
Leverkusen gegen Dortmund Sechs-Punkte-Starter in der Selbstfindung
Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund gehören zu den vier Teams, die in der Fußball-Bundesliga nach der Winterpause mit zwei Siegen gestartet sind. Doch es gibt für beide noch viel zu tun.
Bei der Frage, welche Teams in der Liga für spektakulären Fußball stehen, fallen recht schnell die Namen Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund. In den vergangenen Jahren verwöhnten die beiden Vereine die Fans mit tor- und ereignisreichen Spielen. Phasenweise ist das zwar noch immer so, aber auch bei diesen Teams steht mehr denn je das Ergebnis im Vordergrund.
Große Ziele werden wieder erreichbarer
Leverkusen braucht dringend Siege, um sich wieder zurück ins Rennen um das internationale Geschäft und sogar um die Champions League zu kämpfen. Der BVB hat das große Ziel, die Titelserie des FC Bayern München (zehnmal Meister in Folge) zu beenden und die Mindestvorgabe, die Top vier zu erreichen - was angesichts von Platz sechs zur Winterpause gefährdet erschien.
In den letzten Akt der englischen Auftaktwoche im neuen Jahr gehen beide Mannschaften aber mit deutlich verbesserter Situation. Leverkusen gewann seine Spiele in Mönchengladbach (3:2) und gegen Bochum (2:0) und hat nun schon fünf Partien hintereinander gewonnen, Dortmund war ebenfalls zweimal siegreich gegen Augsburg (4:3) und in Mainz (2:1). Doch der genauere Blick zeigt, dass trotz der perfekten Bilanz einiges an Verbesserungspotenzial herrscht.
Stabilisierung in der Bayer-Abwehr
Bei der Werkself war vor allem im Spiel gegen Abstiegskandidat Bochum zu erkennen, dass es noch weit entfernt von einer königsklassigen Verfassung ist. Nahezu alle Statistiken waren ausgeglichen, Bochum auch optisch ebenbürtig und hatte Chancen, in der BayArena zu punkten. Das Team von Trainer Xabi Alonso dominierte nicht, sondern ging in Führung und verwaltete dann.
So ähnlich war es auch gegen Gladbach. Leverkusen fixierte sich auch da schon auf die temporeichen Außen und hatte offenbar kaum Interesse dran, die Kontrolle über das Spiel zu übernehmen. Es ist deutlich zu sehen, dass sich Alonso vor allem vorgenommen hat, das Defensivspiel der Werkself zu verbessern. Das mag gerade dem Zuschauer nicht unbedingt Spaß machen, aber die Ergebnisse geben ihm recht.
BVB-Defensive noch immer löchrig
Auch in Dortmund würde man gerne davon sprechen, dass die Pause der eigenen Abwehr gut getan hat. Doch dem ist nicht so, die Defensive ist nach wie vor die Achillesferse des BVB. Gegen Augsburg konnte der Gegner dreimal unmittelbar nach einem Führungstreffer ausgleichen, Mainz ging nach einer Minute schon in Führung. Das gibt keine Sicherheit und kein Vertrauen in das Konstrukt im Spiel gegen den Ball.
"Wenn man vergleicht, was wir für eine Torchance investieren müssen und, wie wenig der Gegner machen muss. Da müssen wir die richtige Balance finden, um unser Tor zu verteidigen und nicht immer darauf spekulieren, den Ball zu erobern und einen Konter einzuleiten", sagte Trainer Edin Terzic.
"Wissen, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt"
Wie Leverkusen hat der BVB aber im Endeffekt das Richtige getan, um Spiele zu gewinnen. Im Falle des Terzic-Teams war es der Ansatz, bis zum Schlusspfiff daran zu glauben, ein Spiel für sich entscheiden zu können. Und beide Male war Giovanni Reyna der Spieler, dem der letzte Akt vorbehalten blieb. Gegen Augsburg erzielte er den Siegtreffer in der 78. Minute, in Mainz sogar erst in der dritten Minute der Nachspielzeit.
"Siege tun immer gut, um Selbstvertrauen zu tanken. Wir sind jetzt mit sechs Punkten ins neue Jahr gestartet, das haben wir uns vorgenommen", sagte Terzic, der sich in beiden Partien auf seine Einwechselspieler verlassen konnte. "Dennoch wissen wir, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt. Es hilft uns auch zu wissen, dass wir auch noch so kurz vor dem Ende in der Lage sind, ein Tor zu machen."
Wirtz verstärkt Leverkusens Hoffnungen
Das gilt auch für Leverkusen - vor allem mit der Rückkehr von Florian Wirtz, der gegen Bochum sein Startelfcomeback nach seinem Kreuzbandriss feierte und das 2:0 durch Adam Hlozek vorbereitete. Der offensive Mittelfeldspieler wird vorne ganz sicher neue Glanzmomente bringen. "Es war wichtig, Florian zurück auf dem Platz zu haben. Er hat diese Qualität. Die Mannschaft hilft ihm, und er hilft der Mannschaft - das ist der beste Weg zur Entwicklung", sagte Alonso.
Der nächste Schritt für beide auf ihrem Weg wäre ein Sieg im Duell der beiden Sechs-Punkte-Starter am Sonntag (29.01.2023). "Es wird ein harter Brocken, aber wir freuen uns, vor heimischer Kulisse den sechsten Sieg in Folge zu holen", gab sich Bayer-Mittelfeldspieler Robert Andrich bereits äußerst optimistisch. Und Torhüter Lukas Hradecky versprach schon: "Das ist erst der Anfang."