
Erster Turniersieg auf der World Tour Golfprofi Nick Bachem und die "verrückte Sache"
Nick Bachem hat am Wochenende sein erstes Golf-Turnier in der Eliteklasse gewonnen. Für ihn eine "verrückte Sache", die sich noch "unwirklich" anfühlt. Im Gespräch erzählt er warum.
Seit er denken könne, ist der Golfschläger sein liebstes Sportgerät und der Golfplatz der Ort, an dem er die meiste Zeit verbringt. Seinen ersten Golfschläger hatte er so mit fünf Jahren in der Hand, und sein erstes Turnier hat er mit sieben gespielt, erinnert sich der Kölner Nick Bachem. Nun hat er mit 23 erstmals auf der ganz großen Golfbühne triumphiert.
Ungewohnter Autogramm-Marathon nach Turniersieg
Beim Turnier in Johannesburg, seinem erst zwölften Start auf der DP World Tour (früher European Tour), hängte er die Konkurrenz mit vier Schlägen Vorsprung ab. "Das fühlt sich noch ein bisschen wie ein Traum an. Jetzt bin ich für immer ein Sieger auf der Tour", sagt Bachem am Dienstag dem WDR.
"Vor zwei Jahren war ich noch Amateurgolfer, und jetzt wollen Leute plötzlich Fotos und Autogramme haben. Damit war ich nach meinem Sieg drei Stunden beschäftigt", so Bachem. Das sei ein "schönes, aber auch komisches Gefühl": "Ich spiele doch nur eine Runde Golf."
Die spielt der Kölner gerade aber außergewöhnlich gut. Weil er immer darauf hingearbeit habe und Turniersiege als Profi sein Lebenstraum seien, genieße er diese Wertschätzung auch sehr. Nach dem Erfolg in Südafrika werde er sich nun wohl eine fünfwöchige Auszeit gönnen, ehe er bei Turnieren in Europa antritt.
"Auf gut Glück" nach Südafrika geflogen
Sein erster Triumph macht für ihn einiges leichter. "Durch den Sieg bin ich in der Gewinnerkategorie für dieses und das nächste Jahr", sagt Bachem. Das gebe bei der Auswahl der Turniere Planungssicherheit. In Südafrika habe er noch gezittert, ob er in Johannesburg und davor in San Francis Bay überhaupt ins Teilnehmerfeld rutschen würde. "Auf gut Glück" sei er runtergeflogen.

Nick Bachem beim Abschlag.
Der Weg zu seinem ersten Turniersieg glich einem Ritt auf der Erfolgswelle. In seinem Fall darf man das wörtlich nehmen, da er das Turnier in San Francis als leidenschaftlicher Surfer nicht zuletzt dafür genutzt hatte, um am Surfer-Hotspot Jeffrey's Bay die Wellen abzureiten. "Das war unfassbar schön. Wir haben direkt am Strand gewohnt. Meine Freundin war auch dabei. Das war schon eine Traumwoche für mich." Zwischen den Wellen ging es für ihn auf den Golfplatz, wo er als 18. bereits das bis dahin beste Ergebnis seiner Karriere auf der World Tour hinlegte.
Bachem deutet starke Form in Nairobi an
Ein Ergebnis, das er eine Woche darauf mit seinem ersten Turniersieg getoppt hat. Geholfen hätten ihm dabei aber nicht nur sein Surfbrett und die Wellen, sondern vor allem der Turnierauftritt in Kenia zu Beginn des Monats. Dort hatte Bachem seine starke Form beim Turnier in Nairobi bereits angedeutet, als er nach zwei Runden noch aussichtsreich auf Rang zwei lag.
Letztlich reichte es nach vier Runden "nur" zu Rang 52, was er als wichtige Erfahrung sieht. Eine gute Leistung "über vier Runden durchzuhalten, ist nochmal was anderes", so Bachem. Dass er zu solchen Leistungen fähig ist, davon sei er immer überzeugt gewesen. Aber am Ende sei eben vieles Kopfsache und eine Bestätigung in einer Siegerliste wichtig.
Top 50 der Welt sind Bachems Ziel
Touren wie die nach Südafrika machen ihm nichts aus: "Ich kenne es nicht anders. Ich freue mich immer unendlich auf zu Hause, aber wenn ich eine Woche zu Hause bin, kribbelt es in den Fingen, dass ich wieder los muss." Gute Voraussetzungen für eine Golfkarriere, bei der die ganz großen Turniere der PGA-Tour in Übersee locken.
Durch den Turniersieg in Johannesburg hat Bachem in der Weltrangliste einen Sprung um fast 200 Plätze auf Rang 273 gemacht. "Mein Ziel ist es, unter die Top 50 der Welt zu kommen, um alle Majors und großen Turniere zu spielen", sagt der Kölner. Den jüngsten Erfolg müsse er für sich aber erstmal einordnen und sich gegebenenfalls neue Ziele setzen: "Die Grenzen sind gerade ein bisschen aufgehoben. Dann ist ja vielleicht alles möglich. Meine Reise beim Golfen fängt gerade erst an."
"Hypermobilität" lässt Bachem an Karriere zweifeln

Nick Bachem im Gespräch mit seinem Caddie.
Bachem weiß das bereits Erreichte schon zu schätzen: "Man weiß nie, wie oft das passiert. Es gibt auch Leute, die haben zehn, 15 Jahre gespielt und nie ein Turnier gewonnen." Zudem habe er nach mehr als drei Jahren mit zahlreichen Verletzungen zwischenzeitlich daran gezweifelt, ob es überhaupt zum Profi reicht. Bänderrisse in Sprunggelenk, Schulter und Handgelenk hätten seinen großen Plan ins Wanken gebracht.
Erst beim Besuch eines Leistungsdiagnostikzentrums in Kalifornien mit dem Nationalkader sei aufgefallen, dass "Hypermobilität" sein Problem sei. Seine über das übliche Maß hinaus beweglichen Gelenke samt dazugehöriger Bänder habe er mittlerweile durch entsprechende Anpassungen im Training und beim Aufwärmen in den Griff bekommen.
In der Phase mit den vielen Verletzungen habe er "viel gelernt". Das bezieht er vor allem auf die mentale Ebene, auf der ihn eine Gelassenheit auszeichnet, die seinen sportlichen Ehrgeiz in leistungsfördernde Bahnen zu lenken scheint. So hätte man durchaus sagen können, es sei ein Risiko, nach der Schule ohne Ausbildung oder Studium auf die Profikarte zu setzen. Er habe das aber nie so gesehen: "Hätte das nicht geklappt, hätte ich eben was anderes gemacht." Trotzdem tue dieser erste Turniersieg ihm wie seinen Eltern gut: "Dass es jetzt geklappt hat, ist eine Riesenerleichterung."