Magnus Carlsen (l.) und Garri Kasparow im Jahr 2010

Nach Verzicht auf Titelverteidigung Schach-Ikone Kasparow versteht Magnus Carlsens Entscheidung

Stand: 22.07.2022 08:25 Uhr

"Mir fehlt für einen weiteren Titelkampf die Motivation", hatte Schach-Weltmeister Magnus Carlsen in einem am Mittwoch (20.07.2022) von seinem Sponsor veröffentlichten Video-Podcast noch gesagt und damit de facto auf den Weltmeistertitel verzichtet. Der 31-Jährige will seine Schachkarriere aber fortsetzen und schloss ein WM-Comeback zu einem späteren Zeitpunkt nicht aus.

Für den Weltverband FIDE ist das ein herber Rückschlag, verliert er doch in Carlsen erst einmal sein größtes Aushängeschild. "Wir hatten eine kleine Diskussion", sagte Carlsen über das Gespräch, in dem er dem Verband seine Entscheidung mitgeteilt hatte: "Sie kamen mit ein paar Vorschlägen - einige davon haben mir gefallen, andere nicht."

Kasparow: Carlsen womöglich auch mit FIDE nicht zufrieden

Verständnis für die Entscheidung bekommt Carlsen unter anderem von Garri Kasparow, seinerzeit selbst Schach-Ikone, Weltmeister und eben auch Kritiker der FIDE. Kasparow war 1993 mit dem Verband in Streit geraten und hatte schließlich nach fast acht Jahren als Weltmeister seinen eigenen Verband, die "Professional Chess Association" (PCA) gegründet, in der er dann wiederum Weltmeister wurde.

"Ich vermute, dass er mit der FIDE als Organisation nicht zufrieden ist. Ich sage schon seit vielen Jahrzehnten, dass sie keine Einrichtung ist, die die professionelle Entwicklung des Schachspiels garantieren kann. Sie wird zudem immer noch von Russen kontrolliert, unter den derzeitigen internationalen Bedingungen ist das auch kein gutes Zeichen für die Zukunft der Organisation", vermutet Kasparow, bekanntermaßen großer Kritiker des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und eben auch Kritiker des Verbands, neben fehlender Motivation weitere Gründe für Carlsens Entscheidung.

Kasparow: "Es geht nicht um die Angst vor der Titelverteidigung"

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Schach werde zudem immer schneller und dynamischer, da sei die Grand Chess Tour, bei der auch Schnell- und Blitzschach gespielt werden, für einen modernen Spieler wie Carlsen, der auch mehrere Online-Schachveranstaltungen aufbaut und organisiert, deutlich attraktiver.