Verschwundene Tennisspielerin Fall Peng: WTA-Chef Simon droht mit Rückzug aus China

Stand: 19.11.2021 17:38 Uhr

WTA-Chef Steve Simon hat mit dem kompletten Rückzug der Frauen-Tennistour aus China gedroht, falls die Führung in Peking im Fall der verschwundenen Spielerin Peng Shuai nicht Licht ins Dunkel bringt.

"Wir sind definitiv dazu bereit, unsere Aktivitäten zu beenden, mit allen Konsequenzen, die das mit sich bringt", versicherte Simon in einem "CNN"-Interview. Die Vorwürfe in Bezug auf Peng seien "größer als das Geschäft", sagte der Chef der Spielerinnen-Organisation WTA. "Frauen müssen respektiert und dürfen nicht zensiert werden", forderte Simon.

China gilt mittlerweile als wichtiger Standort vor allem für das Frauen-Tennis. 2018 wurde das Saisonabschluss-Turnier der besten acht Spielerinnen des Jahres von 2019 bis 2028 an die chinesische Stadt Shenzhen vergeben und das Preisgeld von sieben Millionen US-Dollar auf 14 Millionen verdoppelt. Wegen der Coronavirus-Pandemie konnte in den vergangenen beiden Jahren allerdings nicht in China gespielt werden.

Mehrere Kolleginnen und Kollegen von Peng Shuai zeigten sich sehr besorgt über die Situation der chinesischen Spielerin. So forderte beispielsweise Serena Williams Aufklärung in dem brisanten Fall. Auch die Japanerin Naomi Osaka äußerte ihre Sorgen.

UNO fordert von China Beleg über Aufenthalt

Die Vereinten Nationen haben China unterdessen aufgefordert, Angaben zum Verbleib und Gesundheitszustand der verschwundenen Tennisspielerin Peng Shuai zu machen. "Es wäre wichtig, einen Beleg für ihren Aufenthaltsort und ihr Wohlbefinden zu haben", sagte die Sprecherin des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Liz Throssell, am Freitag (19.11.2021) in Genf.

Sie forderte zudem eine "vollständig transparente" Untersuchung zu den von Peng erhobenen Anschuldigungen des sexuellen Missbrauchs gegen einen Funktionär der Kommunistischen Partei.

Seit Anfang November verschwunden

Peng Shuai hatte Anfang November im sozialen Netzwerk Weibo Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch einen chinesischen Spitzenpolitiker veröffentlicht. Seither ist die 35-Jährige nicht mehr öffentlich gesehen worden und gilt als verschwunden. Chinas Zensur streicht jede Debatte über den Fall. Suchen nach ihrem Namen oder nach #MeToo im chinesischen Internet sind geblockt.

Eine angebliche E-Mail von Peng hat bei der WTA erhebliche Zweifel geweckt und die Besorgnis noch vergrößert. Chinas staatliches Auslandsfernsehen "CGTN" hatte in der Nacht zum 18. November auf Twitter eine E-Mail veröffentlicht, die der Tennisstar selbst geschrieben haben und an den WTA-Chef Simon geschickt haben soll. Die Berichte über sie, "einschließlich des Vorwurfs der sexuellen Nötigung", seien "nicht wahr", hieß es darin. Ihr gehe es gut.

Über den Verbleib von Peng Shuai wollte sich Chinas Außenministerium nicht äußern. Anfragen sollten an "zuständige Stellen" gerichtet werden, sagte ein Sprecher.

Auch DTB fordert Aufklärung

Inzwischen hat sich auch der Deutsche Tennisbund (DTB) zu dem Fall geäußert. In einem Twitter-Beitrag forderte er "Aufklärung". Weiter heißt es in dem Tweet: "Mit Besorgnis beobachten wir die Entwicklung rund um die Tennisspielerin Peng Shuai. Wir hoffen, dass es ihr gut geht, sie selbstbestimmt und frei agiert."