Tennis | US Open Alexander Zverev: "Der Aufschlag ist der Schlüssel"

Stand: 10.09.2021 18:00 Uhr

Alexander Zverev ist souverän in das Halbfinale der US Open eingezogen - und unterstreicht vor dem Match gegen Novak Djokovic seine Favoritenstellung bei diesem Grand-Slam-Turnier. Der deutsche Tennisprofi zeigt vor allem bei seinem Aufschlag Stärke und Dominanz, die es in dieser Ausprägung bei ihm noch nicht gegeben hat.

Alexander Zverev hatte diesen Fakt so ganz beiläufig nach dem Match in der zweiten Runde der US Open gegen den Spanier Albert Ramos-Vinolas bemerkt. "Ich habe den Aufschlag über Stunden trainiert. Irgendwann muss er ja mal kommen", sagt der 24-Jährige beinahe lapidar, nachdem er den Spanier in drei Sätzen mit elf Assen nach nur 74 Minuten geradezu vom Platz geschossen hatte. Die Erkenntnis: Wenn nun sogar der Aufschlag funktioniert, was soll dann eigentlich noch im Weg stehen?

Der Service, wie der Aufschlag beim Tennis auch genannt wird, war der große Pferdefuß für Zverev in den vergangenen Jahren. Natürlich schlug er auch hin und wieder mal ein Ass. Aber geradezu grotesk hoch war die Anzahl der Doppelfehler für einen Spieler, der nun seit geraumer Zeit in den Top Ten der Welt platziert ist. Diese Fehleranfälligkeit hatte ihn schon (zu) häufig von der Siegerstraße katapultiert. Zuletzt in Wimbledon gegen Felix Auger-Aliassime: Bei seiner bislang letzten Niederlage in diesem Jahr servierte er allein in diesem einen Match 20 Doppelfehler.

Schub für das Selbstvertrauen

Bei den US Open in New York hat Zverev nun bis zum Erreichen des Halbfinales in fünf Begegnungen 83 Asse geschlagen und gerade einmal 15 dieser für jeden Tennisspieler besonders ärgerlichen Fehlschläge serviert. Zum Vergleich: Alleine im vergangenen Jahr, als er das Finale in New York gegen Dominic Thiem erreicht hatte, servierte Zverev in vier Matches jeweils mindestens zehn oder mehr Doppelfehler.

Die gute Quote an ersten Aufschlägen verleiht Zverev eine enorme Dominanz. 82 Prozent seiner gelungenen ersten Aufschläge vollendet er mit einem Punktgewinn - egal ob als Ass oder aus dem folgenden Ballwechsel heraus. Zverev ist wohl gerade in der Form seines Lebens.

Neben seinem Olympiasieg, der Zverev offenbar einen kaum vorherzusehenden mentalen Schub und ein riesiges Selbstvertrauen gegeben hat, ist dies die wohl wesentlichste Verbesserung seines Spiels nach Tokio. "Dort hat es Klick gemacht", sagt Zverev. Nun 16 Siege in Folge sprechen eine deutliche Sprache. "Der Aufschlag ist der Schlüssel für mein Spiel", so Zverev.

Wie sich dieser sportliche Fortschritt nicht nur auf einzelne Spiele in einem Satz auswirkt, sondern auf die Gesamtdarbietung Zverevs, lässt sich ebenfalls leicht ablesen. Bislang hat Zverev auf dem Weg ins Halbfinale erst einen Satz (gegen Jack Sock) abgegeben. Im Vorjahr musste er bis zu diesem Zeitpunkt in vier Matches über vier Sätze gehen, was bei den zu dieser Jahreszeit klimatischen Bedingungen und den körperlich anspruchsvollen Hardcourts einen zusätzlichen Kraftverschleiß bedeutet.

Schlechte Bilanz gegen Djokovic

Doch auch ohne die extralange Spieldauer fordert solch ein Grand-Slam-Turnier mit seinen drei Gewinnsätzen Zverev extrem heraus. Auch der überaus fitte, gebürtige Hamburger spürt erste Auswirkungen. Beim Dreisatzerfolg gegen den Südafrikaner Lloyd Harris zwickte es bei ihm merklich. "Ich fühle mich gerade extrem steif im Rücken", sagt Zverev.

Während des Matches ging sein Blick fast Hilfe suchend in die Box, wo seine Trainer und seine medizinischen Fachkräfte sitzen. So war wohl auch der kurzfristige Konzentrationsausfall während des dritten Satzes gegen Harris vor allem zu erklären. Physiotherapeut Hugo Gravil hat nun bis Freitag Zeit, Zverev wieder voll einsatzfähig zu machen.

Nicht weniger als seine Topform wird der Deutsche benötigen, um erneut ins Finale einzuziehen. Mit Novak Djokovic wartet schließlich die Nummer eins der Welt. "Ich freue mich auf das Halbfinale, das wird ein Highlight des Turniers. Er ist der beste Spieler der Welt, und er ist sehr schwer zu schlagen", sagt Zverev. Zuletzt in Tokio war Zverev dieses Kunststück auf dem Weg zum Olympiasieg gelungen. Die bisherige Bilanz gegen den Serben aus Zverevs Sicht: 3:6. Aber die Verbesserung der Statistiken ist ja derzeit gerade nicht das Problem von Alexander Zverev.