Wimbledon-Viertelfinalistin Tatjana Maria

Tennis in Wimbledon Maria gegen Niemeier - das deutsche Überraschungsduell

Stand: 05.07.2022 08:41 Uhr

Jule Niemeier oder Tatjana Maria - eine deutsche Spielerin wird ins Halbfinale von Wimbledon einziehen. "Power-Tennis" oder "ekelhafter" Slice. Was setzt sich heute durch?

Tatjana Maria hat mit ihren inzwischen fast 35 Lebensjahren im Profitennis fast alles erlebt. Fast - ein Viertelfinale bei einem Grand-Slam-Turnier ist für sie dann doch nochmal eine Premiere. Wenn Maria auf dem "heiligen Rasen" diese Premiere heute (05.07.2022, sportschau.de berichtet im Live-Ticker ab 14 Uhr) begehen wird, teilt sie sich dieses besondere Gefühl mit ihrer Kontrahentin Jule Niemeier.

Rittner: "Traue Jule Top 20 zu"

Die 22-Jährige hat bei ihrem erst zweiten Grand-Slam-Turnier überhaupt bereits für Furore gesorgt und bekommt dafür Anerkennung - und eine große Karriere vorausgesagt. "Sie ist eine sehr intelligente Spielerin und hat ein unglaubliches Händchen. Jule besitzt alle Waffen für eine Spitzenspielerin. Ich traue ihr die Top 20 in der Welt zu", sagt beispielsweise Bundestrainerin Barbara Rittner.

Was Rittner unter anderem damit meint: ein wirklich krachender Aufschlag, druckvolles Vorhandspiel und damit die Möglichkeit, ihre Gegnerinnen sofort unter Druck zu setzen und ein Spiel dominant zu gestalten. Vor allem auf Rasen. Niemeier versucht indes, den Medienrummel und das viele Lob auszublenden. "Ich habe mir noch keinen einzigen Artikel durchgelesen. Am Ende kann ich mir davon ja auch nichts kaufen."

Taktisch stark und "Geheimwaffe" Slice

Und Niemeiers Gegnerin? Die hat nicht nur den Vorteil der größeren Erfahrung auf ihrer Seite. "Tatjana hat oft genug eindrucksvoll gezeigt, dass sie über sich hinauswächst. Sie wird alles tun, um es Jule so schwer wie möglich zu machen", vermutet die Bundestrainerin ein "enges Match mit offenem Ausgang".

Maria spielt in diesem Turnier bisher taktisch sehr diszipliniert und geduldig, blieb auch im Achtelfinale nach Satzrückstand gegen Jelena Ostapenko ruhig. Und dann ist da noch dieser im besten Sinne "ekelhafte" Slice - mit Rück- und eben auch, ziemlich ungewöhnlich, der Vorhand.

Dass das gegen Spielerinnen mit harten Schlägen, wie Niemeier es auch ist, durchaus zum Erfolg führen und deren Rhythmus stören kann, zeigte sich unter anderem auch schon vor wenigen Tagen beim Erfolg von Harmony Tan gegen Serena Williams in Runde eins. Dass Maria, die diesen Vorhandslice über die Jahre zu ihrem Markenzeichen gemacht hat, gegen Niemeier von ihrer Taktik abweicht: unwahrscheinlich.

Teamkolleginnen in der Bundesliga

Ein WTA-Duell zwischen den beiden einzigen im Feld verbliebenen deutschen Spielerinnen gab es bisher noch nicht. Völlig überraschen können dürften sie einander jedoch trotzdem nicht. Beim TC Bredeney sind die beiden schließlich Teamkolleginnen.

Am 29. Mai standen sie noch gemeinsam im Aufgebot gegen den TC 1899 Blau-Weiss Berlin. Beide gewannen ihre Einzel für den aktuellen Tabellenführer der Tennis-Bundesliga glatt in zwei Sätzen.

Egal wer von beiden sich nun durchsetzt, ins Halbfinale einziehen und den größten Erfolg ihrer Laufbahn feiern kann: Vor dem Turnier hätte wohl kaum jemand auch nur auf eine Achtelfinalteilnahme der beiden Deutschen getippt. Für das deutsche Damentennis ist das erste nationale Wimbledon-Viertelfinalduell seit Angelique Kerbers Sieg gegen Sabine Lisicki im Jahr 2012 schon jetzt ein Gewinn.