Enttäuschter Erhan Masovic

WDR-Sport VfL Bochum - viel Wille und noch mehr Fehler

Stand: 04.03.2023 18:10 Uhr

Der VfL Bochum ist mit fünf Bundesliga-Spielen ohne Tor und Punkt auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. Der Einsatz stimmt, aber das reicht aktuell nicht.

Eigentlich wollte der VfL Bochum seinem ehemaligen Trainer Thomas Reis die Rückkehr an die alte Wirkungsstätte am Samstag verderben. Die Fans protestierten durchaus kreativ gegen ihren Ex-Übungsleiter, warfen teilweise kleine Beutel mit dem gleichnamigen Nahrungsmittel auf den Rasen. Geholfen hat es nichts: Ex-Trainer Reis ging mit drei Punkten nach Hause - und stieß den VfL weiter in die Krise.

Offensive trifft nicht mehr

Auch die Stimmung bei den VfL-Fans drehte sich nach rund 60 Minuten. Statt des Protests gegen den Schalker Trainer schallte es "Wir wollen euch kämpfen sehen" von den Rängen. Pfiffe nach dem Spiel kamen noch hinzu. Die Unzufriedenheit ist berechtigt: Die Bochumer haben seit einem Monat keine Punkte mehr geholt - beim 5:2 gegen Hoffenheim Anfang Februar gab es das letzte Mal etwas Zählbares.

Die Bilanz seit dem? Pokal-Aus und fünf Niederlagen in der Liga mit 0:10 Toren. Kein Tor aus den letzten fünf Bundesliga-Spielen lässt erahnen, dass der VfL offensiv zu wenig Chancen erspielt - oder die vorhandenen kläglich vergibt. "In einer Phase, wo du dich schwertust, musst du defensiv wenigstens gut stehen", erklärte Bochums Trainer Thomas Letsch. Die Folge? Bochum hat nun die "Rote Laterne" in der Hand.

Letsch: "Müssen Fans auf unsere Seite bringen"

Gute Basis eigentlich vorhanden

Es gibt dennoch gute Ansätze - die auch Letsch ansprach - und eine Basis, auf der Bochum aufbauen kann: Der Einsatz stimmt. Die Grundtugenden wie Laufbereitschaft und Zweikampfführung sind vorhanden. Den von den Zuschauern geforderteten Kampf zeigte Bochum durchaus: Gegen Schalke gewann der VfL 52 Prozent seiner Duelle Mann gegen Mann, lief zudem mehr als der Gegner. Dazu kamen fast 60 Prozent Ballbesitz.

"Wir haben eine große Chance verpasst", lautete letztlich das Urteil des Trainers. Die Spieler sprachen von einem Quentchen Glück, das fehlt. Das alleine ist keine Ausrede, es ist beim VfL neben dem nicht vorhandenen Fortüne auch Unvermögen dabei. Bezeichnend war die Szene als Stürmer Philipp Hofmann aus vier Metern frei vor dem Tor die Führung auf dem Fuß hatte und es fertig brachte, die Kugel über das Tor zu bugsieren.

Standards und Individuelle Fehler ein Problem

Genauso bezeichnend: Beim S04-Führungstreffer flog erst Torwart Manuel Riemann an der Flanke vorbei, beim Klärungsversuch standen sich die Bochumer irgendwie selbst im Weg und der Ball kullerte über die eigene Linie. "Wir machen es wie so oft ordentlich, aber kriegen wieder so ein Slapstick-Ding", sagte Letsch.

In der Defensive stehen derzeit zwei Fehlerquellen besonders im Fokus. Zum einen kassierte der VfL von den angesprochenen zehn Toren vier nach ruhenden Bällen - zwei Ecken, ein Freistoß und dazu ein Elfmeter. "Der Genickschlag war nicht das Eigentor. Wir kriegen in Halbzeit zwei wieder ein Standard-Gegentor. Das darf nicht sein", sprach Abwehrspieler Keven Schlotterbeck über dieses Thema.

Außerdem passieren immer wieder unerklärliche Fehler, die in der Bundesliga bestraft werden. Man erinnere sich an das 1:0 der Bayern gegen Bochum, als Saidy Janko einen viel zu kurzen Rückpass spielte. Auch gegen Bremen verteidigte der VfL bei gleich zwei Gegentreffern nicht bundesligareif. Es ist die Mischung, die derzeit Bochum nah an die Ratlosigkeit bringt. So war auch Schlotterbeck der Meinung, irgendwie sei das alles "kaum in Worte zu fassen".

Bochum vor schwerem Spiel in Köln

Letsch blickte schon wieder voraus: Gegen Schalke sei es kein Endspiel gewesen, man sei nicht abgestiegen. "Wir haben jetzt elf Endspiele vor uns. Wir sind im Pool dabei und wir müssen dieses letzte bischen, dieses letzte Quentchen einfach bringen", schaut Letsch in die Zukunft.

Die nächste Chance dazu gibt es am Freitag in Köln - gegen einen Gegner, der ebenfalls viel von den Grundtugenden lebt. Gelingt die Trendwende dort erneut nicht, könnten statt Protestpäckchen gegen den Ex-Trainer eventuell bald eher Wunschzettel der Fans nach einem neuen Übungsleiter auf dem Rasen landen.