Der neue BVB Terzics Maßnahmen fruchten

Stand: 30.01.2023 12:13 Uhr

Edin Terzic überraschte in Leverkusen mit einer unerwarteten Aufstellung. Vor allem zeigte sich der personell aufgeräumte BVB aber mit einer runderneuerten Arbeitseinstellung.

Von Olaf Jansen

Edin Terzic lächelte glücklich in der BayArena. Der Coach von Borussia Dortmund hatte am Sonntagabend in Leverkusen auch allen Grund, mit sich und der Welt im Reinen zu sein. Mit 2:0 hatte sein Team nicht nur bei den zuletzt so stark auftrumpfenden Bayer-Tempospielern gewonnen - der BVB hatte endlich auch einmal jene Seriosität und Konsequenz über 90 Minuten durchgezogen, die dem Team im vergangenen Jahr so häufig abgegangen waren.

BVB-Kader übervoll - Stars auf der Bank

"Alle haben es hervorragend umgesetzt", fand Terzic, der Experten, Fans und womöglich auch seine Spieler mit einigen personellen Maßnahmen überrascht hatte. In der Startaufstellung fehlten gestandene Kräfte wie Raphael Guerrero, Mats Hummels oder Donyell Malen, auch Youngster Youssoufa Moukoko schmorte 90 Minuten auf der Bank und musste zusehen, wie Sebastien Haller sein Startelfdebüt geben durfte und Routinier Anthony Modeste später wenigstens einige Minuten Spielzeit erhielt.

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Für Gio Reyna und Donyell Malen war auch kein Platz, stattdessen durfte Karim Adeyemi ran, später der junge Jamie Bynoe-Gittens. Vermeintliche Bundesliga-Schwergewichte wie Mo Dahoud und Thorgan Hazard hatten noch nicht einmal Platz im Kader gefunden. Terzic baute dafür Routinier Emre Can als zusätzlichen Sechser ein - der 29-Jährige ließ sich gegen die flinken Leverkusener bei Bedarf immer wieder in die Dreier-Abwehrkette fallen und lieferte eine taktisch einwandfreie Partie ab.

Marius Wolf - ein Allrounder spielt sich in den Vordergrund

Einen Platz in der ersten Elf hatte auch Marius Wolf gefunden - erstmals seit dem Spiel gegen Schalke im September. Und der etatmäßige Linksverteidiger, der ja im Prinzip ein Allronder ist, wusste vor allem mit seiner Einsatzfreude zu überzeugen. Mit 88 Prozent Zweikampfquote war er in dieser Disziplin auffälligster BVB-Spieler. Zudem war er an der Vorberitung beider BVB-Tore maßgeblich beteiligt. Dem 1:0 durch Adeyemi ging ein Wolf-Ballgewinn im Mittelfeld voraus, das 2:0 leitete er mit einer scharfen Hereingabe mustergültig direkt ein.

Dortmunds Torwart Gregor Kobel jubelt nach dem Sieg gegen Leverkusen

"Durchziehen" - Torwart Gregor Kobel

Dieser Biss, die Fokussierung und Konzentration auf die eigenen Aufgaben - die Wolf'schen Tugenden zeigten am Sonntagabend endlich einmal eigentlich alle BVB-Spieler. Und das über 90 Minuten. "Jetzt gilt es, dass wir das auch mal durchziehen", befand nach dem Spiel Keeper Gregor Kobel, der wie gewohnt ein sehr sicherer Rückhalt für sein Team gewesen war. Worauf der Keeper ansprach: Auch in der Vergangenheit hatte der BVB gute Phasen über auch mal mehrere Spieler, verlor dann aber allzuschnell den Fokus.

Terzic: "Sind wir bereit?"

Die drei Siege im neuen Jahr haben das Team wieder in die absolute Spitzengruppe der Liga zurückgespült - doch die Aufgaben werden nicht leichter. Am nächsten Samstag folgt das eminent wichtige Heimspiel gegen Tabellen-Nachbra SC Freiburg, bevor es in der Woche darauf im DFB-Pokal zum VfL Bochum geht. Und dann folgt das Bundesligaspiel bei Werder Bremen.

"Wir wollen in den Regionen, in denen wir jetzt sind, bleiben und weiter angreifen", kündigte Terzic nach dem Spiel an. Ohne die tiefen Dellen der Vergangenheit zu vergessen: "Macht uns nicht besser als wir sind. Wir haben schon immer noch ein paar Themen", sagte der Trainer und rief kurzerhand die ganze Restsaison zum Charaktertest aus: "Jetzt geht es darum: Sind wir bereit, den nächsten Schritt zu gehen? Machen wir jetzt weniger und müssen wieder was aufholen? Oder bleiben wir mittendrin, indem wir mit dem Fuß auf dem Gaspedal bleiben."