Hansi Gnad, Trainer der Bayer Giants Leverkusen

WDR-Sport Giants Leverkusen: Rekordmeister im Abstiegskampf

Stand: 07.02.2023 17:05 Uhr

Mit 14 deutschen Meisterschaften sind die Bayer Giants Leverkusen immer noch Basketball-Rekordmeister. Aktuell stehen die Giants in der 2. Liga auf einem Abstiegsplatz, schöpfen nun aber neue Hoffnung.

Wer an den Basketball in den 1990er-Jahren denkt, denkt wohl als erstes an die Chicago Bulls. Sechs NBA-Meisterschaften gewannen die Bulls um Michael Jordan, Scottie Pippen und Dennis Rodman in den 90ern und sorgten auf der ganzen Welt für einen Basketball-Boom. Eng mit den Erfolgen der Bulls verbunden ist auch der Name Steve Kerr, heute Meistertrainer der Golden State Warriors. 1997 war es nämlich nicht Jordan oder Pippen, sondern Kerr, der in Spiel sechs der NBA-Finals gegen die Utah Jazz den entscheidenden Wurf versenkte und den Bulls zur damals fünften Meisterschaft verhalf.

Dabei wäre Kerr beinahe gar nicht in der NBA gelandet. Denn im Sommer 1989 lag Kerr ein unterschriftsreicher Vertrag von den Bayer Giants Leverkusen vor. Doch dann wurde Kerr doch an 50. Stelle im NBA-Draft von den Phoenix Suns gezogen und blieb in den USA. "Die Gespräche mit Kerrs Agenten waren ernst, aber Steve wollte es dann doch unbedingt in die NBA schaffen", sagte der damalige Giants-Manager Otto Reintjes. Der Rest ist Geschichte. Kerr ist mittlerweile neunmaliger NBA-Champion als Spieler und Trainer.

Bayer Giants Leverkusen noch immer deutscher Rekordmeister

Wo Kerr ist, ist also Erfolg. Das wäre auch in Leverkusen nicht anders gewesen. Denn auch ohne den US-Amerikaner prägten die Giants ein ganzes Jahrzehnt - genau wie die Chicago Bulls. Zwischen 1990 und 1996 gewannen die Leverkusener gleich sieben deutsche Meisterschaften in Serie. Mit dabei waren in Basketball-Deutschland klangvolle Namen wie Henning Harnisch, Michael Koch oder Christian Welp. Mit insgesamt 14 Titeln ist Leverkusen sogar heute noch Basketball-Rekordmeister, vor Alba Berlin (elf Titel) und Brose Bamberg (neun Meisterschaften).

Ein bisschen Flair von damals ist auch heute in Leverkusen noch vorhanden. Trainiert werden die Giants heute von Hansi Gnad, Europameister von 1993 und zweimaliger Meister mit den Giants 1995 und 1996. Aktuell spielen die Giants in der 2. Bundesliga Pro A. In den vergangenen zwei Jahren klopften die Leverkusener sogar wieder an das Tor der Bundesliga, scheiterten aber jeweils knapp.

14 Niederlagen aus 16 Spielen

Resigniert: Hansi Gnad im Spiel gegen die Art Giants Düsseldorf.

Resigniert: Hansi Gnad im Spiel gegen die Art Giants Düsseldorf.

Auch in diesem Jahr wollten die Rheinländer wieder oben angreifen. Ein Platz unter den ersten Vier sollte es laut Abteilungsleiter Frank Rothweiler nach der Hauptrunde sein. Doch daraus wird nichts. Denn aktuell stehen die Giants auf dem vorletzen Tabellenplatz und kämpfen gegen den Abstieg. Von den ersten 16 Saisonspielen gingen 14 verloren.

"Ich muss gestehen, dass mich derzeit wenig positiv stimmt", sagte Gnad Anfang Dezember, als die Giants mit gerade einmal vier Punkten Tabellenletzter waren. Dabei trifft Gnad wenig Schuld an der sportlichen Talfahrt. Vielmehr haben die Leverkusener in dieser Saison mit beispiellosem Verletzungspech zu kämpfen.

Für das Spiel gegen Bremerhaven standen Gnad Anfang Dezember beispielsweise nur sieben Profis zur Verfügung. Den Rest des Kaders füllten die Giants mit Reserve- und Jugendspielern auf. Insgesamt 23 Spieler setzte Gnad in dieser Saison schon ein. "Es klingt immer so, als würde ich nach Ausreden suchen wollen, aber es ist unheimlich schwer mit unserer angespannten Personalsituation Spiele zu gewinnen", so Gnad nach der deutlichen 82:102-Niederlage bei den Gladiators Trier Anfang Januar.

Kapitän Dennis Heinzmann schmerzlich vermisst

Besonders Dennis Heinzmann wird schmerzlich vermisst. Der Center zog sich in der Saisonvorbereitung eine schwere Fußverletzung zu und stand in dieser Saison noch keine Sekunde auf dem Platz. "Er ist unser Mannschaftskapitän, er ist das Gesicht des Klubs und absoluter Führungsspieler im Kader. Sein Stellenwert für das gesamte Programm ist nicht in Worte zu fassen", sagte Gnad. Womöglich wird Heinzmann in dieser Saison nicht mehr zurückkehren. Auch Guard Matthew Meredith, vor der Saison vom Bundesligisten Frankfurt Skyliners gekommen, konnte in dieser Saison aufgrund einer Beinverletzung noch nicht eingreifen.

Durch die vielen Verletzungen waren die Giants auch immer wieder zu Nachverpflichtungen gezwungen, von denen sich nicht alle als die gewünschte Verstärkung entpuppten. Manche haben Leverkusen sogar bereits wieder verlassen. Rotationen, Abläufe und Automatismen änderten sich ständig.

Rückkehrer Nick Hornsby als Schlüsselspieler

Die Bayer Giants Leverkusen bejubeln den Sieg gegen die Panthers Schwenningen.

Die Bayer Giants Leverkusen bejubeln den Sieg gegen die Panthers Schwenningen.

Mit den Verpflichtungen von Nick Hornsby, Gabriel de Oliveira und Trevion Crews lagen die Verantwortlichen aber richtig. Durch sie haben die Giants deutlich an Qualität gewonnen. Dazu funktionieren die Leverkusener auch als Kollektiv nun besser. Das Ergebnis: vier Siege in Folge und der Anschluss an die Nichtabstiegsplätze. "Aktuell kann ich von den Jungs nicht mehr verlangen. Sie haben zuletzt wirklich sehr gut gespielt und sich das nötige Selbstvertrauen erarbeitet", zeigte sich Gnad zufrieden.

Besonders Hornsby erwies sich als Schlüsselspieler. Der US-Amerikaner spielte bereits von 2018 bis 2020 in Leverkusen und kam im Januar als vereinsloser Spieler zurück ins Rheinland. Der 27-Jährige wuchs schnell in die Rolle des Anführers. "Nick ist immens wichtig für uns", sagte Gnad.

Gladiators Trier zu Gast in Leverkusen

Laut Gnad haben die Bayer Giants den Klassenerhalt sogar wieder in der eigenen Hand: "Wir können auf uns schauen. Wir haben noch 14 Spiele und sind auf dem besten Weg, der gesamten Konkurrenz wieder auf die Pelle zu rücken. Wenn wir so weitermachen, verlassen wir die Abstiegsplätze."

Die nächste Chance dazu haben die Giants bereits am Mittwoch (19.30 Uhr), wenn die Gladiators Trier, aktuell Achter, nach Leverkusen kommen. Gnad stellt sich auf ein pyhsisches Spiel ein, sagt aber selbstbewusst: "Wir sind gewappnet!"