
WDR-Sport 1. FC Köln - die große Torarmut
Der 1. FC Köln will endlich mal wieder gewinnen. Am liebsten schon Samstag in Dortmund. Aber wie soll das gehen, ohne Torerfolge?
Als Steffen Tigges im Oktober 2021 sein erstes Bundesligator erzielte, jubelte er in Schwarz-Gelb. Vor der Dortmunder Südtribüne hatte er in der 63. Minute zum 2:0-Endstand für den BVB getroffen - und belämmerte Kölner zurückgelassen. Am Samstag soll alles anders werden für den mittlerweile 24-Jährigen: Dann tritt er im Trikot des 1. FC Köln bei seinem alten Dortmunder Klub an. Und sollte er tatsächlich erfolgreich sein - sollte er seinen Jubel besser nicht vor die Südtribüne verlegen - dort ist die Luft dünn für gegnerische Spieler.
Stürmer treffen nicht
Aber wahrscheinlich ist die Gefahr Kölner Angreifer-Bashings am Samstag auch nicht besonders groß. Denn die treffen ja nicht mehr. Seit Wochen nicht. Ganze drei Tore hat der 1. FC Köln in den sieben Spielen der Rückrunde geschossen - alle beim 3:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt. Seither herrscht Flaute. Bei Tigges. Bei dem neu dazugeholten Davie Selke. Und auch die angedachten Kölner Alternativ-Torschützen wie Linton Maina, Sargis Adamyan, Tim Lemperle und der aktuell verletzte Florian Dietz zündeten im Saisonverlauf kaum. Die meisten Tore erzielten bisher die Kölner Mittelfeldspieler Florian Kainz und Ellyes Skhiri (je fünf).
"Es ist nervig, weil wir es natürlich ändern wollen", hat Tigges jüngst dem "Kicker" gesagt. Er findet: "Wir analysieren, was wir falsch oder nicht ganz richtig machen. Wir müssen die Wahrscheinlichkeit auf Tore erhöhen, indem wir gute Bälle in den Strafraum spielen und wir Stürmer uns dort besser in Position bringen." Dann kämen die Tore auch fast von alleine: "Wenn die Vorlage perfekt ist, wird es in der Mitte einfach, das Ding reinzumachen."
789 Minuten ohne Tor

"Kein Händchenhalten" - Steffen Baumgart
789 Minuten sind die Kölner Stürmer nun schon ohne Tor. Trotzdem sagt Trainer Steffen Baumgart: "Wir werden kein Stürmerproblem daraus machen." Besondere Streicheleinheiten bräuchten die Angreifer vom Trainer und ehemaligen Stürmer ohnehin nicht. "Sie brauchen kein Händchenhalten von mir. Wir versuchen, als Mannschaft die Lösungen anzubieten und daran zu arbeiten."
Beängstigend ist, dass die Kölner keineswegs nur das Problem schlechter Chancenverwertung mit sich herumschleppen. Sie kommen kaum noch in gefährliche Situationen. Ein Vergleich der ersten sieben Spiele der Hin- und Rückrunde zeigt: In der Rückrunde erarbeiteten sich nur der FC Augsburg (22) und der 1. FC Union Berlin (21) weniger Torchancen als die Geißböcke (24).
"Natürlich gucken wir nach unten"
Wohin der Weg des FC führen wird, wenn es weitergeht mit der Torflaute, ist klar: in den Abstiegskampf. Das sieht auch Trainer Steffen Baumgart nicht anders. Ihn ärgern besonders die Niederlagen gegen Konkurrenten aus dem Tabellenkeller. "Natürlich gucken wir nach unten und das müssen wir auch, weil wir auch sehen, dass die anderen punkten. Gerade, auch wenn man gegen die direkte Konkurrenz spielt, und das haben wir gegen Stuttgart und Bochum jetzt zweimal zugelassen", sagte der Coach am Montag nach dem Training in einer kurzfristig eingerichteten Mixed-Zone für neugierige Journalisten.
Doch Baumgart möchte auch nicht zu viel Panik verbreiten. Er glaubt: "Im Fußball läuft nicht immer alles gradlinig. Entscheidend ist, dranzubleiben. Die Jungs haben keinen Grund, mit sich zu hadern, weil sie gut arbeiten. Und wenn sie das weitermachen, dann wird auch der Erfolg wiederkommen." Und Steffen Tiges? Der freut sich auf die Rückkehr in die alte Heimat: "Ich freue mich darauf, alte Bekannte wiederzusehen und in Dortmund zu sein!" Jubeln vor der Südkurve wird er so oder so nicht.