Seltene Tore Torhütertore - wenn der Schlussmann einmal klingelt

Stand: 07.02.2021 12:30 Uhr

Fabijan Buntic ist Torhüter beim FC Ingolstadt, 3. Liga. Gerade hat er einige Bekanntheit erlangt, weil er ein Tor erzielt hat. Schön war es und wichtig. Dabei sind Torhütertore eigentlich eher selten - es sei denn, man heißt Rogerio Ceni. Ein Überblick.

Fabijan Buntic (FC Ingolstadt)

6. Februar 2021: Dritte Minute der Nachspielzeit. Der FC Ingolstadt liegt in der 3. Liga mit 0:1 gegen Viktoria Köln zurück. Klar, da geht der Torwart mit nach vorne. Das passiert öfter, aber diesmal passiert auch was. Nach einer Ecke reagiert FCI-Keeper Buntic nach einem Querschläger blitzschnell und schießt ihn aus zehn Metern von halbrechts wuchtig links ins Tor - 1:1. Und wenig später darf Buntic sogar noch das 2:1 für seinen Klub bejubeln. Irre.

Tom Müller (Hallescher FC)

21. Oktober 2017: 3. Liga? Da war doch schon mal was? Genau! Halles Tom Müller wird bei Rot-Weiß Erfurt zum Helden. Erst hält der damals 19-Jährige einen Elfmeter und dann auch noch das: Bei 0:1 geht Müller in der fünften Minute der Nachspielzeit bei einer Ecke mit nach vorne und wuchtet die Hereingabe unwiderstehlich mit dem Kopf zum 1:1 ins Netz. Beim Jubellauf war er natürlich nicht einzuholen.

Jens Lehmann (FC Schalke 04)

19. Dezember 1997: Sozusagen der Vater aller Torhütertore in Deutschland. Als erster Bundesliga-Torwart trifft Jens Lehmann aus dem Spiel heraus - und das nicht in irgendeinem Spiel. Sein FC Schalke 04 liegt im Derby bei Borussia Dortmund mit 1:2 zurück. Das geht natürlich nicht, und so geht Lehmann in der Schlussminute mit nach vorne. Ecke von rechts. Der Ball wird in Richtung des linken Pfostens verlängert, und da steht mit dem Instinkt eines Torjägers Lehmann und köpft den Ball zum 2:2 ein. Natürlich wird das das Tor des Monats in der Sportschau.

Frank Rost (Werder Bremen)

31. März 2002: Dass Torhüter schnell schalten, zeigte auch Frank Rost knapp vier Jahre später. Am 29. Spieltag liegt sein Klub Werder Bremen bei Hansa Rostock mit 2:3 zurück. Rost kommt ebenfalls bei einer Ecke mit vor. Der Ball springt ihm aus dem Gewühl im Fünfmeterraum vor den Fuß, und Werders Schlussmann knallt ihn ins Netz. Knapp 120 Sekunden später macht Ailton sogar noch das 4:3. Rost und Bremen auf Wolke sieben.

Marwin Hitz (FC Augsburg)

21. Februar 2015: Und noch einmal Bundesliga. Marwin Hitz ist gerade erst von einer Kreuzbandverletzung genesen, da wird er für den FC Augsburg zum Helden. Nach drei Monaten Pause ist die Partie gegen Bayer 04 Leverkusen sein erstes Spiel und sicher eines, das er nicht mehr vergessen wird. Letzte Aktion des Spiels, es steht 1:2, und in der vierten Minute der Nachspielzeit gibt es noch einmal eine Ecke für den FCA. Hitz wirft sich ins Getümmel. Leverkusen bekommt die Ecke nicht geklärt, und am rechten Pfosten trifft Augsburgs Schlussmann aus der Drehung.

Hans Jörg Butt (Hamburger SV/Bayer 04 Leverkusen/Bayern München)

Der Rekordtorschütze unter den Bundesliga-Keepern ist übrigens Hans Jörg Butt. 26 Mal traf der Schlussmann - allerdings immer vom Elfmeterpunkt. Insgesamt gelangen ihm 37 Pflichtspieltore - nur nicht während seiner zwei Jahre bei Benfica Lissabon, weil er dort meistens auf der Bank saß.

Peter Schmeichel (Manchester United)

Einer der treffsichersten - aber dabei auch unglücklichsten - Profi-Torhüter aus dem Feld dürfte Peter Schmeichel sein. Berichte über seine Treffer variieren, aber mindestens zweimal hat der Däne definitiv aus dem Spiel heraus eingenetzt. 1995 gelang ihm für Manchester United im Rückspiel der ersten Uefa-Cup-Runde in der 88. Minute der Treffer zum 2:2. Nach dem 0:0 im Hinspiel schied United trotzdem aus.

Gegen Ende seiner Karriere besorgte er 2001 für Aston Villa in der Schlussminute beim FC Everton den Anschlusstreffer zum 2:3. Genützt haben beide Tore nichts. Und sein spektakulärster Treffer wurde sogar wegen Abseits aberkannt: Nach einer Ecke traf Schmeichel im FA Cup beim FC Wimbledon in der Nachspielzeit per Fallrückzieher. United schied nach einem 0:1 aus.

Rogerio Ceni (FC Sao Paulo)

Für ihn waren Tore nichts Besonderes: Rogerio Ceni ist in Brasilien eine Legende. Mit 17 Jahren kam er 1990 zum FC Sao Paulo, gab 1992 sein Profidebüt. Bis 2015 gewann er mit "seinem" Klub drei Meistertitel, zweimal die Copa Libertadores und wurde 2006 und 2007 im Land der Ballzauberer sogar zum Fußballer des Jahres gewählt. Gefürchtet war Ceni für seine Freistöße. Sein 100. Tor machte der Brasilianer am 27. März 2011 gegen Corinthians mit einem aus 25 Metern in den Winkel gezirkelten Freistoß. Insgesamt traf Ceni 131 Mal in seiner Karriere, 62 Mal per Freistoß und 69 Mal per Elfmeter.

Martin Hansen (ADO Den Haag)

11. August 2015: Am besten sind Torwarttore natürlich, wenn sie entscheidend und spektakulär zugleich sind. So wie das von Martin Hansen: Zum Auftakt der Eredivisie in den Niederlanden lieferte Außenseiter Den Haag der großen PSV aus Eindhoven einen dieser seltenen engen Fights. 1:2, die fünfte Minute der Nachspielzeit läuft, und Hansen ist bei einem Freistoß im Strafraum. Der Ball kommt von rechts. Eigentlich ist Hansen schon zu weit vorn, aber im Sprung verlängert er den Ball hinter dem Rücken mit der Hacke in bester Ibrahimovic-Manier zum 2:2 ins Netz. Der Rest ist Ekstase.

Mark Flekken (MSV Duisburg)

7. August 2016: In der 3. Liga schließt sich unser kleiner Kreis, und wie Martin Hansen hatte auch Mark Flekken keine Sicht auf das Tor. In der dritten Minute der Nachspielzeit verlängert Duisburgs Schlussmann einen Kopfball von Branimir Bajic im Anschluss an eine Ecke mit der Fußsohle beim VfL Osnabrück zum 1:1-Endstand ins Tor.

Thema in: Sportschau, Das Erste, Samstag, 06.02.2021, 18 Uhr.