Tennis | French Open Zverev: "Turnierhälfte mit Alcaraz, Djokovic und Nadal ist eigener Grand Slam"

Stand: 21.05.2022 09:49 Uhr

Am Sonntag startet mit den French Open das Highlight der Sandplatzsaison 2022. Der Weltranglisten-Dritte Alexander Zverev hat sich nach seinem frühen Ausscheiden in München mit dem Erreichen des Finales in Madrid und des Halbfinales in Rom zuletzt spielerisch und mental stabilisiert. Im Sportschau-Interview gibt er Einblicke vor seinem Turnierstart. Der 25-Jährige hat eine harte Auslosung erwischt.

Sportschau: Alexander Zverev, bevor wir über Tennis sprechen, müssen wir einen Abstecher zum Basketball machen. Sie sind großer Fan der Miami Heat, die sich in der NBA gerade in den Playoffs befinden. Wie ist das als Fan kompatibel mit dem Leben als Tennisprofi?

Zverev: (lacht) Ich muss immer nachschauen, weil meistens ist es ja um drei Uhr nachts oder sonst was. Deswegen fällt es teilweise schon schwer. Ich bin aber ständig in Kontakt mit Jimmy (Butler, Superstar der Miami Heat, Anm. d. Red.), der spielt ja gerade überragend, und ich hoffe, dass sie es packen und gewinnen werden (den Titel in der NBA, Anm. d. Red.).

Sportschau: Sie haben sich in den vergangenen Wochen nach dem frühen Aus in München mit einem Finale und Halbfinale auf Mastersebene in Madrid und Rom spielerisch stabilisiert. Wo stehen Sie vor den French Open im Vergleich zu den anderen Topfavoriten wie Rafael Nadal, Novak Djokovic, Carlos Alcaraz und Stefanos Tsitsipas?

Zverev: Ich hatte eine sehr stabile Sandplatzsaison mit zwei Masters-Halbfinals und einem Finale auf diesem Niveau, habe mehr Punkte gemacht als letztes Jahr auf Sand. Aber ich habe keinen Titel gewonnen – das ist schon ein Riesenunterschied. Ich hoffe, dass ich wieder in Topform komme. Die vergangenen Wochen waren besser und besser und ich hoffe, dass ich hier in Paris mein bestes Tennis zeigen kann.

Sportschau: Sie sprechen die French Open an. Die Auslosung hat es nicht gut mit Ihnen gemeint. Sie würden bereits im Viertelfinale auf den momentan überragenden Jungstar Carlos Alcaraz treffen. Zudem sind Nadal und Djokovic ebenfalls in Ihrer Hälfte.

Zverev: (lacht) Die Hälfte ist ja schon ein eigenes Grand-Slam-Turnier für sich. Wenn man aus dieser Hälfte ein Grand-Slam-Turnier gewinnt, dann hat man es richtig verdient. Mit dieser Mentalität starte ich ins Turnier. Ich weiß, dass die Genannten unglaubliches Tennis spielen können und das auch tun. Es wird kein einfaches Turnier werden, aber ich hoffe, dass ich durchkomme.

Sportschau: Sie haben vor wenigen Monaten Sergi Bruguera, den zweimaligen French-Open-Sieger und spanischen Davis-Cup-Kapitän in ihr Team aufgenommen als Trainer. Nach einer gesundheitlichen Auszeit ist auch Ihr Vater zurück. Was geben Ihnen beide als Trainer?

Zverev: Sergi Bruguera habe ich dazugeholt, weil ich keinen Trainer hatte und einfach eine bestimmte Hilfestellung und Begleitung brauche in meinem Training und in meinem Tennisleben. Die hatte ich sechs Monate nicht, weil mein Vater nicht dabei war. Mein Vater gibt mir eine gewisse Stabilität und Ruhe, die ich von niemandem sonst bekomme. Aber ich bin froh, dass beide dabei sind, und die geben mir vieles hinzu.

Sportschau: Man hatte das Gefühl, dass die Niederlage bei den Australian Open im Achtelfinale gegen Denis Shapovalov lange nachgewirkt hat. Dann gab es noch andere belastende Dinge wie den Ausraster von Acapulco und die ATP-Untersuchung. Wie geht es Ihnen jetzt vor dem nächsten Jahreshighlight?

Zverev: Es war ein schweres Jahr für mich, generell. Aber all das geht langsam in die richtige Richtung und, dass ich mich dann erstens auf Tennis konzentrieren kann und zweitens Ruhe in mein Leben bekomme. Das ist auch sehr wichtig für einen Tennisprofi.

Sportschau: Was sind Ihre konkreten Ziele bei den French Open und das zweite Halbjahr 2022?

Zverev: Die Ziele haben sich nicht geändert. Ich möchte immer noch ein Champion sein, Turniere gewinnen und bei Grand Slams vorne mitspielen.

Sportschau: Wer aus Ihrem Team ist vor Ort mit dabei?

Zverev: Meine Freundin muss leider arbeiten (Sophia Thomalla, Anm. d. Red.), meine Familie ist in Paris neben meinem Team. Mein Vater ist da, eventuell kommt meine Mutter nach, aber Sophia muss arbeiten, hat ihre eigenen Sendungen. Deswegen sind wir hier nicht zusammen.

Das Interview führte Jannik Schneider