Mannschaft auch weiter". Südkorea sei allerdings ein "echt schwerer Gegner".
Youngster Stumper leitet Wende ein
Benedikt Duda und Einzel-Europameister Dang Qiu hatten ihre Auftakteinzel zunächst verloren, ehe der 19-jährige Kay Stumper mit seinem 3:1 gegen Jules Rolland die Wende einleitete. Dang Qiu glich anschließend aus.
Im Entscheidungsspiel behielt dann Duda die Nerven und besiegte Felix Lebrun souverän mit 3:0. Damit erreichte Deutschland wie bei der Team-WM 2018 in Halmstad erneut die Runde der letzten vier - vor vier Jahren hatte die deutsche Auswahl am Ende Silber gewonnen.
"Es war unglaublich"
"Das ist Sport", sagte der 28 Jahre alte Duda. "Es war eine harte Niederlage zum Auftakt und ich war sauer auf mich. Aber ich wusste: Wir kommen zurück und ich kriege noch unser fünftes Match. Niemand spielt beim Stand von 2:2 gern. Aber mir war klar: Das Momentum ist auf unserer Seite, die Franzosen sind etwas angeknackst. Das Ende war unglaublich."
"Alle sind unglaublich stark"
"Deutschland ist nie zu unterschätzen, egal, mit welcher Mannschaft wir kommen. Wir haben eine sehr spielstarke Truppe. Alle vier Spieler sind unglaublich stark", sagte Dang Qiu: "Auch ohne die großen Namen haben wir es ins Halbfinale geschafft und werden morgen noch einmal alles geben."
Die deutsche Mannschaft muss in China ohne ihre langjährigen Erfolgsgaranten Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov (nach Verletzungen) sowie Jungvater Patrick Franziska auskommen. Das Trio hatte 2021 Olympia-Silber in der Mannschaft gewonnen.
Teams stellen sich neu auf
Der Verlauf dieser WM spiegelt die Entwicklung im internationalen Tischtennis wieder. Viele Teams stellen sich mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris neu auf. Gerade in Europa sorgen junge Spieler wie Dang Qiu mit seinem EM-Titel, der Schwede Truls Möregardh mit Platz zwei bei der Einzel-WM oder die Lebrun-Brüder für Aufsehen. Auch beim Halbfinal-Gegner Südkorea sind vier der fünf Spieler nicht älter als 24 Jahre. Nur beim Gastgeber und Topfavoriten China stehen weiterhin der Einzel-Weltmeister Fan Zhendong und der Einzel-Olympiasieger Ma Long am Tisch.