Arkadi Dworkowitsch

Schach-Weltverband Fide Russe Dworkowitsch als Präsident wiedergewählt

Stand: 07.08.2022 11:43 Uhr

Der Russe Arkadi Dworkowitsch ist trotz Kritik aus der Ukraine und weiteren Teilen der Schachwelt mit großer Mehrheit erneut für vier Jahre zum Präsidenten des Weltverbandes Fide gewählt worden.

Das bestätigte die Wahlkommission am Sonntag (07.08.2022) in Indien. Dworkowitsch, früherer stellvertretender Ministerpräsident unter Wladimir Putin in Russlands Regierung, steht der Fide seit 2018 vor. Beim Kongress in Chennai bekam Dworkowitsch 157 von 179 Stimmen. Sein Gegenkandidat, der ukrainische Großmeister Andrii Baryschpolets kam nur auf 16 Stimmen.

Dworkowitsch wehrt sich gegen Vorwürfe

Der Deutsche Schachbund (DSB) hatte sich für einen Neuanfang beim Weltverband und die Kandidatur von Baryschpolets stark gemacht. Der 31 Jahre alte Großmeister stehe "glaubwürdig für einen Neuanfang bei der Fide. Das Zurückdrängen russischer Einflussnahme im internationalen Schach sowie eine transparente und offene Verbandsführung sind Anliegen, die unsere volle Unterstützung finden", hatte DSB-Präsident Ullrich Krause gesagt. Dworkowitschs Ablösung war aber nur von wenigen Verbänden gefordert worden. Neben der Ukraine und Deutschland kamen solche Stimmen unter anderen noch aus Skandinavien und dem Baltikum.

Baryschpolets hatte vor der Wahl am Sonntag auf die "enormen Verbindungen" seines Kontrahenten zur russischen Regierung hingewiesen. "Du bist verantwortlich für den Aufbau der russischen Kriegsmaschinerie", sagte er zu Dworkowitsch. Der wehrte sich gegen die Vorwürfe. Er habe "eine starke Position zu den tragischen Ereignissen in der Ukraine eingenommen", erwiderte Dworkowitsch. Tatsächlich hatte er im März im Interview mit der US-Nachrichtenseite "Mother Jones" Russlands Invasion als Krieg bezeichnet und Mitleid mit der ukrainischen Zivilbevölkerung gezeigt.

"Soft Power" für Russland

Nach einer heftigen Reaktion des Kremls schien Dworkowitsch jedoch zurückzurudern. Und im Aufsichtsrat des russischen Schachverbandes sitzt er noch immer gemeinsam mit Kreml-Sprecher Dmitri Peskow oder Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Russland, das kritisierte auch Peter Heine Nielsen, Cheftrainer des norwegischen Schachkönigs Magnus Carlsen, laut der "FAZ", dominiert seit Jahren die Schachwelt. Dworkowitsch übe "soft power" für sein Heimatland aus. "Schach muss sich von Russland unabhängig machen, in unserem eigenen Interesse und aus moralischer Verpflichtung", schrieb Nielsen, der Baryschpolets unterstützte, im April.

Nach dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine hatte die Fide die 44. Schach-Olympiade von Russland ins indische Chennai verlegt und russische Teams davon ausgeschlossen. Russische Schachspieler dürfen nur noch unter der Flagge der Fide antreten. Zudem wurde der frühere WM-Herausforderer Sergej Karjakin wegen Unterstützung für die russische Invasion für sechs Monate gesperrt.