Tennis | Australian Open Zverev nach Aus bei Australian Open: Selbstkritisch, aber ratlos

Stand: 23.01.2022 13:00 Uhr

Nach einer enttäuschenden Leistung im Achtelfinale der Australian Open gibt sich Alexander Zverev selbstkritisch. Erklärungen für die schwache Bilanz gegen Top-Gegner bei Grand Slams kann der 24-Jährige aber nicht liefern.

Von Jannik Schneider

Am Morgen hatte sich Bruder Mischa Zverev bei einer kleinen Medienrunde unweit der Anlage des Tennis-Turniers in einem Cafe nahe der bekannten Flinders Street noch bestens gelaunt gezeigt. Der 34-jährige Trainer und Manager skizzierte bei herrlichem Sonnenschein ausführlich den Reifeprozess seines Bruders.

Auf Nachfrage analysierte er gar schon die Spielweise und Taktik für ein mögliches Viertelfinale der Australian Open gegen Rafael Nadal und wiederholte nach einer tollen vergangenen Saison die glasklaren Ziele für 2022: Grand-Slam-Sieg und Nummer eins der Tennis-Weltrangliste.

Zverev bitteres Achtelfinal-Aus

Als Alexander Zverev am Sonntagabend (23.01.2022/Ortszeit) dann in Melbourne dem an 14 gesetzten Kanadier Denis Shapovalov überraschend gratulieren musste, wirkte der Bruder in der Box gefasst. Mischa Zverev hatte sogar noch die Muße, einen Autogrammwunsch zu erfüllen. Dann ging der Kopf runter und er verließ wie der Rest des Teams in Windeseile die Arena. 

Die glatte Dreisatzniederlage (3:6, 6:7, 3:6) im Achtelfinale des ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres ist die größte Enttäuschung in der Karriere des Weltranglistendritten, der sich anschließend selbstkritisch präsentierte. Eine Erklärung für das Geschehene fand er nicht.

Zverev spielte kraftlos, langsam und uninspiriert

Zverev wirkte im zweitgrößten Stadion der Anlage bis auf eine kurze Phase zu Beginn des ersten Satzes kraftlos, langsam, uninspiriert und fehleranfällig. Vertrauen in sich und sein Spiel, das ihn 2021 zu sechs ATP-Titeln inklusive Olympiasieg und in zwei Grand-Slam-Halbfinale geführt hatte, hatte Zverev zu keiner Zeit.

Keine 45 Minuten nach dem Match trottete Zverev in den neu geschaffenen Pressekonferenzraum, der Kopf gesenkt, der Blick in die Weite gerichtet. Am Pult angekommen, stützte er den Kopf mit den Händen und versteckte weite Teile seiner Gesichtszüge mit den verwuschelten blonden Haaren.

Zverev: "Kannst du rumhüpfen wie du willst“

Auf Sportschau-Nachfrage, ob er sich nicht gegen Ende des Matches an irgendetwas emotional hätte hochziehen müssen, antwortete er gefasst: "Ich habe es versucht. Ich habe in Satz zwei den Schläger kaputt gemacht. Das mache ich auch nicht ohne Grund."

Er habe versucht, sich selbst aufzupumpen. "Aber wenn du so schlecht spielt, kannst du rumhüpfen wie du willst. Es ändert nichts“, resümierte Zverev, der in Melbourne in Abwesenheit von Novak Djokovic an der Seite des Russen Daniil Medwedew und Nadal als Mitfavorit galt.

Weder krank noch verletzt

Auf seine großen Ziele und den Blick auf die Weltrangliste angesprochen, sagte der Deutsche selbstkritisch: "Nach so einem Match wäre es dumm, darüber zu reden. Ich muss mich zuallererst um mich kümmern." Er habe sich auf dem Platz langsam gefühlt; gehandicapt oder krank sei er aber nicht gewesen. "Es gibt keine Ausreden."

In Tenniskreisen kursieren seit längerem schlimme Grand-Slam-Statistiken zu Zverev, der bei den vier großen Turnieren gegen Top-20-Spieler erst vier Matches gewonnen hatte (4:18). Shapovalov erhöhte auf 19 Pleiten. Ein Top-10-Sieg fehlt Zverev ohnehin noch.

Dabei besiegt er die besten Spieler der Welt bei den ATP Finals, bei Olympia und sonst auf der Tour regelmäßig. Zverev kennt die Statistiken, betonte auf Sportschau-Nachfrage allgemeiner, dass er in den vergangenen zwei Jahren dennoch sehr gut bei Grand Slams gespielt habe: "Ich werde weiter alles dafür tun, dass ich irgendwann eine Grand-Slam-Trophäe hochhebe.