Tennis | Australian Open Stich über Djokovic: "Kein Tennisspieler ist größer als der Sport"

Stand: 11.01.2022 16:21 Uhr

Mit den Australian Open beginnt am Montag das Tennis-Jahr, aber es geht nur um den ungeimpften Novak Djokovic, der für seine Teilnahme vor Gericht gezogen ist. Michael Stich geht das gegen den Strich - zumal es einige Ungereimtheiten gibt.

Nachdem dem Weltranglistenersten aus Serbien die Einreise nach Australien wegen einer fehlenden Impfung verweigert worden war, hatte er eine medizinische Ausnahmegenehmigung präsentiert. Nach einer Corona-Infektion im Dezember sei er frisch genesen. Allerdings gibt es Video-Aufnahmen, die ihn am Tag seiner vermeintlich festgestellten Infektion bei einem offiziellen Anlass zeigen.

"Es ergibt alles keinen Sinn. Es passt alles nicht zusammen. Und nur Novak Djokovic könnte es auflösen."
— Michael Stich

Und dann sind da auch noch Fragen zu seinen Einreiseformularen. Offenbar stimmen seine Angaben zu seinen Reise-Aktivitäten im Vorfeld des Australien-Trips nicht.

Doch Fakt ist: Das Gericht hat Djokovic auf freien Fuß gesetzt. Bis dahin hatte er sich wie zum Beispiel abgelehnte Asylbewerber in einem Hotel für Ausreisepflichtige aufhalten müssen. Der Serbe nahm daraufhin in Melbourne umgehend das Training für die Australian Open wieder auf.

Pressekonferenz von der Familie abgebrochen

"Es ergibt alles keinen Sinn. Es passt alles nicht zusammen", sagte Michael Stich am Montag im Interview mit den ARD-Tagesthemen und fügte hinzu: "Am Ende des Tages ist er der einzige, der es auflösen könnte."

Doch der Serbe selbst schweigt. Eine von seiner Familie am Montag anberaumte Pressekonferenz wurde abgebrochen, als ein Journalist eine Frage zu den ganzen Ungereimtheiten stellte.

Einwanderungsminister schweigt weiter

Für Stich ist klar: "Eine Nummer eins im Tennis oder in welcher Sportart auch immer hat keine Ausnahmerechte. Und kein Sportler ist größer als der Sport." Der Hamburger ärgert sich über das nun entstandene juristische Tauziehen. Einwanderungsminister Alex Hawke könnte Kraft seines Amtes dem Superstar das Visum wieder entziehen. "Im Einklang mit einem ordnungsgemäßen Verfahren wird Minister Hawke die Angelegenheit gründlich prüfen", teilte ein Sprecher am Dienstag mit. Doch die Angelegenheit sei noch nicht abgeschlossen.

Nach Australien dürfen eigentlich nur geimpfte Menschen einreisen. Nach dem Gerichtsprozess weiß die Öffentlichkeit, dass Djokovic ungeimpft ist. Daraus hatte er bis dahin ein Geheimnis gemacht.

Das Problem: Die Veranstalter erklärten die Australian Open nicht zur 2G-Veranstaltung, sondern ließen diesen so wichtigen Punkt offen. Was nicht nur Stich, sondern auch sehr viele Australier ärgert.

"Djokovic tut sich und dem Tennissport keinen Gefallen"

Für Stich gibt jetzt nur Verlierer. "Djokovic tut sich selbst keinen Gefallen. Und er tut auch dem Tennissport und seinen ganzen Mitspielern, die dort unterwegs sind, keinen Gefallen", erklärte der 53-Jährige.

Der frühere Wimbledon-Sieger hofft, dass sich das Thema möglichst schnell erledigt: "Wir reden über 128 Herren und 128 Damen, wir reden über Jugendspieler und über Doppelspieler - alle haben das Recht für ihre Leistung, die sie dort bringen, gefeiert und wertgeschätzt zu werden. Stattdessen werden sie immer nur gefragt, was sie von dieser Thematik halten."

Sein Appell: Es sollte wieder um den Sport gehen. "Das ist am Ende des Tages auch alles nicht so wichtig, wie wir es gerade machen. Es ist ein Tennisturnier und es ist ein Sportler von vielen."

Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 11.01.2022 | 06:17 Uhr