Alexander Bannink und Kevin Freiberger (vorne) vom FC Gütersloh liegen sich feiernd in den Armen

WDR-Sport FC Gütersloh - das Stehaufmännchen ist wieder da

Stand: 08.05.2023 18:47 Uhr

Der lange gebeutelte FC Gütersloh ist wieder Regionalligist, nach gut zwei Jahrzehnten ist eine Odyssee beendet. Am Ziel ist der FCG noch nicht - weder auf kurze noch lange Sicht.

Von Julian Tilders

"So eine Party gab es beim FC Gütersloh seit 27 Jahren nicht mehr." Das sagt Helmut Delker, Vorstandsmitglied des Westfalen-Oberligisten FC Gütersloh, im WDR-Gespräch. Die Feier nach dem Zweitliga-Aufstieg 1996 mag ähnlich wie die jetzige vom Sonntagabend (07.05.2023) gewesen sein, als nach dem 2:0-Sieg über Lotte der Aufstieg in die Regionalliga West vorzeitig perfekt gemacht wurde.

Vereinslegende Brinkmann feiert Aufstieg mit

Delker ist noch beseelt. Die Feier ging bis in die Morgenstunden, zuvor hatten alle Rahmenbedinungen gepasst: "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs war ja auch da, unser eigener Video-Mann, außerdem 3.000 Menschen im Stadion. Es war immer der Gedanke da: Es muss heute passieren."

Und es passierte unter den Augen von Ex-Spielern des FCG: Ansgar Brinkmann schloss sich der Party an. Heribert Bruchhagen, ehemaliger Bundesliga-Manager und früherer Gütersloh-Spieler in den 70ern, war ebenfalls da.

Odyssee des FCG - viele durchwachsene Jahre

Beide haben als Aktive ganz andere Zeiten erlebt. Bruchhagen war zunächst mit der DJK Gütersloh als Gründungsmitglied 1975 in der zweigleisigen 2. Bundesliga am Start. Bis 1982 war er beim Nachfolgeverein FC Gütersloh in Diensten, trainierte den Klub danach bis 1988 noch in der Oberliga.

Nach einigen Jahren in den Gefilden des halbprofessionellen Fußballs gelang zwischen 1995 und 1996 nochmal der Durchmarsch von der Oberliga in die Zweitklassigkeit - unter anderem mit Brinkmann. Es kamen nach drei Jahren allerdings auch zwei Abstiege in Folge, die Insolvenz im Februar 2000 forcierte einen Neuanfang.

Wirtschaftlich fuhr der durch eine Fusion mit dem FC Gütersloh von 1978 neu gegründete Klub FC Gütersloh 2000 in den folgenden Oberliga-Jahren ein Sparprogramm. 2017 bahnte sich die nächste Insolvenz an, sie konnte gerade so eben noch abgewendet werden.

Hauptsponsor für Aufschwung verantwortlich

Bruchhagen urteilt gegenüber dem WDR nun: "Das ist ein Amateurverein, wie man ihn sich vorstellt. Mit großem Enthusiasmus in der Stadt und gleichzeitig geprägt von wirtschaftlicher Vernunft."

Damit meint Bruchhagen wohl vor allem den Hauptsponsor, ein großes Abrissunternehmen aus Gütersloh. Dessen Boss Thomas Hagedorn ermöglichte dem FCG finanzielle Sprünge. Auch vor dieser Saison waren Investitionen in gestandene Spieler mit Regionalliga-Erfahrung - wie Kevin Freiberger und Nico Buckmaier - möglich.

Festhalten an Trainer Hesse zahlt sich aus

Wie eng die Bindung zwischen Hauptsponsor und Klub ist, zeigt, dass Hagedorn in die Beratungen einbezogen wurde, als es in dieser Saison erst durchwachsen lief. "Wir waren als Favorit auserkoren", betont Vorstand Delker. "Es gab Unzufriedenheit im Umfeld und Forderungen, den Trainer zu wechseln. Da haben wir uns mit dem Sportlichen Leiter Rob Reekers, der Mannschaft und Hagedorn beraten."

Die Entscheidung fiel pro Julian Hesse aus, der den Verein 2018 schon einmal vor dem Abstieg bewahrt hatte. Der Endspurt mit nun elf Siegen in Folge war beispiellos - das Festhalten am 34-Jährigen zahlte sich aus.

Weitere Investitionen des Hauptsponsors in eine konkurrenzfähige Regionalliga-Mannschaft sind zu erwarten. Delker erklärt: "Ziel ist erstmal der Klassenerhalt. Aber wir wollen in der Regionalliga einen Stammplatz. Und nicht reingehen mit dem Motto: 'Schauen wir mal.'"

Pokalsieg als Krönung der Aufstiegssaison?

Erstmal geht es aber noch um den Meistertitel. "Auch in der Oberliga gibt es eine Schale hochzustemmen", sagt Delker.

Als Krönung der historischen Saison wäre noch der Westfalenpokal-Sieg (Finale gegen SpVgg Erkenschwick am 3. Juni, 14.15 Uhr) drin - und damit die Qualifikation für den DFB-Pokal. Möglich, dass Brinkmann und Bruchhagen dann nochmal zu einer Party antreten dürfen.