Tennis | Australian Open Anhörung von Djokovic - Richter beraten

Stand: 16.01.2022 07:09 Uhr

Die Hoffnungen von Tennisstar Novak Djokovic, bei den Australian Open antreten zu dürfen, ruhen auf einer Anhörung am Sonntagmorgen, die inzwischen beendet ist. Nach der Anhörung zogen sich die Richter zur Beratung zurück.

Im grünen Trainingsanzug und mit einem weißen Mundschutz saß Novak Djokovic auf der Rückbank eines Autos, Kameras auf ihn gerichtet. Kurz vor dem Auftakt des am Montag (17.01.22) beginnenden Grand-Slam-Turniers in Melbourne kam der serbische Topstar in seinem Einreise-Drama zurück in Gewahrsam und wartete im Abschiebehotel auf die voraussichtlich entscheidende Gerichtsverhandlung. Noch immer sind es Bilder, die einem Krimi ähneln und die nichts mit sportlichen Erfolgen zu tun haben, wie sie sich der 34 Jahre alte Serbe in Australien eigentlich wünschen würde. Seine Konkurrenten sind vom Einreise-Drama des Titelverteidigers als beherrschendem Thema zunehmend genervt.

Anhörung beendet - Richter beraten

Am Sonntag soll nun Klarheit herrschen, ob Djokovic einen Tag später bei den Australian Open antreten wird oder wieder ausreisen muss. In der Gerichtssitzung in Australien zogen sich die Richter am frühen Sonntagnachmittag (Ortszeit) zur Entscheidungsfindung zurück. Drei Richter des Bundesgerichts entscheiden, ob der Weltranglisten-Erste im Land bleiben und an den am Montag in Melbourne beginnenden Australian Open teilnehmen darf oder ob er ausreisen muss. Der 34 Jahre alte Titelverteidiger Djokovic hatte nach dem erneuten Entzug seines Visums Einspruch eingelegt.

Wann das Urteil fällt, war zunächst nicht bekannt. Man wolle den Nachmittag mit Beratungen zu dem Fall verbringen und hoffe, noch am Sonntag zu einer Entscheidung zu kommen, sagte der Vorsitzende Richter James Allsop. Die vorangehende Anhörung wurde online übertragen. Wie die australische Nachrichtenagentur AAP berichtet, verfolgte Djokovic die Sitzung aus dem Büro seiner Anwälte in Melbourne. Die Nacht vor der Verhandlung beim Bundesgericht hatte der Rekordsieger der Australian Open in einem Abschiebehotel verbracht.

Anhörung vor drei Richtern

Zweimal war das Visum von Djokovic für ungültig erklärt worden, zweimal sind seine Anwälte dagegen vorgegangen. Wie die australische Nachrichtenagentur AAP berichtete, können nach einer Entscheidung durch die drei Richter keine Rechtsmittel mehr gegen das Urteil eingelegt werden.

Nachdem die Behörden dem ungeimpften Djokovic die Einreise in der vorigen Woche verweigert hatten, hatte er mehrere Nächte im Park Hotel im Melbourner Stadtteil Carlton verbracht. Die erste Gerichtsentscheidung am vergangenen Montag war zu seinen Gunsten ausgefallen, Djokovic hatte daraufhin die Vorbereitung auf das erste Grand-Slam-Turnier der Saison fortgesetzt.

Angst vor "Anti-Impf-Stimmung"

Am Freitag war sein Visum in einer persönlichen Entscheidung von Einwanderungsminister Alex Hawke ein zweites Mal für ungültig erklärt worden. Die australische Regierung argumentierte Gerichtsunterlagen zufolge, der Aufenthalt des ungeimpften Tennisprofis im Land könne eine "Anti-Impf-Stimmung" fördern. Die Aufhebung von Djokovics Visum hatte Einwanderungsminister Alex Hawke mit Gründen der Gesundheit gerechtfertigt.

Zverev für Djokovics Teilnahme

Tennis-Olympiasieger Alexander Zverev sprach sich unterdessen für eine Teilnahme von Djokovic an den Australian Open aus. "Ich verstehe die Perspektive der Australier und der Regierung", sagte der Weltranglisten-Dritte aus Hamburg: "Die australische Regierung und die Regierung Victorias hätten sich im Voraus im Klaren darüber sein müssen, was passieren wird. Ich denke, es ist nicht sehr fair für eine Person, hier herzukommen und nicht spielen zu können." Den enormen Wirbel in diesem Fall machte Zverev am Status von Djokovic fest: "Ich weiß nicht genug über die Situation, aber ich denke, wenn es nicht Novak Djokovic wäre, der Weltranglistenerste mit 20 Grand-Slam-Titeln, all das, dann wäre es nicht so ein großes Drama."

Kollegen genervt

Andere Tennis-Konkurrenten äußerten sich zwei Tage vor dem Auftakt des ersten sportlichen Höhepunkts der Saison genervt von dem Dauerthema und würden lieber über ihren Sport sprechen. Wie zum Beispiel der Spanier Rafael Nadal. Es sei klar, dass Djokovic einer der besten Tennisspieler der Geschichte sei. "Aber kein Tennisspieler der Geschichte ist wichtiger als das Event", sagte der 35-Jährige. "Wenn er am Ende spielt, okay. Wenn er nicht spielt, werden die Australian Open großartige Australian Open sein - mit oder ohne ihm." Seiner Meinung nach gebe es in diesem Fall "viele Fragen, die beantwortet werden müssen", sagte der Weltranglisten-Sechste: "Ich denke, es wäre gut, wenn sich bald alles klärt."